"Eine wichtige Zäsur in der Geschichte Europas"

Anlässlich des 25. Jahrestages der Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc hat die Beauftragte der polnischen Regierung für die deutsch-polnischen Beziehungen, Irena Lipowicz, die Bedeutung von Solidarnosc für Europa hervorgehoben.
Die Arbeiterbewegung sei eine "wichtige Zäsur" nicht nur in Polen, sondern auch in der Geschichte Europas gewesen, sagte Lipowicz im Deutschlandradio Kultur. Die Arbeiter hätten in der Lenin-Werft gegen das System demonstriert. Und als sie sagten ‚wir wollen freie Gewerkschaften, wir wollen mit dieser Fassade der Institutionen des kommunistischen Systems nichts mehr zu tun haben’, sei das "ein großer Durchbruch" gewesen. "Das war eine große moralische Bewegung, die den Menschen ein Gefühl gab, wieder zusammen zu sein. Und wenn heute alle politischen Parteien, auch diese, die eigentlich ihre Wurzeln in der postkommunistischen Wirklichkeit genauso Solidarnosc feiern wie diese, die aus der Opposition kamen, dann zeigt das auch, dass Polen ganz friedlich diesen großen Weg beginnen konnte. Und damit war der Weg für andere frei."

Im deutsch-polnischen Verhältnis würdigte sie die Friedensbemühungen aller Parteien. "Das, was wir bis jetzt mit Willy Brandt und Helmut Kohl, Gerhard Schröder, (…) mit Hans-Dietrich Genscher und Gräfin Döhnhoff erreicht haben, sollte einfach nicht mehr verloren gehen", forderte die Beauftragte der polnischen Regierung für die deutsch-polnischen Beziehungen. Derzeit belasteten keine wirklichen Streit-Themen das deutsch-polnische Verhältnis. Dennoch mahnte sie, dass immer noch Vorurteile und Klischees (…) bestünden, die bekämpft werden müssten.

Die Debatte um das "Zentrum gegen Vertreibungen" sei für Lipowicz mehr eine "innerdeutsche Diskussion, wie und wann man die Geschichte in ganzer Wahrheit zitieren sollte". Sie befürchte, dass Kanzlerkandidatin Angela Merkel nicht ausreichend informiert worden sei. In Polen frage man einfach, warum es kein Museum des Zweiten Weltkriegs gebe, wo auch diese einen großen Platz finden könnten. "Mit einem Museum des Zweiten Weltkriegs hätten wir keine Schwierigkeiten."