Eldorado des Ostens

Von Sven Näbrich |
Hohe Fichtenwälder, endlose Wanderwege, idyllische Fachwerkhäuser und schieferbedeckte Dächer - so kennt man das touristische Thüringen. Eine volkstümliche Idylle, die jedes Jahr unzählige Besucher anzieht. Dabei gibt es hier noch ganz andere Schätze zu entdecken. Seit Jahrmillionen liegt hinter hartem Gestein und unter dicken Lehmschichten Gold verborgen.
Einst zählte das Thüringer Schiefergebirge am Rande des Thüringer Waldes zu den einträglichsten Goldabbaugebieten der Erde. Und auch in der Gegenwart noch suchen eifrige Schatzjäger nach dem wertvollen Rohstoff.

"Wir fahren jetzt hier im Grümpental entlang, und die Grümpen ist einer der goldhöffigsten Bäche in Thüringen und damit also auch von ganz Deutschland. Hier kommen auch Goldwäscher aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland her. Die Grümpen ist unter Kennern bekannt für ihre gutes Goldvorkommen."

Markus Schade in seinem Revier. Mit seinem alten Ford fährt der 52-Jährige entlang der Grümpen. Der studierte Geologe kennt die Region südlich des Rennsteiges wie seine Westentasche. Jede Biegung, jeden Hang. Und vor allem das schmale Flussbett der Grümpen. Seit Jahren erkundet Schade die Goldvorkommen im Thüringer Schiefergebirge. Den meisten dürfte das Gebiet vor allem wegen seiner Schiefer-Vorkommen bekannt sein. Das so genannte schwarze Gold wurde über viele Jahrhunderte der Natur abgerungen und hat der Region ihren Namen gegeben. Im Mittelalter indes wurde hier auch echtes Gold gefunden. Und noch heute gilt das Thüringer Schiefergebirge unter Experten als El Dorado des Ostens.

"... Ja, nicht nur Osten, das ist an sich deutschlandweit eine der attraktivsten Goldregionen. Wenn man jetzt mal über die Grenze schaut gibt’s noch interessantere Gegenden – Tschechien ist zum Beispiel noch goldreicher. Da liegen auch noch richtige Lagerstätten, die man eigentlich sogar abbauen könnte, was aber aus Umweltschutzgründen nicht getan wird. Aber so deutschlandweit ist das hier eigentlich so ein bisschen das Highlight."

Die Hochzeit des Goldes liegt aber schon lange zurück. Vom 12. bis ins 16. Jahrhundert hinein zählte die Gegend zu den ergiebigsten Goldabbaugebieten der Erde. Tonnenweise holten die Bergleute damals das Edelmetall aus dem Fels – bis 1593 die letzte Grube geschlossen wurde. Attraktivere Abbaugebiete in Übersee waren entdeckt worden, was das Goldschürfen in heimischen Gefilden unrentabel machte. Seither ist es schwierig, hier mit Gold Geld zu verdienen. Dafür sind die gefundenen Mengen einfach zu gering. Es sei denn, die Schatzsucherstimmung lässt sich in ein touristisches Konzept verpacken –wie bei Markus Schade und seiner Frau Karin. Die beiden haben sich 1997 in der verschlafenen Region einen Traum erfüllt und in einem alten Fachwerkhaus in Theuern ein Goldmuseum eröffnet. Markus Schade, von Kindheit an auf Gold versessen, führt mit einigem Stolz die Besucher durch die engen Räume des goldgelben Hauses. Schon von der Straße weist eine überdimensionale Goldwaschpfanne den Weg.

"Wir sind hier im Deutschen Goldmuseum in dem kleinen Dorf Theuern im Süden von Thüringen. Das ist das erste und immer noch einzige Goldmuseum in Deutschland. Ja, und wir zeigen hier in drei Abteilungen einen Gesamtüberblick zur Geologie des Goldes. Dass man mal einen Begriff kriegt, was ist überhaupt Gold, wie kann man das unterscheiden von anderen Mineralen und wie sieht das aus, wo kommt das vor, wie bildet sich das? Die zweite Abteilung ist dann was zur Geschichte, vor allen Dingen natürlich hier in Thüringen, aber auch in ganz Deutschland und weltweit. Und die dritte Abteilung ist dann die moderne Goldsuche."

