Elegant, aber nicht zu schick
Die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin will das nächste große Ding werden. Neben den großen Namen der Branche wie Vivienne Westwood oder Hugo Boss sind auch ganz junge Modelabels vertreten. Darunter auch Talkingmeanstrouble der Schwestern Andrea und Bianca Hartwig. Deren Kollektion zeichnet sich durch kleine, liebevolle Details aus.
Am Anfang ist immer das Wort. EIN Wort.
Andrea Hartwig: „Meine Kollektionen entstehen eigentlich so, dass ich ein Wort suche. Für mich. [ ... ] Ich erzählt ja nicht viel über die Kollektion, sondern ich gebe ja meinen Kunden und allen eigentlich nur einen Titel. Und da kann er eigentlich alles draus erkennen, wenn er die Kollektion sieht, was ich damit sagen will. Und mein Ziel ist einfach ein Wort zu finden, was den Zeitgeist der Zukunft beschreibt.“
Den Zeitgeist der Zukunft beschreibt Andrea Hartwig mit Worten wie Audition, also Vorsprechen, Dawn, also Dämmerung oder Black Ruby, Schwarzer Rubin. Das klingt ein wenig abgehoben und so richtig erschließt sich vermutlich auch nicht jedem, was für Geschichten die Kollektion anhand einzelner Worte erzählen will. Aber das ist vielleicht auch nicht so wichtig. Denn bei einem Modelabel mit dem Namen Talkingmeanstrouble sollte man ohnehin vorsichtig sein mit jedem Wort. Weil Reden eben Ärger bedeutet.
„Das ist natürlich sehr ironisch ausgedrückt, wenn man es so wortwörtlich übersetzt. Grundsätzlich ist es eine ganz gute Beschreibung für Bianca und mich. Weil wir halt so Typen sind, die nicht so besonders viel reden, sondern machen wollen. Also wir reden natürlich – aber wir reden nicht erst lange über Dinge, sondern wir tun sie auch.“
Andrea Hartwig war gerade 22, als sie mit einer Kommilitonin von der Berliner Esmod-Modeschule ihr eigenes Modelabel startete. „Hartbo & L'wig“ im Prenzlauer Berg avancierte in der Modeszene schnell zum Geheimtipp. Bianca, die zwei Jahre ältere Schwester, studierte damals noch Betriebswirtschaftslehre und half den beiden immer dann aus, wenn die Buchhaltung zu chaotisch wurde. Als sich „Hartbo & L'wig“ vor zwei Jahren trennten, taten sich die zwei Schwestern zusammen und gründeten ihr Familienunternehmen Talkingmeanstrouble. Bianca managt, verkauft und macht die Buchhaltung, Andrea ist die Kreative, der Kopf des Labels.
„Das ist ganz komisch. Irgendwie war es bei mir so, dass ich immer Mode machen wollte. Ich hab mich immer für Mode interessiert – ich war schon als kleines Kind sehr drauf versessen, mich selbst anzuziehen. Da hör ich immer wieder so Geschichten, dass ich die seltsamsten Kombinationen machte, so Wintersachen im Sommer anziehen und Sommersachen im Winter, das hatte ich schon immer.“
Die Boutique der Schwestern liegt in Berlins Mitte und ist so wie die Mode von Talkingmeanstrouble: Elegant, aber nicht zu schick. Geraffte weiße Tücher bedecken die Wände. Ein alter Fensterrahmen simuliert ein Fenster. Die aktuelle Kollektion – viel Grau, viel Weiß, wenig Farben, edle, fließende Stoffe, hängt sorgfältig sortiert an den Stangen. Dezente Prints, also Drucke, von kleinen Vögeln finden sich auf den Blusen, den Kleidern und im Inneren eines Mantelkragens wieder. Kleine liebevolle Details, die typisch sind für die Kollektionen von Andrea Hartwig.
Die 27-Jährige ist herzlich, uneitel und eine pragmatisch-humorvolle Frau. Mit 180 cm hat sie selbst die Größe eines Models und wirkt mit ihren langen dunklen, locker zusammengebundenen Haaren und den konzentriert energischen, aber dann doch weichen Gesichtszügen irgendwie bodenständig. Und sie ist nicht beratungsresistent. Das schätzen auch die Schneiderinnen und Praktikanten, mit denen sie ihre Entwürfe bespricht.
