"Eine Zeit war gelebt und sie muss ein Ende haben"

15.08.2009
Nach Angaben des Schweizer Verlegers Egon Ammann haben mehrere Gründe zu dem Entschluss geführt, den Verlag zum 30. Juni 2010 einzustellen.
Ammann verwies auf sein Alter von fast 68 Jahren. Außerdem habe sich in der Gesellschaft und auf dem Buchmarkt viel verändert: "Vieles geht auf die Zerstreuung zu, auf Fun, Fantasy und so weiter, und unser Angebot ist natürlich nicht in dieser Richtung zu suchen." Um auf dem Markt bestehen zu können, müsste er sich zudem erheblich umstellen und zum Beispiel viel stärker das Internet nutzen, so Ammann. "Das liegt mir nicht, das kann ich nicht und ich will es auch nicht mehr erlernen."

Ausschlaggebend für den Entschluss war seinen Angaben zufolge die erfolglose mehrjährige Suche nach einem Nachfolger. Seiner Frau, die Mitgründerin des Verlags ist, und ihm sei dann klar gewesen, "dass die Sache ein Ende haben muss". Dies habe man mit dem 30. Juni 2010 markiert. Ammann betonte, es gehe darum, die verlegerische Arbeit geordnet zu beenden. Die Möglichkeit, den Verlag zu verkaufen, habe man "nach reiflichem Überlegen" verworfen: "Wir sind ein zu persönlich geführtes Unternehmen. Die Autoren, auch die Geschäftspartner, sind zu sehr an meine Frau und mich gebunden, als dass man das einfach so weiterführen kann als Imprint in einem anderen Haus." Ammann will nun nach eigenen Angaben versuchen, bis Mitte nächsten Jahres für jeden seiner Autoren "den ihm gebührenden und den ihm erwünschten Platz in einem anderen Verlagshaus zu finden".

Der Verleger sieht seine Entscheidung nicht als Ausdruck von Kulturpessimismus. Trotz der Entwicklungen im Internet und der Verschiebungen in der Gesellschaft und speziell im Kulturbereich glaube er an das Buch, sagte Ammann. "Ich glaube, dass die Zeit für das ernsthafte Buch und für die ernsthafte Autorschaft wiederkommt."

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 15.1.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.