Auf rund 160 qm präsentiert Schade alles, was es über Gold zu wissen gibt. Entstehung, Abbau, Verarbeitung. Sogar ein Pochwerk hat der gebürtige Berliner in Miniaturform nachbauen lassen. Mit solch einem Hammerwerk wurde früher das Gold aus dem Muttergestein heraus gebrochen.

"Ja, wir haben hier zum geschichtlichen Teil mal als Modell ein Pochwerk nachgebaut, wo man sieht, wie der goldhaltige Quarz, der aus den Goldgruben angeliefert wurde, aufbereitet wurde. Das heißt der wurde erst zerstampft, zerstoßen, verpocht, wie der Bergmann sagt, mit Hilfe von Wasserkraft zerkleinert, und das zerkleinerte Material wurde dann ganz normal mechanisch durchgewaschen, wie der normale Flusskies auch, also das leichte Material abgeschwemmt, das schwere Gold bleibt zurück in der Waschpfanne."

Den Waschvorgang können die Museumsbesucher am Ende des Rundgangs selbst nacherleben. In einer Art Halb-Trockenübung demonstriert Schade das Prinzip des Goldwaschens. Dazu steht im letzten Ausstellungsraum ein Gummibottich bereit, leicht gefüllt mit Schlamm und Wasser. Schade schöpft einen Teil des matschigen Gebräus in eine runde Pfanne und bewegt diese mit kreisenden Bewegungen im seichten Wasser. Den Rest erledigt die Schwerkraft.

"Das Goldwaschen funktioniert seit der Antike immer nach dem gleichen Prinzip, nämlich der Trennung des schweren Edlen vom leichten Unedlen. Um das zu Erreichen, muss man erst mal alles mit reichlich Wasser kräftig auf der Stelle auflockern und durchschütteln mit reichlich Wasser. Dabei löst sich der Lehm, den kann man abgießen, und gleichzeitig ist jetzt in der Pfanne alles vorsortiert: Die Schwerminerale liegen ganz unten auf dem Boden der Pfanne, und das, was hier oben zu sehen ist, das ist der wertlose Kies."

Lagern sich viele Schwerminerale in der Pfanne ab, so ist das ein guter Hinweis auf goldhaltiges Material. Im Museum ist das natürlich alles arrangiert und auf den Aha-Effekt hin programmiert. Das Konzept der Erlebnisausstellung kommt aber gut an. 10.000 bis 12.000 Besucher kommen jährlich nach Theuern, um sich in die Welt des Goldes entführen zu lassen. Seit knapp zehn Jahren betreiben Schade und seine Frau nun schon die Ausstellung. Mittlerweile sind auch andere auf das Marketingkonzept aufgesprungen. Vor allem in der Tourismusbranche. Im benachbarten Schalkau etwa wurde kurzerhand ein Goldpfad eröffnet. Auf insgesamt 27 Kilometern lernt der Besucher so die traditions- und goldreichsten Orte der Region kennen, erklärt Edeltraud Kranich von der Touristinformation in Schalkau.

"Der Goldpfad wurde angelegt im Hinblick auf die Historie, die es um das 12. oder 13. Jahrhundert hier in unserer Region gab. Da wurde hier sehr aktiv Goldbergbau und auch das Goldwaschen betrieben entlang der Grümpen und der Schwarza. Beide Flüsse zählen in Deutschland zu den goldreichsten Flüssen überhaupt, die hier geführt werden. Und das war eigentlich der wichtigste Broterwerb zur damaligen Zeit für das Überleben hier in dieser bergigen Region."

Früher war Kranich Ingenieurin für Maschinenbau, heute führt sie Touristen über den Goldpfad durchs Thüringer Land. Zu DDR-Zeiten war der Landstrich Sperrgebiet, Zutritt nicht gestattet. Offiziell streiften nur Rehe und Füchse durch die Wälder. Und Grenzsoldaten. Aber keine Goldsucher.

