Einsteins relative Räume
Neun internationale Künstler haben mit <papaya:link href="http://www.einstein-spaces.de/" text=""Einstein Spaces"" title="Künstlerprojekt: "Einstein Spaces"" target="_blank" /> in Berlin, Potsdam und Caputh Orte neu markiert, an denen der Physiker gelebt, geforscht, gelehrt und Politik gemacht hat. Dazu gehört auch die Neue Synagoge, in der Einstein sein einziges Konzert als Hobbygeiger gab. Das Projekt des Einstein Forums bildet den künstlerischen Höhepunkt im Berliner Einsteinjahr.
Einsteins Sommerhaus in Caputh. Die Archenhold-Sternwarte, wo der Physiker zum ersten Mal einen Vortrag zur speziellen Relativitätstheorie gehalten hat. Der Einsteinturm, bis in die 40er Jahre eines der modernsten Observatorien Europas.
Ein Kaleidoskop der Lebensgeschichte Albert Einsteins sollen die "Einstein Spaces" bilden. Dabei geht es allerdings nicht darum, eine Präsenz des berühmten Forschers zu erzeugen. Denn das sei gar nicht möglich, erklärt die künstlerische Leiterin der "Einstein Spaces", Yvonne Leonard:
" Was wir festgestellt haben: Man kann es eben nicht. Ich glaube, die Ausstellung ist auch ein Stück ein Vorschlag, über Gedächtnis und Gedenken nachzudenken. Auch über Rekonstruktionen von Geschichte, dass die sich im Stadtraum auch anhand der Lebensgeschichte eines so berühmten Protagonisten dieser Stadt gar nicht mehr nachvollziehen lässt. Der Verkehr ist vielmehr verdichtet, die Gebäude sind teilweise gar nicht mehr vorhanden, andere sind beschädigt oder heute teilweise andere Funktionsbauten. Es gibt diese Geschichte nicht mehr, sondern sie ist eigentlich verschwunden."
Keiner der Künstler hat sich vorher besonders mit Einstein beschäftigt. Sie gehen vielmehr mit den konkreten Räumen um und interpretieren sie so, wie sie vielleicht auch einen anderen Raum interpretieren würden.
Christian Boltanski beschäftigt sich in seinen Arbeiten immer wieder mit Zivilisationsbrüchen. Er stellt den physikalischen Zeitbegriff der, wie er sagt, "sozialen Zeit" gegenüber. In der Neuen Synagoge, hat Albert Einstein, begeisterter Hobbygeiger, 1930 sein einziges öffentliches Konzert gegeben. Damit hat er dem Raum ein Stück seiner sozialen Zeit hinzugefügt: eine Erinnerung.
Christian Boltanski macht das durch seine Installation deutlich: Der Raum ist dunkel, nur eine nackte Glühbirne beleuchtet eine alte Bahnhofsuhr, die um 14 Minuten vor neun stehen geblieben ist. Im Hintergrund verrinnt unerbittlich die synchronisierte Zeit, wie eine kalte Stimme ausdruckslos ins Gedächtnis ruft.
" Was passiert eigentlich mit einem Raum, in dem die Geschichte verloren gegangen ist, der aber gleichzeitig bestimmte Topoi noch in sich hat, die von den Künstlern aufgenommen und völlig umformuliert werden. Dann werden die Räume zu anderen Erfahrungsräumen, und darum geht es eigentlich. Ich glaube, jede dieser Arbeiten setzt eine bestimmte Erfahrung frei, die sonst, wenn die Räume ihrer eigenen momentanen Realität überlassen bleiben, gar nicht möglich ist. "
Am einstigen Sitz des Bundes Neues Vaterland und der Liga für Menschenrechte, Organisationen, mit denen Einsteins lebenslanges öffentliches Eintreten für Frieden und Menschenrechte begann, verwandelt die amerikanische Künstlerin Renée Green eine der dort in den 70er Jahren gebauten Sozialwohnungen wieder in eine Art Büro – einen "Denkraum".
Auf dem Templiner See, unweit des Einsteinschen Sommerhauses, erblickt der Besucher eine Installation von Franz West. Zwei Flöße schaukeln sanft auf und ab, sie tragen Transparente mit Schriftzügen: "Einst" und "Ein", die immer wieder zusammenzustreben scheinen.
Die Archenhold-Sternwarte war immer ein Ort der Popularisierung der Wissenschaft. Nicht nur Einstein hat hier gesprochen. Pawel Althamer beschreibt diesen "Einstein Space" mit einem Film über den Postsozialismus.
" In Warschau, in einem der ärmsten Bezirke, geht er mit zehn Kindern auf die Suche, was eigentlich Physik im Alltag sein kann. Das ist eine Arbeit, die mich sehr beeindruckt hat. Und die natürlich in dieser Archenhold-Sternwarte, wo noch immer viel pädagogische Arbeit gemacht wird, auch so etwas wie ein Kontrapunkt ist, weil es schon ein bisschen anarchisch wirkt, wie sie physikalischen Phänomenen in Hinterhöfen nachgehen. Oder im See. Oder die fahren zum ersten Mal in ihrem Leben ans Meer, sehen dort die Windbewegungen oder sie sehen zum ersten Mal einen großen Regenbogen. "
Die Einstein Spaces enthüllen wichtige Kontexte zu Orten, an denen Albert Einstein gewirkt hat. Zu ihm als historischer Person, vor allem aber zu seinen Ideen, die die Künstler aufgespürt und neu begreifbar gemacht haben.