„Ach, ich bin ne nette Chefin“ – lacht – „und Bianca auch. [ ... ] Das ist uns sehr wichtig, dass uns da gute Stimmung ist.“
Wie viele Modedesigner, die andere anziehen, trägt sie eher schlichte Kleidung. Enge Röhrenjeans, dazu graue Converse-Turnschuhe und eine weite hellgraue Bluse, mit kleiner Knopfleiste und weiten Puffärmeln aus der eigenen Kollektion. Dazu, wie auch die Schwester, ein leichtes Baumwolltuch locker um den Hals geworfen, bedruckt mit kleinen, leeren Sprechblasen, dem Logo von Talkingmeanstrouble.
Inspiration für ihre Arbeit findet sie überall – im Kino, unterwegs auf dem Fahrrad oder bei einer Ausstellung. Oder ganz einfach bei Musik, wie der von Lou Reed oder Hey-o-Hansen, einem befreundeten Musiker.
„Mode ist MEIN LEBEN! Einerseits verdiene ich damit Geld – es ist mein Ziel, meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, aber es ist auch meine Freude. Ich hab mir halt die Selbstständigkeit ausgesucht mit einem Beruf, der mein Leben ist, der mir Freude macht. Mein Beruf ist gleichzeitig meine Freizeit.“
Der Beruf als Freizeit – das ist die notorische Erfolgsformel für Selbstständige. Nur so lässt sich ein 14 Stunden Tag wegstecken. Im vergangenen Jahr wurde Andrea Hartwig für ihren Fleiß und ihre Kreativität als einer von „100 Köpfen von morgen“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin vorgestellt. Neben 99 anderen Menschen mit Ideen, Ehrgeiz und Visionen. Ihre Kollektionen werden inzwischen auch in Japan verkauft.
Nach mehr als 10 Saisonen – Modemacher zählen so einen Zeitraum von 5 Jahren, ist Andrea Hartwig gelassener geworden. Katastrophen wie zu spät oder falsch gelieferte Stoffe werfen sie nicht mehr aus der Bahn. Auf überflüssige Worte verzichtet sie dann einfach. Denn sie weiß: Talking means trouble.
„Mein Traum in Bezug auf meinen Beruf ist einfach, dass wir das, was wir machen, einfach immer auf die Art, wie wir es zur Zeit machen, step by step, ein bisschen größer kriegen. Und halt nicht auf so eine schnelle brachiale Art – sondern ein bisschen auf die leise Art.“
Andrea Hartwig: „Meine Kollektionen entstehen eigentlich so, dass ich ein Wort suche. Für mich. [ ... ] Ich erzählt ja nicht viel über die Kollektion, sondern ich gebe ja meinen Kunden und allen eigentlich nur einen Titel. Und da kann er eigentlich alles draus erkennen, wenn er die Kollektion sieht, was ich damit sagen will. Und mein Ziel ist einfach ein Wort zu finden, was den Zeitgeist der Zukunft beschreibt.“
Den Zeitgeist der Zukunft beschreibt Andrea Hartwig mit Worten wie Audition, also Vorsprechen, Dawn, also Dämmerung oder Black Ruby, Schwarzer Rubin. Das klingt ein wenig abgehoben und so richtig erschließt sich vermutlich auch nicht jedem, was für Geschichten die Kollektion anhand einzelner Worte erzählen will. Aber das ist vielleicht auch nicht so wichtig. Denn bei einem Modelabel mit dem Namen Talkingmeanstrouble sollte man ohnehin vorsichtig sein mit jedem Wort. Weil Reden eben Ärger bedeutet.
„Das ist natürlich sehr ironisch ausgedrückt, wenn man es so wortwörtlich übersetzt. Grundsätzlich ist es eine ganz gute Beschreibung für Bianca und mich. Weil wir halt so Typen sind, die nicht so besonders viel reden, sondern machen wollen. Also wir reden natürlich – aber wir reden nicht erst lange über Dinge, sondern wir tun sie auch.“
Andrea Hartwig war gerade 22, als sie mit einer Kommilitonin von der Berliner Esmod-Modeschule ihr eigenes Modelabel startete. „Hartbo & L'wig“ im Prenzlauer Berg avancierte in der Modeszene schnell zum Geheimtipp. Bianca, die zwei Jahre ältere Schwester, studierte damals noch Betriebswirtschaftslehre und half den beiden immer dann aus, wenn die Buchhaltung zu chaotisch wurde. Als sich „Hartbo & L'wig“ vor zwei Jahren trennten, taten sich die zwei Schwestern zusammen und gründeten ihr Familienunternehmen Talkingmeanstrouble. Bianca managt, verkauft und macht die Buchhaltung, Andrea ist die Kreative, der Kopf des Labels.