"Also zur damaligen Zeit hat das keine Rolle gespielt. Man wusste zwar als Einheimischer, dass eben im 12./13. Jahrhundert oder dann in diesem Bereich hier Gold gewaschen wurde. Aber dass es jetzt für diesen ehemaligen FDGB-Urlauber den wir ja bis ´61 hier auch sehr hatten – wir waren ja alle Orte hier Luftkurorte – aber dieses Gold, dieses Thema Gold wurde da praktisch nicht in die Waagschale gelegt."

1961 wurde die Region im ehemaligen DDR-Bezirk Suhl zur Sperrzone deklariert, das Gebiet war damit völlig abschottet. An Tourismus war nicht zu denken. Selbst Einheimische konnten nur mit Passierschein oder in Begleitung eines Wachsoldaten in die umliegenden Wälder. Für die meisten aber gab es überhaupt keinen Zutritt in die urwüchsige Landschaft des Thüringer Schiefergebirges. Ein Niemandsland. Heute ist das anders. Die Tourismusverantwortlichen versuchen mit gezielten Aktionen wie dem Goldpfad Gäste anzulocken. Das Rückbesinnen auf die Vergangenheit soll sich in barer Münze auszahlen. Die Spur über den Goldpfad führt auch nach Theuern, zurück ins Goldmuseum, wo Markus Schade eine Gruppe Mediziner erwartet. Die abenteuerhungrigen Ärzte wollen im ehemaligen Goldabbaugebiet auf Exkursion gehen. Schade begleitet sie. / In Steinheid, fünf Kilometer von Theuern entfernt, stoppt der Konvoi. Am Straßenrand sammelt der Experte die Laien um sich herum und verschafft ihnen einen ersten Überblick – über das, was war, und das, was sie erwartet.

"So, meine Damen und Herren, man sollte es kaum glauben, wir sind hier mitten in einem Goldbergbaurevier. Und zwar mitten in dem Goldbergbaugebiet von Steinheid, was ich vorhin auf der Karte gezeigt habe. ... Hier links hinter mir sehen Sie die Schiffskuppel, das ist eines der Goldbergbauzentren, und auf der anderen Seite den so genannten Erzberg. Und wir gucken uns jetzt mal hier an, woher das ganze Gold eigentlich kommt und schauen mal, wie die früher das aus dem Berg herausgeholt haben. Wir gehen ganz auf schmalen Pfaden. Ich bitte darum, dass alle ein bisschen zusammen bleiben, also auf dem Weg, dass wir die Natur hier nicht beunruhigen. Hier gibt’s halt noch ein paar Kreuzottern und Ringelnattern und Eidechsen und so, dass wir da keinen großen Stress machen. Die Hunde sind auch an der Leine, ist okay, so, dann geht’s los."

Steil geht es bergauf. Markus Schade hat nicht zuviel versprochen. / Die Hobby-Goldjäger kommen ins Schwitzen, auch wenn sie das nicht zugeben. Doch so hoch in den Thüringer Bergen kann einem schon mulmig werden, oder?
Ehepaar Wünsch: "Nein, das nicht. Man sieht ja die Berge rechts und links, und ich bin ganz froh – ich bin nicht ganz schwindelfrei – dass mir der Weg hier nichts ausmacht. Ich hab mich also hier hoch gewagt und da bin ich froh, dass ich’s gemacht hab." …
"Ich bin aus Thüringen und habe in den Thüringer Bergen immer mal meine Waden gestählt und demzufolge habe ich da nicht so große Schwierigkeiten, bergauf, bergrunter."

Markus Schade läuft vornweg. Es dauert nicht lange, und er identifiziert die ersten Goldspuren. Zielsicher greift er in einen Gesteinshaufen und zieht einen graubraunen Brocken heraus.

