Elegisches Plädoyer für die Natur
Fünf Personen in einem abgeschlossenen Raum, von dem aus ein Kontakt mit der Außenwelt nicht möglich ist: Sobols Stück steht in der Tradition der in den 50er und 60er Jahre verbreiteten Kammerstücke, die ganz von der Schauspielkunst und den geschliffenen Dialogen leben. Seine Dialoge kreisen um ein brisantes Thema.
Alle fünf Personen arbeiten in einem Pharmaunternehmen, kommen aus den verschiedenen Firmenabteilungen und treffen inkognito unter Decknamen aufeinander. Man vermeidet sogar den Begriff: Medikamente für Menschen, greift stattdessen zu Pflanzen wie der Kartoffel oder der Zwiebel. Einer von ihnen ist Wissenschaftler und hat ein Serum entwickelt, das Leben verlängern kann, aber - im Fall von Tierexperimenten jedenfalls - zur Sterilität führt. Produzieren und vermarkten oder vor dem Risiko zurückscheuen, diese Frage entwickelt sich in subtilen Wendungen bald zum Eingeständnis materieller Gier. Gemacht wird, was machbar ist, vermarktet, was vermarktbar ist. Nur selbst probieren will zunächst keiner, erst als der Wissenschaftler mit der Vernichtung seiner Erfindung droht.
Nach der Pause erleben wir die fünf in verheerendem Zustand, infantil, fast debil. Folgen des Selbstexperiments? Die Antwort bleibt dem Zuschauer überlassen, dramaturgisch aber ist dieser zweite Teil sehr viel schwächer als der erste. Christine Gnann setzt in ihrer behutsamen Inszenierung ganz auf das Aufeinanderprallen der Argumente, arbeitet die unterschiedlichen Mentalitäten heraus, sodass spürbar wird, wer aus der Entwicklungsabteilung, wer aus dem Marketingbereich kommt.
Am subtilsten gelingt Cornelius Nieden die Charakterisierung; er spielt einen Wissenschaftler, der hin- und hergerissen ist zwischen Verzweiflung über die möglichen Folgen seiner Entdeckung und dem Stolz des Entdeckers. An das Ende seines Stücks stellt Sobol ein elegisches Plädoyer für die Natur: Kartoffeln genetisch unverändert, Zwiebeln in ihrem ganzen Geschmacksspektrum.
Joshua Sobol: Die Todesangst der Zwiebeln
tri-bühne, Stuttgart
Regie: Christine Gnann
Nach der Pause erleben wir die fünf in verheerendem Zustand, infantil, fast debil. Folgen des Selbstexperiments? Die Antwort bleibt dem Zuschauer überlassen, dramaturgisch aber ist dieser zweite Teil sehr viel schwächer als der erste. Christine Gnann setzt in ihrer behutsamen Inszenierung ganz auf das Aufeinanderprallen der Argumente, arbeitet die unterschiedlichen Mentalitäten heraus, sodass spürbar wird, wer aus der Entwicklungsabteilung, wer aus dem Marketingbereich kommt.
Am subtilsten gelingt Cornelius Nieden die Charakterisierung; er spielt einen Wissenschaftler, der hin- und hergerissen ist zwischen Verzweiflung über die möglichen Folgen seiner Entdeckung und dem Stolz des Entdeckers. An das Ende seines Stücks stellt Sobol ein elegisches Plädoyer für die Natur: Kartoffeln genetisch unverändert, Zwiebeln in ihrem ganzen Geschmacksspektrum.
Joshua Sobol: Die Todesangst der Zwiebeln
tri-bühne, Stuttgart
Regie: Christine Gnann