EKD-Auslandsbischof: Vereinte Nationen haben in Syrien versagt

Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland, Martin Schindehütte, hat die Vereinten Nationen für ihre Tatenlosigkeit gegenüber dem Bürgerkrieg in Syrien scharf kritisiert. "Ich glaube, dass die Weltgemeinschaft die Möglichkeiten, die sie gegenüber Syrien hat, nicht wirklich eingesetzt hat", sagte er im Deutschlandradio Kultur.
Zum einen hätte längst durchgesetzt werden müssen, Waffenlieferungen an alle beteiligten Konfliktparteien zu stoppen. Zum anderen "hätte die Weltgemeinschaft inklusive Russland eine glasklare diplomatische Intervention" machen sollen. "Dann wäre die Lage in Syrien längst nicht mehr so, wie sie jetzt ist", sagte Schindehütte. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem "doppelte Versagen" der Vereinten Nationen.

Schuld an der Handlungsunfähigkeit der UN sei vor allem Russland, da Moskau als Verbündeter von Präsident Assad Entscheidungen blockiere. Aber auch Europa nahm Schindehütte in die Pflicht: Von der Europäischen Union erwarte er mehr Initiative und "ein klareres Engagement auch in Blick auf humanitäre Hilfe". Es dürfe zudem nicht der Eindruck entstehen, als bestünden seitens der EU "neben den menschenrechtlichen und völkerrechtlichen Kriterien auch noch andere machtpolitische Interessen".

Ein militärisches Eingreifen des Westens halte er zum jetzigen Zeitpunkt allerdings für fragwürdig, sagte Schindehütte. "Ob eine militärische Intervention jetzt wirklich die Möglichkeiten schafft, dieses schreckliche Sterben zu beenden - ich weiß es nicht genau. Ich sage aber auch nicht, dass es unter gar keinen Umständen geschehen darf. Ich glaube aber, dass unglaublich viel politisch versäumt worden ist."
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