"Na, das riecht schon nach Gold, wie der Goldsucher sagen würde. Hier haben wir einen Quarzgang im Quarzit, zusammen mit jeder Menge Hematit, also Eisenerz. Und das auch recht mürbe. Das sind so die typischen Goldquarzgänge. Der Quarz und der Hematid, wo so ne Kombination ist, da könnte auch mal ein bisschen Gold dabei sein."

Der Laie erkennt freilich kaum mehr als einen normalen Stein. Um mit der Unwissenheit aufzuräumen, schiebt Schade eine Lehrstunde ein. Er steigt auf einen flachen Felsvorsprung und wartet, bis sich das Auditorium um ihn versammelt hat. Dann setzt Schade an. Den Stein in der Hand, verweist er auf die glatte Felswand hinter ihm.

"Hinter uns dieses Gestein, dieses dickbankige, sehr harte und zähe Material, das ist der Quarzit, und der ist auch gleichzeitig das Muttergestein für die Goldquarzgänge gewesen, und wie so ein Goldquarzgang im Prinzip aussieht, das hab ich hier mal in der Hand. Und wenn der schön mürbe und eisenschüssig ist, wie man sagt, also jede Menge von diesem rotbraunen Hematid enthält, dann lohnt sich’s auch mal den aufzuheben und auch mal genauer hinzuschauen. Und wenn da ein gelbes Fünkchen dabei ist, dann ist das mit ziemlicher Sicherheit Gold. Aber da muss man halt Glück haben. Und ich hab mal bei mir ne Hochrechnung gemacht: Also ich muss ungefähr 25000 so ne Steine in die Hand nehmen, dass einmal Gold dabei ist. Vielleicht ist ja unter ihnen ein Glückspilz, der schon es schon nach 15000 Steinen schafft. (alle lachen) So, weiter geht’s."

Ohne Zweifel hat Schade auch Züge eines Entertainers. Mit rotem Halstuch und nie um eine Antwort verlegen führt er die noch immer erstaunlich wackeren Mediziner immer höher ins Thüringer Schiefergebirge. Auf schmalen Pfaden geht es ins ehemalige Abbaugebiet. Nicht lange und die ersten Überreste eines Quarzganges werden sichtbar. Über Fels und Schotter bahnt sich die Gruppe den Weg zu einem Spalt, der schmal in eine Steinwand eingehauen ist. Hier wurde der goldhaltige Quarz aus dem Fels gebrochen.

"Der wurde abgebaut. Dann hat man den Quarz hier runter transportiert. Die drei Häuser, die hier stehen, das waren die sog. Pochhäuser, da hat man den Quarz gepocht, also aufbereitet, und irgendwann haben die dann mal von unten runtergebläkt: ‚Gold zu Ende, der Gehalt nimmt ab’, und dann haben die halt den Vortrieb eingestellt und die nächste Schicht von dem Quarzgang abgebaut. So ist dieser ganze Gang von unten bis oben rausgebaut worden."

Auch für die Hobby-Schatzjäger steht heute noch die Goldsuche an. Auf dem Rückweg den Berg hinab schwelgen einige schon in Vorfreude auf den kommenden Fund. Dabei werden archaische Gefühle wach. Die Zivilisation scheint weit zurückzuliegen.
Touristen: "Na, ich werde den finden. Nicht, dass ich das nur wollte – das ist schon beschlossene Sache ... man muss ja nur dran glauben."
"Der touristische Schmäh, den gibt’s ja hier nicht. Das ist ja reine Natur. Hier kann man nur das finden, was wirklich drin war."

Mit den Autos fahren die ambitionierten Schatzjäger zur nächsten Station des heutigen Ausfluges, dem Waschplatz, keine 50 Meter von der Straße entfernt. Hier, an den Ufern der Grümpen, wartet der emotionale Höhepunkt des Tages – das Goldwaschen. Bevor es losgeht, reicht Karin Schade den Hungrigen eine kleine Stärkung – selbstgekochte Goldgräberpfanne. Darin enthalten: Schweinefleisch, Pilze, Gurken und Schmand, alles abgeschmeckt mit etwas Ketchup. Nach der Verpflegung wird mit einem Glas Sekt und dem dazugehörigen Trinkspruch auf große Taten angestoßen.

