Einfach sympathisch: Omar Sy

Von Jörg Taszman · 19.03.2013
Er ist einer der populärsten Schauspieler derzeit, der Franzose Omar Sy, der mit einem Film "Ziemlich Beste Freunde" zum Weltstar wurde. Außerdem erhielt er in seiner französischen Heimat den César als "Bester Schauspieler". Jetzt kommt sein neuer Film "Ein Mordsteam".
Die Szene hat Kultpotential. Driss, ein unkonventioneller Pfleger, rast mit seinem querschnittgelähmten Freund und Arbeitgeber durch die Pariser Nacht. Es ist dieses Lachen, dass Omar Sy so unglaublich sympathisch macht. Auch über ein Jahr nach dem Welterfolg mit "Ziemlich Beste Freunde" punktet Omar Sy mit seinem natürlichen Charme. Im T-Shirt und großen weißen Sportschuhen sitzt er bequem in einem Sessel. Irgendjemand hat ihm einen Schokoladenhasen geschenkt, den Omar auf den Tisch stellt. Wie geht es ihm, frage ich und auch ob es ihm langsam gelingt, ein wenig Abstand zu gewinnen, nach diesem für ihn außergewöhnlichen Erfolgsjahr.

"Das mag wie ein Traum erscheinen, aber wenn man einmal mittendrin ist, ist es schon sehr real und man hat nur ab und zu das Gefühl zu träumen. Man muss damit leben und es annehmen und nicht träumen. Sonst verliert man Lebenszeit und auch all die schönen Dinge, die damit zusammen hängen. Ich versuche einfach das Leben maximal zu genießen und eben gerade nicht zu träumen."

Der Erfolg ist Omar Sy nicht zu Kopf gestiegen, er hatte auch einfach das Glück einen Tag, nachdem "Ziemlich Beste Freunde" in den französischen Kinos startete, diesen neuen Film zu drehen, der in Deutschland "Ein Mordsteam" heißt und eine klassische Buddykomödie geworden ist. Ousmane, ein schwarzer Cop aus der Pariser Banlieue muss mit Francois einem Pariser Schnösel aus dem 16. Arrondissement, dem Edelbezirk der Hauptstadt, gemeinsame Sache machen. Die beiden raufen sich zusammen. "Ein Mordsteam" ist nun sicherlich nicht der originellste Film, aber gut gemachte Unterhaltung und Omar Sy zu sehen, macht einfach Spaß. Angst auf den "Großen Schwarzen" der Pariser Vorstadt festgelegt zu werden, hat Omar Sy nicht.

"Als ich die Rolle in 'Ein Mordsteam' annahm, hatte ich 'Ziemlich Beste Freunde' noch nicht einmal gedreht. Ich hatte also sowieso keine Wahl mehr. Und ja, Ousmane und Driss ähneln sich, weil sie beide aus der Banlieue stammen. Das sind die einzigen Typen aus der Vorstadt, die ich jemals in meiner Karriere gespielt habe. In beiden Fällen ging es mir aber darum, dass man ein positives Image der Vorstädte zeigt. Das war für mich die Bedingung, um in beiden Filmen mitzuspielen. Ich stamme aus der Banlieue es ist meine Verantwortung auch das Gute von dort zu zeigen. Die schlechten Seiten dieser Vorstädte hat man oft genug gesehen, wenn es nach mir geht zu oft."

Seine Herkunft ist Omar Sy wichtig, der vor 35 Jahren als Sohn eines Senegalesen und einer mauretanischen Mutter im Pariser Vorort Trappes zur Welt kam. Er vertritt gewisse Werte, sagt seine Meinung und wirkt vielleicht auch deshalb immer so natürlich auf der Leinwand, weil er viel von sich einbringt. Manchmal leidet er darunter, nie eine klassische Schauspielausbildung absolviert zu haben. Das gibt er offen zu. Populär wurde er in Frankreich als Komiker beim Pay-TV-Sender "Canal Plus" mit der Sketchsendung "Service après Vente" zu Deutsch etwa "Kundenservice nach ihrem Kauf".

Wenn er eine Rolle spielt, muss er seine Figur immer verstehen. Nur dann kann er sein Bestes geben. So kommt es auch zu Diskussionen, wenn Omar Sy von einer Szene nicht ganz überzeugt ist. Im neuen Film "Ein Mordsteam" spielt eine Szene in einem Swinger Club. Omar Sy war zunächst, wie Ousmane - seine Figur im Film - verunsichert.

"Das war eine Szene, die mir schwer fiel. Ich habe meine eigenen Wertvorstellungen, meine Schamgefühl, meine Kultur, die ich auch an meine Kinder weiter geben möchte. Und in dieser Szene, wo ich nackt sein musste, hatte ich ein Problem. Ich möchte mich nicht öffentlich nackt zeigen und habe ebenfalls ein Problem mit der Nacktheit der Anderen. Das war ein Konflikt und führte zu langen Diskussionen mit dem Regisseur. David Charhon sagte zu mir: Du wirst sehen, das ist eine sehr komische Szene. Und auch Laurent Laffite, mein Co-Star, versicherte es mir. Am Ende muss ich nun zugeben: Die beiden hatten Recht."
In den letzten Monaten hat sich Omar Sy ein wenig zurückgezogen. Sein Privatleben hält er unter Verschluss, auch um seine vier Kinder im Alter zwischen vier und 12 Jahren zu schützen. Die letzten Monate hat er mit seiner Familie in den USA gelebt.

"Ich bin seit einigen Monaten, seit August, in den USA. Ich möchte mein Englisch verbessern und etwas Zeit mit meiner Familie verbringen, etwas ausspannen. Ich hatte doch ein sehr intensives Jahr. Ich wollte mir auch Zeit für mich nehmen, darüber nachdenken, was alles passiert ist, meine nächsten Schritte und Entscheidungen überlegen. Ich möchte nur die Filme drehen, auf die ich auch wirklich Lust habe. Ich möchte mich nicht den Erwartungen der Anderen unterwerfen. Für solche Dinge hilft Distanz."

Demnächst wird man Omar Sy noch in Michel Gondrys Boris Vian Verfilmung "Der Schaum der Tage" an der Seite von Audrey Tautou und Romain Duris sehen. Und er dreht mit dem neuen "X-Men" nun seinen ersten großen Hollywoodfilm. Über seine Rolle darf der sonst so auskunftsfreudige Omar Sy nichts verraten. In Hollywood setzen sie ganz auf Geheimniskrämerei und Verschwiegenheit. Und Omar Sy lächelt mit all seinem natürlichen Charme und schweigt.
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