Eingriffe ins menschliche Erbgut

Ethikräte fordern internationale Regeln für Genschere

08:18 Minuten
Eine computerbasierte Darstellung der Genschere Crispr.
Eine computerbasierte Darstellung der Genschere Crispr © imago/Science Photo Library
Peter Dabrock im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 05.03.2020
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Genom-Editing wird bereits bei Pflanzen und Tieren angewandt. Doch Eingriffe in die menschliche Keimbahn sind in Deutschland verboten. Damit das so bleibt, fordern die Ethikräte Deutschlands, Frankreichs Großbritanniens strengere Regeln.
Eine künstliche Veränderung des menschlichen Erbgutes betrifft nicht nur einen einzelnen Menschen, sondern alle seine Nachkommen. In Deutschland sind solche Eingriffe in die Keimbahn deshalb verboten. Die Ethikräte Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens fordern nun auch alle anderen Länder zu strengeren Regeln auf.
Die drei Räte wollen sicherstellen, dass wichtige ethische Fragen und Prinzipen genügend Aufmerksamkeit erhalten, bevor eine technische Anwendungsreife erreicht wird. Alle Staaten sollten erbliche Veränderungen des menschlichen Genoms der Kontrolle von Behörden unterstellen und ihren Missbrauch mit angemessenen Sanktionen belegen.

"Eine Menschheitsfrage"

"Die Frage, ob wir die biologische Grundlage unserer Spezies verändern, ist eine Menschheitsfrage", sagt der evangelische Theologe Peter Darbrock, der Mitglied des Ethikrates ist.
Der Begriff Crispr/Cas9 klinge so kompliziert, bedeute aber ganz einfach, dass wir unser Erbgut verändern. Es gehe hier nicht um Veränderungen durch eine Gentherapie an einer einzelnen Person, sondern darum, dass wir unsere genetische Grundlage verändern. "Das ist keine Sache, die in den nächsten fünf Jahren passiert, aber das ist eine langfristige Perspektive."
Bereits 2018 hätten chinesische Wissenschaftler gezielt Embryonen durch die Genschere Crispr/Cas9 verändert.
"Und wir kennen die Medienlandschaft, dass immer akute Dinge sich in den Vordergrund drängen, und diese langfristigen, aber so tiefgreifenden Veränderungen dann wieder nach hinten gestellt werden. Und deswegen ist es wichtig, dass immer wieder daran erinnert wird, da findet im Hintergrund etwas statt, was wirklich eine grundstürzende Veränderung langfristig bewirken kann", betont Darbrock.
(huc)
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