Service:
Die "Einstein Spaces" sind vom 6. September bis 30. Oktober 2005 zu besichtigen.
Ein Kaleidoskop der Lebensgeschichte Albert Einsteins sollen die "Einstein Spaces" bilden. Dabei geht es allerdings nicht darum, eine Präsenz des berühmten Forschers zu erzeugen. Denn das sei gar nicht möglich, erklärt die künstlerische Leiterin der "Einstein Spaces", Yvonne Leonard:
" Was wir festgestellt haben: Man kann es eben nicht. Ich glaube, die Ausstellung ist auch ein Stück ein Vorschlag, über Gedächtnis und Gedenken nachzudenken. Auch über Rekonstruktionen von Geschichte, dass die sich im Stadtraum auch anhand der Lebensgeschichte eines so berühmten Protagonisten dieser Stadt gar nicht mehr nachvollziehen lässt. Der Verkehr ist vielmehr verdichtet, die Gebäude sind teilweise gar nicht mehr vorhanden, andere sind beschädigt oder heute teilweise andere Funktionsbauten. Es gibt diese Geschichte nicht mehr, sondern sie ist eigentlich verschwunden."
Keiner der Künstler hat sich vorher besonders mit Einstein beschäftigt. Sie gehen vielmehr mit den konkreten Räumen um und interpretieren sie so, wie sie vielleicht auch einen anderen Raum interpretieren würden.
Christian Boltanski beschäftigt sich in seinen Arbeiten immer wieder mit Zivilisationsbrüchen. Er stellt den physikalischen Zeitbegriff der, wie er sagt, "sozialen Zeit" gegenüber. In der Neuen Synagoge, hat Albert Einstein, begeisterter Hobbygeiger, 1930 sein einziges öffentliches Konzert gegeben. Damit hat er dem Raum ein Stück seiner sozialen Zeit hinzugefügt: eine Erinnerung.
Christian Boltanski macht das durch seine Installation deutlich: Der Raum ist dunkel, nur eine nackte Glühbirne beleuchtet eine alte Bahnhofsuhr, die um 14 Minuten vor neun stehen geblieben ist. Im Hintergrund verrinnt unerbittlich die synchronisierte Zeit, wie eine kalte Stimme ausdruckslos ins Gedächtnis ruft.
" Was passiert eigentlich mit einem Raum, in dem die Geschichte verloren gegangen ist, der aber gleichzeitig bestimmte Topoi noch in sich hat, die von den Künstlern aufgenommen und völlig umformuliert werden. Dann werden die Räume zu anderen Erfahrungsräumen, und darum geht es eigentlich. Ich glaube, jede dieser Arbeiten setzt eine bestimmte Erfahrung frei, die sonst, wenn die Räume ihrer eigenen momentanen Realität überlassen bleiben, gar nicht möglich ist. "
Am einstigen Sitz des Bundes Neues Vaterland und der Liga für Menschenrechte, Organisationen, mit denen Einsteins lebenslanges öffentliches Eintreten für Frieden und Menschenrechte begann, verwandelt die amerikanische Künstlerin Renée Green eine der dort in den 70er Jahren gebauten Sozialwohnungen wieder in eine Art Büro – einen "Denkraum".
Auf dem Templiner See, unweit des Einsteinschen Sommerhauses, erblickt der Besucher eine Installation von Franz West. Zwei Flöße schaukeln sanft auf und ab, sie tragen Transparente mit Schriftzügen: "Einst" und "Ein", die immer wieder zusammenzustreben scheinen.
Die Archenhold-Sternwarte war immer ein Ort der Popularisierung der Wissenschaft. Nicht nur Einstein hat hier gesprochen. Pawel Althamer beschreibt diesen "Einstein Space" mit einem Film über den Postsozialismus.
" In Warschau, in einem der ärmsten Bezirke, geht er mit zehn Kindern auf die Suche, was eigentlich Physik im Alltag sein kann. Das ist eine Arbeit, die mich sehr beeindruckt hat. Und die natürlich in dieser Archenhold-Sternwarte, wo noch immer viel pädagogische Arbeit gemacht wird, auch so etwas wie ein Kontrapunkt ist, weil es schon ein bisschen anarchisch wirkt, wie sie physikalischen Phänomenen in Hinterhöfen nachgehen. Oder im See. Oder die fahren zum ersten Mal in ihrem Leben ans Meer, sehen dort die Windbewegungen oder sie sehen zum ersten Mal einen großen Regenbogen. "
Die Einstein Spaces enthüllen wichtige Kontexte zu Orten, an denen Albert Einstein gewirkt hat. Zu ihm als historischer Person, vor allem aber zu seinen Ideen, die die Künstler aufgespürt und neu begreifbar gemacht haben.
Service:
Die "Einstein Spaces" sind vom 6. September bis 30. Oktober 2005 zu besichtigen.