Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters mit Beethoven und mehr

Intime Besetzung für wuchtige Werke in Studio-Kirche

Ein Mikrophon in Großaufnahme in einem Kirchenraum mit großer Orgel.
Der Ort unserer Spontankonzerte: Die Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. © Deutschlandradio / Cornelia de Reese
Moderation: Volker Michael · 13.11.2020
Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin lieben Kammermusik. Sie spielen spontan in der Studio-Kirche ein jazz-angelehntes Werk von Schulhoff und schlagen den Bogen zu Beethovens spielfreudigem Septett. Dazwischen das lebensbejahende Nonett von Karel.
Eigentlich ist Kammermusik etwas Intimes, doch auch die großen Besetzungen wie Septett und Nonett haben ihren Reiz. Nicht nur weil sie das Sinfonische im Kleinformat darzustellen vermögen, sondern weil sie die Interaktion von vielen Instrumenten farbig und transparent dokumentieren können.
Die Musikerinnen und Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters können zur Zeit keine öffentliche Konzerte geben und haben sich kurz entschlossen bereit erklärt, exklusiv für das Radiopublikum zu spielen.
Der Komponist Ludwig van Beethoven in einer Jugenddarstellung mit freundlichem Blick Richtung Betrachter.
Zeitgenössischer Stich des 31 Jahre alten Ludwig van Beethoven (1770-1827).© (Imago / WHA United Archives)
Ludwig van Beethoven komponierte sein Septett für Klarinette, Horn, Fagott und vier Streicher sicher für ihm befreundete Musiker. Es erinnert ein wenig an die Serenaden und Divertimenti Haydns und Mozarts, in seiner freien Form und in seiner brillanten Leichtigkeit.
Und doch sind es auch Vorübungen zu sinfonischen Sätzen, die auf dieses Werk aus Beethovens Wiener Anfangszeit folgen sollten.

Musik als starkes Zeichen von Widerstand

Der tschechische Komponist Rudolf Karel komponierte kurz vor seinem Tod 1945 im Lager Theresienstadt sein Nonett. Er war als Angehöriger des tschechischen Widerstands schon 1943 verhaftet worden. Alle Monate in den verschiedenen Haftstellen hatte er mit Komponieren herumgebracht.
Zum Teil hatte er auf Toilettenpapier geschrieben und die Notizen herausschmuggeln lassen. Sein Nonett allerdings klingt nicht wie Musik, die in einer Situation von Abschied und Verzweiflung entstanden ist. Was er wirklich gefühlt hat, wissen wir nicht. Aber mit seiner Musik wollte Rudolf Karel sicher seinen unerschütterlichen Glauben an die Freiheit des Menschen und der Kunst manifestieren.

Avantgarde jazzig abgemildert

Nicht in Theresienstadt, sondern in einem anderen deutschen Lager in Bayern ist Erwin Schulhoff zu Tode gekommen. Anders als Rudolf Karel war er nicht als patriotischer, sondern als kommunistischer Künstler verfolgt worden, kurz vor seiner Ausreise aus Tschechien in die Sowjetunion, deren Staatsbürgerschaft er erworben hatte.
Aus einer gänzlich anderen Zeit, nämlich von 1925 stammt sein Concertino für Flöte, Viola und Kontrabass. Da war er noch Teil der modernistischen Avantgarde Europas und versucht neuartige Technik mit jazzigem Flair und volksmusikalischen Grundlagen zu versöhnen.
Live aus der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem
Erwin Schulhoff
Concertino für Flöte, Viola und Kontrabass
Rudolf Karel
Nonett op. 43
Ludwig van Beethoven
Septett Es-Dur op. 20

Ein Ensemble des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin:
Gergely Bodoky, Flöte
Viola Wilmsen, Oboe
Stephan Mörth, Klarinette
Karoline Zurl, Fagott
Bora Demir, Horn
Marina Grauman, Violine
Annemarie Moorcroft, Viola
Mischa Meyer, Violoncello
Christine Felsch, Kontrabass

Mehr zum Thema