Eingerichtet im Klischee
"Rummelplatz", Werner Bräunigs Roman über den erzgebirgischen Uranabbau der frühen 50er Jahre, durfte in der DDR nicht erscheinen, da er die Widersprüchlichkeit der Aufbaujahre und der Menschen der DDR ungeschönt schilderte. Erst 30 Jahre nach dem Tod des Autors, im Jahr 2007, wurde der Roman veröffentlicht. Armin Petras hat den Roman am Maxim Gorki Theater in Berlin zur Uraufführung gebracht.
Werner Bräunigs unvollendet gebliebener Entwicklungsroman über den erzgebirgischen Uranabbau der Wismut in einem von der Sowjetunion abgesperrten Gebiet nahe Chemnitz handelt von der Zerstörung, Entwurzelung und Hoffnungslosigkeit, und von der Suche von Menschen nach einem besseren und anderen Leben. Der Roman, der den Zeitraum von 1949 bis 1953 umfasst, fasziniert durch seine erzählerische Wucht und sprachliche Intensität.
Doch da er die Widersprüchlichkeit der Aufbaujahre und der Menschen der DDR ungeschönt schilderte, wurde er nach dem Vorabdruck eines Kapitels 1965 auf dem 11. Plenum der DDR heftig angegriffen und konnte in der DDR nicht erscheinen. Er ist erst im vergangenen Jahr erschienen, 30 Jahre nach dem Tod seines Autors.
Die Bühnenbearbeitung und Inszenierung von Armin Petras am Berliner Maxim Gorki Theater setzt von Anfang an gegen die epische und atmosphärische Kraft des Romans ein demonstrierendes, oft clowneskes Spiel und meint, Bräunings Text mit Zitaten aus etlichen Büchnerschen Stücken und von Heiner Müller aufhelfen zu müssen.
Auf einer leeren, weit aufgerissenen dunklen Bühne gibt es weder Naturalismus noch szenischen Realismus, daran ändern weder die Presslufthämmer oder die dreckverschmierten Gesichter etwas. Sie sind nur nur Zeichen, wie die Videoeinspielungen, die Untertagesituationen von der Unterbühne übertragen oder die technische Entwicklung mit Sputnik und Weltraumfahrt zeigen.
Bräunigs Roman lebt von den farbigen Beschreibungen der Situationen und Handlungen und von den vielen inneren Monologen seiner Figuren. Armin Petras übersetzt sie nur selten in dialogische Szenen, sondern läßt sie oft von einzelnen einfach erzählen, oder einmal sogar, von der famosen Britta Hammelstein in der Rolle der Kellnerin, singen.
So behält die Bühnenfassung, obwohl sie die 750 Seiten des Romans auf nur 83 Seiten komprimiert und dabei die in Westdeutschland spielenden Handlungsstränge ausspart, immerhin die erzählerische Handlungsklarheit des Romans - wenn auch die psychologische Entwicklung der Figuren unter den Kürzungen leidet.
Bräunigs Figuren werden bei Petras ohnehin vor allem zu puren Theater- und Genre-Figuren, sie erscheinen als szenische Behauptungen und ihre Haltungen oft nur als, wenn auch unterhaltsame, Setzungen.
Wenn zum Beispiel im Roman die Arbeiter der erzgebirgischen Uran-Gruben in ihrer Kneipe mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und ideologischen Prägungen düster schmerzhaft aneinander geraten, so stehen auf der Bühne durchaus wunderbare Komödianten in einer Reihe und demonstrieren, wie komisch das bunte Volk streiten kann. Wenn Diskokugeln glitzern und Discosound dröhnt (von Kim Wilde bis Jennifer Rush), und wenn Regine Zimmermann in der Verkleidung eines Fahrers der Wismut unterm Schnauzbart ihren pfälzerischen Dialekt hervorzischelt, dann fühlt man sich wunderbar unterhalten.
Doch die ernsthafte Suche der Menschen nicht nur nach einem besseren, sondern vor allem nach einem anderen Leben und ihre existentielle Auseinandersetzung mit der Maschine und dem Gestein werden zwar zitiert, aber nicht als entscheidende Themen versinnlicht.
Wenn die Männer in fluoreszierender Beleuchtung bei einem komischen Kampftanz mit dem Gestein die Atom-Zeichen auf weißer Unterwäsche und nackten Beinen leuchten lassen, oder wenn die Arbeiterin Ruth, die sich als erste Frau die Arbeit an der Maschine erkämpft, zunächst mit dem Schwibbogen als Harfe wie eine erzgebirgische Märchenfigur auftritt, dann werden Bräunigs aus Zweifeln, Ängsten und Sehnsüchten geborene Figuren zur wirkungssicheren Karikatur verharmlost.
