Eine viel zu lange Boulevardkomödie

Von Stefan Keim · 02.03.2011
Wolfgang Engel inszeniert Goldonis "Trilogie der schönen Ferienzeit" am Düsseldorfer Schauspielhaus mit viel Handwerk und wenig Ideen.
Drei Komödien, eine große Handlung. Ob Carlo Goldoni seine "Trilogie der schönen Ferienzeit" jemals zusammen hängend auf einer Bühne gesehen hat, ist unbekannt. Nun hat Wolfgang Engel, der 13 Jahre lang Intendant des Schauspiels Leipzig war, den großen Brocken im Düsseldorfer Schauspiel inszeniert.

Der Sommer naht. Überall herrscht große Aufregung. Die Familien fahren in den Urlaub, die Vorbereitungen sind purer Stress. Denn die Sommerfrische ist eine Parade der Eitelkeiten. Das neue Kleid ist noch nicht fertig, der Seidenmantel für die Reise noch nicht gekauft. Was im letzten Jahr noch chic war, ist im neuen nur noch Plunder. Niemand hat das Geld, um sich die luxuriösen Designerklamotten zu leisten. Doch die ebenso stutenbissigen wie modebewussten Damen stört das nicht.

Carlo Goldoni beschreibt in seiner "Trilogie der schönen Ferienzeit" eine hohle Gesellschaft, die sich nur für Luxus und Äußerlichkeiten interessiert. Regisseur Wolfgang Engel setzt in seiner Düsseldorfer Inszenierung auf rasantes Sprechtempo und opulente Schauwerte. Die Bühne zeigt im ersten Teil einen opulenten Salon. Spiegel an beiden Seiten scheinen den Raum zu verlängern. Dann hängen drei Diener die Möbel mit Tüchern ab, perfekt abgestimmt zu einem Musikmix italienischer Schlager und Canzonen. Die Bühne dreht sich, ein Urlaubsbild mit Liegestühlen und einer Bar entsteht. Engel will die dekadente Bürgerwelt mit mediterraner Leichtigkeit entlarven. Doch satirischen Biss bekommt die Aufführung nur in wenigen Momenten.

Das Provokante an Goldonis Trilogie ist ihr böses Ende. Am Ende kriegen sich die Liebespaare nicht. Ehen werden aus ökonomischen Gründen oder aus moralischem Zwang geschlossen. Katrin Röver und Janina Sachau haben Momente, in denen ihnen die Tränen in den Augen stehen, und man spürt, dass in diesen zuvor lebenslustigen Frauen etwas zerbricht. Doch das sind wenige Augenblicke in einer vierstündigen Aufführung. Seelenstudien liefert Wolfgang Engel nicht, nur Komödienhandwerk. An das Niveau seiner Düsseldorfer Inszenierung von Thomas Manns "Joseph und seine Brüder" kommt er diesmal nicht heran. Goldonis Stück ist ein faszinierendes Übergangswerk zwischen der Commedia dell´arte und dem psychologischen Drama des 19. Jahrhunderts. In Düsseldorf ist es über weite Strecken bloß eine viel zu lange Boulevardkomödie.

Link: Düsseldorfer Schauspielhaus