Einfallsreicher Animationsspaß

Von Hans-Ulrich Pönack · 20.03.2013
Der neueste DreamWorks-Film "Die Croods" ist ein einziges Gag-Fest mit verblüffenden 3D-Effekten. Eine stinknormale Familie erlebt den abenteuerlichen Übergang von der Ur- zur Steinzeit - fantasievoll inszeniert von Chris Sanders und Kirk DeMicco.
Zur Genese von "Die Croods": Ursprünglich sollten die britischen Knet-Künstler von "Aardman Animations", also die Erfinder von "Wallace & Gromit", das Projekt vorantreiben. Jedenfalls wurde die erste Drehbuchversion aus dem Jahr 2005 für diese Produktionsfirma verfasst (immerhin von der Monty-Python-Ikone John Cleese und dem Autoren Kirk DeMicco, dessen Regie-Debüt 2008 der Animationsfilm "Space Chimps – Affen im All" war).

Komplizierte Entstehungsgeschichte
2007 gingen die Filmrechte dann an das einst von Steven Spielberg mitbegründete Unternehmen DreamWorks, was den dortigen Mitarbeiter Chris Sanders, Illustrator und Mit-Erfinder der Anarcho-Figuren von "Lilo & Stitch" (2002) aktiv werden ließ. Sanders, 53, wurde 2011 gemeinsam mit seinem Regie-Partner Dean DeBlois, mit dem er schon bei "Lilo & Stitch" zusammenarbeitete, für den hervorragenden Animationsstreifen "Drachenzähmen leicht gemacht" für den "Oscar" nominiert.

Diese Vorabinfos sind insoweit wichtig, als wir es bei "Die Croods"nicht mit einer dieser vielfachen süßlich-niedlichen Animationsshows a la Disneys konservativer Familienplanung zu tun haben, sondern mit eckig-kantigem wie lustigem Family-Entertainment, in dem mehr passiert als die Äußerlichkeiten – zunächst – anbieten.

Hier wird die Welt in ihrer Entwicklung, in ihrem Wandel gezeigt, von der Urzeit zur (Stein-)Zeit. Die Evolution schreitet voran und diese hier, sie sind die Letzten. Sie sind Family-Vertreter aus den Anfängen der Zeit, genannt: die Croods. Eigentlich eine stinknormale Proll-Sippe.

3D-Abenteuer zwischen Ur- und Steinzeit
Nun Mutter, Vater, drei Kinder. Und eine Schwiegermutter, die von ihrem Schwiegersohn wenig hält, während er ihr Ableben sehnsüchtig herbeisehnt. Man haust in einer dunklen Höhle und predigt den Kindern Angst als wichtigsten Überlebensgrundsatz, geradezu paranoid hält Papa Grug Furcht als die Messlatte für das Überleben hoch. Also traut sich die Familie nur selten aus der Wohnhöhle, um draußen schnell Nahrung aufzuspüren, und schlüpft danach gleich wieder in die schützende Dunkelheit zurück.

Nun ist es in diesem Damals so wie heute: Die kesse Tochter Eep wagt sich mehr und höher, sie ist neugierig auf die angeblich so lebensfeindliche andere Welt und begegnet da ihrem ersten Freund, dem jungen Menschenburschen Guy. Girl meets Boy - die klassische Situation, und nichts kann die emotionalen wie weltlichen Entwicklungen aufhalten. Und weil die Planetenbewohner noch experimentieren, wie es denn künftig gelebt werden soll auf der Erde, stehen fortan Überlebens-, Annäherungs- und Entdeckungsabenteuer auf dem irdischen Spielplan.

Was Urerzeuger Grug überhaupt nicht in den Kram passt, weil dies seine überkommenen Vorstellungen entlarvt und nicht zuletzt seine Autorität innerhalb dieser neuen, nun größeren gewordenen Gruppe untergräbt. Er gibt sich beleidigt, allerdings scheint dies niemanden mehr so recht zu interessieren. Die Zeiten haben sich geändert: Eep und ihre Begleiter haben jetzt das Sagen. Sie probieren eine neue Form des Dasein aus, bei der sie - wie nebenbei - das Feuer entdecken und zur Freude des Mädchens: Schuhe.

Der Film ist ein einziges Gag-Fest und das 3-D-Verfahren verblüfft den Zuschauer. Es ist erfreulich fantasievoll, wie die Kulturhistorie hier auf eigenwillige Modern-Art trifft und dabei poppig swingt, mit viel originellem Slapstick-Beat und lakonisch-lockeren Kommentierungen. Im Original leihen Nicolas Cage dem gestresstem Familienoberhaupt Grug und Emma Stone dem aufmüpfigen Teenie Eep ihre Stimmen. Ryan Reynolds spricht Guy. In der deutschen Version werden diese drei von von Uwe Ochsenknecht, Janin Reinhardt und Kostja Ullmann sprachlich serviert.

"Die Croods" ist ein einfallsreiches, turbulentes Film-Vergnügen, ein pfiffig wie emotionaler Animationsfilm. Catch as Cartoon-Can (= 4 PÖNIs).

USA 2013 - Originaltitel: "The Croods", Regie: Chris Sanders, Kirk DeMicco, Originalstimmen: Nicolas Cage, Ryan Reynolds, Emma Stone; deutsche Stimmen: we Ochsenknecht, Janin Reinhardt, Kostja Ullmann - 98 Minuten

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