„Das ist ganz komisch. Irgendwie war es bei mir so, dass ich immer Mode machen wollte. Ich hab mich immer für Mode interessiert – ich war schon als kleines Kind sehr drauf versessen, mich selbst anzuziehen. Da hör ich immer wieder so Geschichten, dass ich die seltsamsten Kombinationen machte, so Wintersachen im Sommer anziehen und Sommersachen im Winter, das hatte ich schon immer.“
Die Boutique der Schwestern liegt in Berlins Mitte und ist so wie die Mode von Talkingmeanstrouble: Elegant, aber nicht zu schick. Geraffte weiße Tücher bedecken die Wände. Ein alter Fensterrahmen simuliert ein Fenster. Die aktuelle Kollektion – viel Grau, viel Weiß, wenig Farben, edle, fließende Stoffe, hängt sorgfältig sortiert an den Stangen. Dezente Prints, also Drucke, von kleinen Vögeln finden sich auf den Blusen, den Kleidern und im Inneren eines Mantelkragens wieder. Kleine liebevolle Details, die typisch sind für die Kollektionen von Andrea Hartwig.
Die 27-Jährige ist herzlich, uneitel und eine pragmatisch-humorvolle Frau. Mit 180 cm hat sie selbst die Größe eines Models und wirkt mit ihren langen dunklen, locker zusammengebundenen Haaren und den konzentriert energischen, aber dann doch weichen Gesichtszügen irgendwie bodenständig. Und sie ist nicht beratungsresistent. Das schätzen auch die Schneiderinnen und Praktikanten, mit denen sie ihre Entwürfe bespricht.
„Ach, ich bin ne nette Chefin“ – lacht – „und Bianca auch. [ ... ] Das ist uns sehr wichtig, dass uns da gute Stimmung ist.“
Wie viele Modedesigner, die andere anziehen, trägt sie eher schlichte Kleidung. Enge Röhrenjeans, dazu graue Converse-Turnschuhe und eine weite hellgraue Bluse, mit kleiner Knopfleiste und weiten Puffärmeln aus der eigenen Kollektion. Dazu, wie auch die Schwester, ein leichtes Baumwolltuch locker um den Hals geworfen, bedruckt mit kleinen, leeren Sprechblasen, dem Logo von Talkingmeanstrouble.
Inspiration für ihre Arbeit findet sie überall – im Kino, unterwegs auf dem Fahrrad oder bei einer Ausstellung. Oder ganz einfach bei Musik, wie der von Lou Reed oder Hey-o-Hansen, einem befreundeten Musiker.
„Mode ist MEIN LEBEN! Einerseits verdiene ich damit Geld – es ist mein Ziel, meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, aber es ist auch meine Freude. Ich hab mir halt die Selbstständigkeit ausgesucht mit einem Beruf, der mein Leben ist, der mir Freude macht. Mein Beruf ist gleichzeitig meine Freizeit.“
Der Beruf als Freizeit – das ist die notorische Erfolgsformel für Selbstständige. Nur so lässt sich ein 14 Stunden Tag wegstecken. Im vergangenen Jahr wurde Andrea Hartwig für ihren Fleiß und ihre Kreativität als einer von „100 Köpfen von morgen“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin vorgestellt. Neben 99 anderen Menschen mit Ideen, Ehrgeiz und Visionen. Ihre Kollektionen werden inzwischen auch in Japan verkauft.
Nach mehr als 10 Saisonen – Modemacher zählen so einen Zeitraum von 5 Jahren, ist Andrea Hartwig gelassener geworden. Katastrophen wie zu spät oder falsch gelieferte Stoffe werfen sie nicht mehr aus der Bahn. Auf überflüssige Worte verzichtet sie dann einfach. Denn sie weiß: Talking means trouble.
„Mein Traum in Bezug auf meinen Beruf ist einfach, dass wir das, was wir machen, einfach immer auf die Art, wie wir es zur Zeit machen, step by step, ein bisschen größer kriegen. Und halt nicht auf so eine schnelle brachiale Art – sondern ein bisschen auf die leise Art.“