Eintauchen, abtauchen, genießen

Von Susanne Billig |
An die 350 Seen in Deutschland stellt eine Website vor und monatlich werden es mehr, denn das Portal wächst durch die Mitarbeit aller Internet-Nutzer, die ihre Naturbeobachtungen am See mit anderen teilen möchten. Das „Tauchseen-Portal“ wurde zwar vom Verband deutscher Sporttaucher entwickelt, es soll aber alle Seen-Fans zusammenbringen, ob Spaziergänger, Anwohner oder Taucher.
Eintauchen. Abtauchen. Schweben, die Blicke schweifen lassen und genießen. Tief ist er, der Stechlinsee in Brandenburg – und ein Paradies für Taucher.

„Das ist ja einer der relativ klaren Seen, weil da ein recht geringer Nährstoffeintrag stattfindet. Und der ist halt auch geschützt, und es gibt eine Stelle, wo offiziell Tauchen erlaubt ist, und man hat dort teilweise Sichtweiten bis zu zwanzig Meter, was wirklich sehr faszinierend ist fürs Süßwasser, und eben schöne Sicht. Und manchmal kommt einem das so vor, wenn dann die Sonne so in den See reinstrahlt und man da unten so rumtaucht, dass man so wirklich, ja, in der Südsee ist, weil die Fischschwärme in unterschiedlichster Form vorbei schwimmen und es wirklich sehr schön ist.“

Nicht nur der Taucher braucht das Wasser – auch Sonntagsausflügler lieben die heimische Seen-Welt. Aber welcher See ist zum Baden geeignet? Und wie reist man an mit Kind und Kegel? Und ist das Wasser in diesem Jahr auch sauber genug, um hinein zu springen? Die Internetseite www.tauchseen-portal.de präsentiert mehr als 350 Seen in Deutschland. Kerstin Reichert hat die Webseite mit aufgebaut. Die Diplom-Biologin ist brandenburgische Umweltreferentin des Verbandes deutscher Sporttaucher. Sie zählt auf, was das Tauchseen-Portal alles bietet:

„Man kriegt zum einen natürlich den Hinweis: Ist überhaupt Tauchen erlaubt oder nicht? Dann aber auch Informationen zur allgemeinen Ausstattung. Gibt's zum Beispiel Umkleidemöglichkeiten, gibt's ‚ne Füllstation, jetzt gerade für die Taucher. Aber auch für die Badegäste: Gibt's ‚n Einstieg übern Strand, gibt es ‚ne Badestelle, wie komm ich an den See ran, also gibt's da ‚n Parkplatz in der Nähe. Aber eben halt auch Beschreibungen: Sichttiefen, Wassertemperatur, Umkleidemöglichkeiten, gibt's ‚n Imbiss in der Nähe – also solche Informationen, die sicherlich auch für Badegäste von Interesse sind.“

Die Seen sind nach Bundesländern sortiert aufgelistet, ein Klick – und schon öffnen sich Seiten mit Details und Fotos. Dazu gibt es spannende Hintergrundinformationen über Entstehung und Ökologie des Sees, außerdem wichtige Gesetze, die man am See beachten sollte.

Deutschland hat an die tausend Seen, die größer als einen halben Quadratkilometer sind, manche natürlichen Ursprungs, manche Talsperren oder Baggerlöcher. An das feuchte Leben hat sich eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt angepasst. Einer der größten Süßwasserfische ist der Wels – er liebt große, warme Seen und versteckt sich gern in versunkenen Bäumen. Das Tauchseen-Portal erklärt, welche Fischarten in welchen Gewässern noch ein Zuhause finden, denn zwei Drittel sind in ihrem Bestand bedroht. Aber schützen Taucher die Umwelt? Oder muss man die Umwelt vor den Tauchern schützen?

„Fakt ist einfach, dass an vielen Stellen Taucher und Badende zum Beispiel, aber eben auch Angler, ja, häufig in Konflikt treten, also weil die Taucher irgendwas unter Wasser machen, keiner weiß, was sie dort tun. Badende fühlen sich gestört, Angler haben Angst, dass man ihnen die Fische dort raus nimmt, und teilweise sind dann auch Seen geschlossen worden, also die waren dann nicht mehr für den Tauchsport zugänglich. Und da war eben die Idee da, wie können wir das vielleicht regulieren, gibt's da Möglichkeiten?“

Badegäste und Taucher tun ihrer Mitwelt keinen Gefallen, wenn sie am Wochenende stets die beliebtesten Seen besuchen, mit vielen Autos anreisen und in Scharen in dasselbe Wasser hüpfen.

Hier möchte das Internet-Portal lenkend eingreifen und dazu animieren, auch weniger bekannte Gefilde zu erkunden. Wer rund um oder im See spannende Naturbeobachtungen macht, ist eingeladen, das Portal auch aktiv zu nutzen:

„Also es gibt ‚ne Funktion ‚Mach mit‘ auf der Webseite, wo man Anregungen reinschreiben kann. Also es kann ja auch immer sich mal ‚n Fehler einschleichen bei einer Seebeschreibung, also wenn man feststellt, mein See ist hier gar nicht richtig dargestellt, dann hat man auch über diese Macht-mit-Funktion eine Möglichkeit, wo man Hinweise eingeben kann, wo man auch Fotos hochladen kann. Das wird sehr gut angenommen und da gibt's sehr, sehr viele Rückmeldungen, zur Seite selber, aber auch zu den Seen – das sollte dann auch so laufen, dass wirklich alle, die irgendwie Interesse an diesen Seen haben, halt die Informationen dazu beitragen.“

Wer Fahrgemeinschaften bildet, lärmende Ghettoblaster zu Hause lässt, wer die öffentlichen Toiletten nutzt und abends seinen Müll mitnimmt – der zeigt Respekt vor der Natur. Das Tauchseen-Portal mit seiner Fülle an Informationen macht Lust auf den nächsten See-Urlaub. Und ob mit Sauerstoffflasche oder Schnorchel: Vielleicht lässt sich der eine oder andere scheue Gewässer-Bewohner ja mal aus der Nähe betrachten.