"Wir gehen jetzt an den Goldbach mit einem dreifachen Gut …"

Karin Schade verteilt schnell noch die benötigten Gerätschaften: Waschpfannen, Spaten, Eimer und Gummistiefel.

"In die Schaufeln teilen wir uns ein bisschen rein in kleinen Grüppchen ... Schaufel teilen sich dann zwei drei rein, die liegen dann eh nur rum ... Pfanne da drüben … Hier sind noch Pfannen … Nö, können sie mitnehmen ... Sie können sich nachher auch noch mal mit anderen aushelfen ... Hier gibt’s noch Pfannen."

Nachdem alles ausgeteilt ist, strömen die erwartungsfreudigen Mediziner ans Ufer der Grümpen. Karin Schade - Deutschlands einzige Goldwäscherin mit Gewerbeschein – verstaut die übrig gebliebenen Gerätschaften im Auto und sinniert über die Erfolgsaussichten der Novizen.

"Na, das ist unterschiedlich. Es hängt immer ein bisschen von der Geschicklichkeit des Einzelnen ab, aber auch Glück. Man braucht ne ganze Portion Glück neben aller Portion Geschicklichkeit. Weil, die Natur gibt mir zwar Zeichen, aber sie sagt mir letzten Endes nie hundertprozentig, wo das Gold abgelegt wurde. Aber, man kann eigentlich die Zeichen der Natur lesen lernen."

Wie das funktioniert, erklärt derweil Ehemann Markus unten am Wasser. Er demonstriert den richtigen Umgang mit der Waschpfanne. Der flache Teller soll das Gold zum Vorschein bringen. Bevor es soweit ist, gibt Schade einige Anweisungen, auf was es beim Goldwaschen zu achten gilt. Dazu steigt er in die Grümpen und füllt einen Eimer mit Uferschlamm. Wie es aussieht, scheint die Stelle günstig zu sein.

"Die großen Steine und da, der anhaftende Lehm. Das sieht lecker aus. Das ist genau das Zeug, was wir brauchen."

Dann kippt der Goldexperte die dickflüssige Masse aus Lehm und Steinchen in die flache Waschpfanne und schwenkt sie im seichten Wasser. Nach einiger Zeit setzt sich am Pfannenboden ein schweres, eisenhaltiges Sediment ab.

"... also ein bisschen Rest von Sand und diese typischen rotbraunen Eisenerzkörner. Das kommt jetzt alles auf die Seite."
"... aber kein Nugget"
... na, Moment ... warten wir mal. Und dann wird gezogen, das heißt mit etwas Wasser und solchen Schaukelbewegungen zieh ich mir jetzt Körnchen für Körnchen über den flachen Boden der Pfanne, und hier in dem Bereich in der Mitte ... da ist schon das erste Gold – sehen Sie das liegen dort?"
"Ja! Ja, ja ..."
"Schön Was, ist das wirklich Gold?"
" Ja, guck mal hier."

Ein gelbes Pünktchen, mehr ist es nicht, doch als Anreiz völlig ausreichend. In Gummistiefeln und mit Pfanne und Schaufel bewaffnet wagen sich die goldhungrigen Ausflügler ins kalte Wasser. Doch mehr als Zivilisationsmüll finden sie vorerst nicht. Über den Fluss gebeugt lassen sie dennoch unentwegt ihre Pfannen kreisen. Nur mit der Technik hapert es noch.

Zwei Goldwäscher: "... und jetzt den Rest in die Schüssel ...? Mit dem ganzen Wasser? ... Das Wesentlichste hätten wir jetzt vielleicht schon vorbeigeschüttet jetzt... Noch blinkert nichts. Aber was nicht ist, kann jeden Moment werden. Ich befürchte nur, mir fehlt das Entscheidende Know How, um den Bodensatz so aufzuspüren und nicht wieder in den Bach zurückzuwerfen, dass ich das Gold am Schluss auch finde."

