Einstiger Großsponsor

Was die Frankfurter von der Deutschen Bank erwarten

Hochhaus der Deutschen Bank in Frankfurt
Hochhaus der Deutschen Bank in Frankfurt: Viele Arbeitsplätze sind bereits im Ausland. © dpa - Wolfram Steinberg
Von Ludger Fittkau · 10.06.2015
Die Frankfurter Bürger und die Deutsche Bank – das ist eine eher abgekühlte Beziehungsgeschichte. Denn die Zeiten, in denen sich die Bank stark im Kulturleben der Stadt engagierte, sind längst vorbei. Es ist kein Geld mehr dafür da.
Der designierte Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat bei den Bürgern von Frankfurt am Main schon Pluspunkte gesammelt. Die Ankündigung des Briten nämlich, er wolle nach Frankfurt ziehen, kommt gut an am Heimatstandort des Geldinstituts, das auch hier im Augenblick keinen allzu guten Ruf genießt:
"Dass er nach Frankfurt zieht, ist sehr wichtig."
"Ich sage ihnen, wir sind eine Bankenstadt. Und dann gehört der hier her nach Frankfurt. Ob er jetzt gleich hier in der Innenstadt wohl oder im Außenbezirk, dass ist egal. Es ist Frankfurt."
Und eben nicht London, New York oder Berlin. Drei Städte, die von den Frankfurtern nicht nur als Konkurrenz gesehen werden, wenn es um die Deutsche Bank geht. Dass die globalisierte Bank 2002 nicht die Olympia-Bewerbung der Main-Metropole sondern diejenige von New York unterstützte, darüber schüttelt heute noch mancher Frankfurter den Kopf. Dabei arbeiten in New York oder in London heute ähnlich viele "Deutschbanker" wie am Main. Vor Jahren war schon einmal öffentlich über einen Umzug der Zentrale der Deutschen Bank von Frankfurt nach London diskutiert worden – sehr zum Unmut der meisten Frankfurter:
"Dass die Deutsche Bank und die anderen Banken und die Europäischen Zentralbank hier in Frankfurt sind, ist sehr wichtig. Für den Standort Frankfurt."
Die Nachkriegsjahrzehnte waren die Zeit, in der das Verhältnis der Stadt zur Deutschen Bank deutlich enger war als heute. Dafür stand ein Name: Hermann-Josef Abs.
Hermann-Josef Abs, ein katholischer Banker mit Nazi-Vergangenheit
Abs war eine schillernde Figur. Ein katholischer Banker, der sich in der Nazi-Zeit opportunistisch verhalten hatte und in die Arisierung deutscher Industriebetriebe verwickelt war. Der noch 1944 im Aufsichtsrat eines Unternehmens saß, dass KZ-Häftlinge für sich arbeiten ließ. Gleichzeitig aber hatte Abs Kontakte zum Widerstand und äußerte sich im Ausland kritisch über die Nazis. Die wollten ihn deshalb schon 1942 aus dem Vorstand der Deutschen Bank entfernen. Vergeblich. In den Nachkriegsjahrzehnten wurde Abs der wahrscheinlich einflussreichste deutsche Unternehmer.
In Frankfurt tat er gleichzeitig viel für das Kulturleben – etwa als langjähriger Vorsitzender der Städel-Museumsstiftung. Bis heute erinnert man sich in der Stadt mit viel Respekt an den Deutsche-Bank-Chef Hermann-Josef Abs.
"Ja der war sehr anerkannt hier in Frankfurt, der Herr Abs."
"Ich kenne ich auch noch. Es ist natürlich wichtig, dass die sich ein bisschen einbürgern hier in Frankfurt."
Die Chefs der Banken nämlich. Sie sollen auch die lokale Kultur fördern, wie es Abs so vorbildlich gemacht hat. Die letzten Vorstandchefs der Deutschen Bank waren längst nicht mehr so sehr im lokalen Kulturleben verankert, wie es die Frankfurter gerne sehen würden.
"Ja, könnten noch ein bisschen aktiver sein, könnten noch mehr unterstützen, alles Mögliche haben wir ja hier."
Doch die Erwartungen, dass die Deutsche Bank wieder mehr sponsern wird als in den letzten Jahren, ist angesichts der aktuellen Probleme der Bank bei vielen eher gedämpft:
"Wir haben ja andere Banker oder Chefs, die sehr viel tun. Da sind schon einige. Aber es wäre sehr gut, wenn die Chefs der Deutschen Bank sich mal ein bisschen engagieren würden."
600 bedeutende Leihgaben der deutschen Bank hängen im Städel
Immerhin: Die Deutsche Bank hat dem Städel-Museum bisher insgesamt 600 bedeutende Gemälde und Skulpturen als Dauerleihgabe überlassen. Auch das dokumentiert: Der Sitz der Deutschen Bank ist und bleibt Frankfurt, auch mit einem Briten als Chef wird er nicht nach London verlagert, versichert die Bankspitze. Doch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet: Während die Commerzbank ein Entwicklungslabor für die weitere Digitalisierung des Bankengeschäfts in der Mainmetropole einrichtet, will die Deutsche Bank eine solche Zukunftswerkstatt im Silicon Valley, in London oder auch in Berlin einrichten.
Die Frankfurter sind seit dem Umzug des Suhrkamp-Verlages vor einigen Jahren in die Hauptstadt ohnehin immer ein bisschen eifersüchtig auf Berlin. Aber vielleicht will man ja an der Spree Einrichtungen der Deutschen Bank gar nicht, solange sie ein so schlechtes Image hat? Ein Berliner, der gerade am Main zu Gast ist, bestätigt diese Hoffnung der Frankfurter:
"Ich freue mich natürlich darüber, wenn möglichst viele zentrale Funktionen wieder nach Berlin verlegt werden. Aber die Deutsche Bank, die macht ja so viele Theater-Geschichten. Ich weiß nicht, ob sie Berlin schmücken würde im Augenblick."