Besonders schlimm trifft es die Figur des Professorensohns Christian, der nicht studieren darf und sich erst einmal Schwielen in der Produktion holen soll. Milan Peschel spielt ihn wie ein schauspielerisches Selbstzitat mit allen expressiven darstellerischen Volksbühnenarten und -unarten: Dieser Christian ist von Anfang an nur ein giftiger Kleinbürger, der als parteilicher Spießer enden muss.
Bräunig war auf der Suche und ließ seinen Christian auf die Suche nach Erfahrungen gehen, Petras und Peschel aber richten sich im bekannten Klischee ein.
Doch da er die Widersprüchlichkeit der Aufbaujahre und der Menschen der DDR ungeschönt schilderte, wurde er nach dem Vorabdruck eines Kapitels 1965 auf dem 11. Plenum der DDR heftig angegriffen und konnte in der DDR nicht erscheinen. Er ist erst im vergangenen Jahr erschienen, 30 Jahre nach dem Tod seines Autors.
Die Bühnenbearbeitung und Inszenierung von Armin Petras am Berliner Maxim Gorki Theater setzt von Anfang an gegen die epische und atmosphärische Kraft des Romans ein demonstrierendes, oft clowneskes Spiel und meint, Bräunings Text mit Zitaten aus etlichen Büchnerschen Stücken und von Heiner Müller aufhelfen zu müssen.
Auf einer leeren, weit aufgerissenen dunklen Bühne gibt es weder Naturalismus noch szenischen Realismus, daran ändern weder die Presslufthämmer oder die dreckverschmierten Gesichter etwas. Sie sind nur nur Zeichen, wie die Videoeinspielungen, die Untertagesituationen von der Unterbühne übertragen oder die technische Entwicklung mit Sputnik und Weltraumfahrt zeigen.
Bräunigs Roman lebt von den farbigen Beschreibungen der Situationen und Handlungen und von den vielen inneren Monologen seiner Figuren. Armin Petras übersetzt sie nur selten in dialogische Szenen, sondern läßt sie oft von einzelnen einfach erzählen, oder einmal sogar, von der famosen Britta Hammelstein in der Rolle der Kellnerin, singen.
So behält die Bühnenfassung, obwohl sie die 750 Seiten des Romans auf nur 83 Seiten komprimiert und dabei die in Westdeutschland spielenden Handlungsstränge ausspart, immerhin die erzählerische Handlungsklarheit des Romans - wenn auch die psychologische Entwicklung der Figuren unter den Kürzungen leidet.
Bräunigs Figuren werden bei Petras ohnehin vor allem zu puren Theater- und Genre-Figuren, sie erscheinen als szenische Behauptungen und ihre Haltungen oft nur als, wenn auch unterhaltsame, Setzungen.
Wenn zum Beispiel im Roman die Arbeiter der erzgebirgischen Uran-Gruben in ihrer Kneipe mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und ideologischen Prägungen düster schmerzhaft aneinander geraten, so stehen auf der Bühne durchaus wunderbare Komödianten in einer Reihe und demonstrieren, wie komisch das bunte Volk streiten kann. Wenn Diskokugeln glitzern und Discosound dröhnt (von Kim Wilde bis Jennifer Rush), und wenn Regine Zimmermann in der Verkleidung eines Fahrers der Wismut unterm Schnauzbart ihren pfälzerischen Dialekt hervorzischelt, dann fühlt man sich wunderbar unterhalten.
Doch die ernsthafte Suche der Menschen nicht nur nach einem besseren, sondern vor allem nach einem anderen Leben und ihre existentielle Auseinandersetzung mit der Maschine und dem Gestein werden zwar zitiert, aber nicht als entscheidende Themen versinnlicht.
Wenn die Männer in fluoreszierender Beleuchtung bei einem komischen Kampftanz mit dem Gestein die Atom-Zeichen auf weißer Unterwäsche und nackten Beinen leuchten lassen, oder wenn die Arbeiterin Ruth, die sich als erste Frau die Arbeit an der Maschine erkämpft, zunächst mit dem Schwibbogen als Harfe wie eine erzgebirgische Märchenfigur auftritt, dann werden Bräunigs aus Zweifeln, Ängsten und Sehnsüchten geborene Figuren zur wirkungssicheren Karikatur verharmlost.
Besonders schlimm trifft es die Figur des Professorensohns Christian, der nicht studieren darf und sich erst einmal Schwielen in der Produktion holen soll. Milan Peschel spielt ihn wie ein schauspielerisches Selbstzitat mit allen expressiven darstellerischen Volksbühnenarten und -unarten: Dieser Christian ist von Anfang an nur ein giftiger Kleinbürger, der als parteilicher Spießer enden muss.
Bräunig war auf der Suche und ließ seinen Christian auf die Suche nach Erfahrungen gehen, Petras und Peschel aber richten sich im bekannten Klischee ein.