Eishockey-Torhüter

Der Mensch hinter der Maske

05:59 Minuten
Ein Torhüter steht in Schutzkleidung auf dem Eis vor einem Tor.
Dennis Endras, Torhüter der „Adler Mannheim“, ist einer, der keine Angst vor dem Puck hat. © picture alliance / dpa / Eibner-Pressefoto / Uwe Koch
Von Martin Hyun · 02.01.2022
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Auch beim Eishockey können Torhüter oder Torhüterinnen innerhalb von Sekunden zum Matchwinner oder zur tragischen Figur werden. Auf jeden Fall muss man ein spezieller Typ Mensch sein, wenn man sich einem 160 km/h schnellen Puck entgegenstellt.
Wenn der Torwart patzt, dann geht hinter ihm ein rotes Licht an und es ertönt ein sogenanntes „Goal Horn“. Torhüterlegende Jacques Plante, der von 1952 bis 1973 in der NHL spielte, fasste es einmal so zusammen:

"Stell Dir vor, Du sitzt im Büro an Deinem Schreibtisch, Du machst einen Fehler. Hinter Dir leuchtet eine rote Laterne auf, eine laute Sirene ertönt und 18.000 Menschen schreien Dich an. So ist es, wenn man Torhüter ist."

Jacques Plante, Eishockeyspieler

Der Ruf der Eishockey-Torhüterinnen und -Torhüter, seltsam oder gar verrückt zu sein, ist in der Eishockeykultur tief verwurzelt. Maßgeblich dazu beigetragen haben die furchtlosen Torhüter, die vor 1959 spielten, als es noch keine Schutzmasken und gut gepolsterte Schutzausrüstung gab und sich dennoch ins Tor stellten.
Mit der Weiterentwicklung der Torwartausrüstung muss heute kein Torhüter mehr um sein Leben bangen. Dennis Endras, Silbermedaillengewinner von Pyeongchang 2018, zweifacher Deutscher Meister und Spieler der „Adler Mannheim“ ist einer, der keine Angst vor den bis zu 160 km/h schnellen Pucks hat. Endras gilt als einer der Besten in Deutschland. Er hat sich für diese Position entschieden, weil er die ganze Zeit auf dem Eis stehen wollte.

Das Universum, die Sterne und der Torwart

Einige Eishockey-Torhüter haben sogar eine philosophische Ader. Der ehemalige russischstämmige NHL-Goalie Ilya Brzgalov philosophierte während eines Interviews über das Universum. Auch Dennis Endras vertieft sich gerne in Themen, die sich damit beschäftigen, wer wir sind, was uns ausmacht und woher wir kommen.
Der wohl verrückteste Eishockey-Torwart aller Zeiten ist der Kanadier Gilles Gratton. Seine Andersartigkeit brachte ihm den Spitznamen „Grattoony – the Loony (Grattoony – der Verrückte)“ ein. Er behauptete, in seinem vorherigen Leben ein spanischer Graf gewesen zu sein, der seine Bürger an die Wand gestellt und mit Steinen beworfen hatte. Seine Strafe war es nun, als Eishockeytorwart mit Pucks abgeschossen zu werden. Bei einem Spiel weigerte sich Gratton zu spielen, weil der Mond sich am falschen Teil des Himmels befand.

Hinter der Maske verschwinden können

Natürlich ist nicht jeder Eishockey-Torhüter so extravagant. Alexandra Wick steht in der Freizeitmannschaft der "Dinslaken Dolphins" und "Duisburg Ducks" zwischen den Pfosten. Sie hat Torhüter schon immer bewundert, wie sie sagt, auch wegen ihrer Masken:

„Die Position des Torhüters spiele ich so gerne, weil ich es mag, sowohl bemerkt zu werden, als auch subjektiv das Gefühl zu haben, verschwinden zu können hinter der Maske.“

Alexandra Wick, Eishockeyspielerin

Welcher Mensch sich hinter der Maske eines Eishockey-Torhüters befindet, lässt sich aus ihrer Perspektive nicht pauschal beantworten: Es sei schlicht zu einfach, zu sagen, dass alle Torhüter eine Schraube locker hätten. Jeder Spieler habe einen Spleen oder sage manchmal seltsame Dinge, die einem im Nachhinein komisch vorkämen.
Torhüter im Profibereich arbeiten heutzutage oft mit Mental- und Goalie-Coaches zusammen. Früher waren die Torhüter dagegen auf sich alleine gestellt, auch im Umgang mit dem psychischen Druck. Eins gilt jedoch damals wie heute: Die Torsirene ertönt, wenn der Schlussmann den Puck nicht stoppen konnte.

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