Auch Wilhelm Schäfer aus Erfurt kämpft mit den Elementen. Der Radiologe, gepackt vom Vorführeffekt, ist eifrig am Waschen. Die Masse im Eimer erweist sich aber als problematisch.

"Ja, ist noch zu grob, ja ... Ja, ich will mal versuchen, weil ich das gar nicht glauben will, dass man hier überhaupt noch Gold findet nach so langer Zeit. Aber er hat’s ja vorhin bewiesen. Es hat mich etwas überrascht, dass er gleich auf den ersten Schlag was gefunden hat. Also ich hätt’s nicht geglaubt, sag ich mal ehrlich."

Während die Mediziner fleißig ihre Pfannen schwingen, bleibt für Markus Schade Zeit, sich früherer Erlebnisse zu erinnern. Australien, Kanada, Jakutien. Der promovierte Geologe hat schon auf mehreren Kontinenten nach Gold gesucht. Dabei ging es jedoch nicht immer um den Fund an sich. Die Erfahrung des Goldwaschens ist für Schade vielmehr ein ganzheitliches Erlebnis, dem er auch philosophische Züge abgewinnt. Die Suche nach dem Gold wird dann zweitrangig, wie bei einer Exkursion in Kanada.

"Ich saß am Fox Lake, der ist über 30 Kilometer lang, wahrscheinlich war ich der einzig Mensch an diesem riesigen See in Kanada. Das Feuer neben mir geht langsam zur Neige, ich bin dort völlig alleine. Auf einmal kommt ein Polartaucher, den kenn ich nur auch Büchern, kommt angeschwommen und lässt einen Ruf erschallen, diesen typischen, den kann ich gar nicht nachmachen, den hab ich auch vorher noch nie gehört, guckt mich an, ich guck den an – und dann schwimmt der weiter. Das geht einem durch und durch. Das ist so, als ob man wunderschöne Bach-Musik hört oder als ob einen zum ersten Mal die liebste Freundin wirklich herzhaft küsst. Das geht einem durch Mark und Knochen. Da kriegt man Gänsehaut. Das ist einfach der Wahnsinn, ja. Da merkt man, man ist Mensch. Man empfindet. Das ist einfach was ganz Elementares."

Vom Fox Lake an die Grümpen, vom kanadischen Polartaucher zum mitteldeutschen Ausflügler. Noch immer suchen die 20 Mediziner ihr Glück in den eiskalten Fluten. Wie alle Anfänger mussten sie zunächst den richtigen Rhythmus finden. Doch wenn der einmal gefunden ist, stellt sich der Erfolg fast von alleine ein. Im Thüringer Schiefergebirge gibt es kaum einen Fluss, der kein Gold führt. So dauert es nicht lange, bis auch diesmal das erste Gold zum Vorschein kommt.

"Jetzt, da ist eins ... Und was für ein großes! Sehen Sie, wie das glänzt?"
"Ja. Oh, das ist ja toll!"
"Ja, aber ein ganz großes …"
"Na ja, ganz groß ..."
"Ich meine, es ist einen halben Millimeter ... Aber es ist auch ein schönes Konzentrat hier ..."
"Also ich bin total stolz."
"Hier werfen Sie noch mal einen Blick drauf, eh es im Röhrchen verschwindet."

In den Glasröhrchen werden die Funde des Tages aufgehoben. Viel ist es allerdings nicht, was die Goldsucher erbeuten. Ein Flitter wiegt nur ein paar Milligramm und würde an der Londoner Börse gerade einmal einen Cent bringen. Doch auch hier hat Markus Schade eine Rechnung parat. So weiß er, dass er fünf Wochen waschen müsste, um auch nur ein einziges Gramm des Edelmetalls zu finden. Doch nicht jeder ist mit so einer Ausbeute – trotz Nebenrechnung – zufrieden.

Goldwäscher: "In der Zahl ja, aber in der Größe bin ich enttäuscht. Ich dachte wirklich, es gibt so ganz, ganz kleine Nuggets, also kleine Steinchen – aber das sind ja nur Pünktchen. Aber Spaß macht’s und dass wir nicht reich werden, wussten wir ..."