Eine verlorene Generation? Was tun gegen Jugendgewalt?
„Happy Slapping“, was als Begriff so harmlos daherkommt, steht für die neue Lust an brutaler Gewalt: Jugendliche schlagen Altersgenossen nieder, quälen oder vergewaltigen sie und werden dabei von Mittätern mit dem Handy gefilmt. Die Aufnahmen kreisen dann wie Trophäen auf Schulhöfen und in Cliquen.
Prügel, Drohungen, Mobbing – sie scheinen nicht nur an Hauptschulen zur Realität zu gehören. Der Hilferuf der Berliner Rütli-Schule und die ZDF-Serie „SOS Schule“ haben öffentlich gemacht, was in Fachkreisen längst als Problem erkannt ist: Die wachsende Verrohung unter Jugendlichen.
„Die Schulen sind dabei lediglich das Brennglas“, sagt Hendrik Stoya, „Es ist ein gesellschaftliches Problem.“ Der 41-jährige Schulsozialarbeiter begleitete über ein halbes Jahr lang Schüler in der Berliner Pommernschule als Schulcoach. Seine Versuche, schwänzende Pubertierende wieder zurück in den Unterricht zu holen, prügelnde Schülerinnen zu versöhnen, bockige Machos zu disziplinieren und getrennte Familien zu versöhnen, waren in der Dokumentation „SOS-Schule“ eindrucksvoll zu erleben.
Sein Fazit: Die heutigen Probleme haben sich seit 30 Jahren aufgebaut, die Gesellschaft habe zu lange weggeschaut. „In den Schulen haben wir heute mit Problemen wie Gewalt, mit Trennungsproblematik, mit Essstörungen, mit Drogen, mit Sucht und psychischen Erkrankungen, mit sexuellem Missbrauch zu tun.“
Die Gesellschaft, so Hendrik Stoya, dürfe die Verantwortung nicht auf die Schule und damit die Lehrer abwälzen.
Dies ist auch die Überzeugung von Prof. Dr. Peter Struck von der Universität Hamburg. Der ehemalige Lehrer und Autor mehrerer Erziehungsratgeber arbeitet gerade an einem Buch über Erziehung und Gewalt. Außerdem berät er seit 16 Jahren Schüler und Eltern an einem Schulsorgentelefon. Seine Analyse: „Die Schule hat den Anschluss an die Gesellschaft verpasst. Lehrer sind überfordert, erschöpft, zu alt, resigniert und auch krank. Schulen sind kein Investitionsfeld mehr, sondern Sparopfer.“
Der renommierte Bildungsexperte fordert seit langen eine Reform der Lehrerausbildung: „Wir brauchen dringend Lehrer, die in der Lage sind, Eltern bei der Erziehung zu unterstützen. Mindestens ein Drittel der Lehrer sollte daher nicht primär Fachlehrer sein, sondern nur ein Unterrichtsfach studieren und dazu ein Bündel aus Pädagogik, Bewegungskunde, Gewalt und Suchtprävention und Lernpsychologie.“
Für Peter Struck sind die Geschehnisse an der Rütli-Schule nur die Spitze des Eisbergs. Sie stehe für Vieles zugleich: „Für Familienzerfall, für Kulturkollisionen, für die nicht mehr funktionierende Arbeitsteilung, mit der Familie erzieht und die Schule bildet, für die Überdosierung von Zuwanderern und Spätaussiedlern in Wohngebieten und Schulklassen, für eine unmoderne Lehrerbildung und Lehrerarbeitsplatzbeschreibung, für eine unzeitgemäße Lernkultur, für missliche Bildschirmeinflüsse in multimedial vernetzten Kinderzimmern, für eine beschäftigungsloser werdende Gesellschaft und für einen fehlenden Konsens darüber, wie Schulen gestaltet und ausgestattet sein sollen und was sie zu leisten haben.“
Was aber ist zu tun?
- Wie kann der wachsenden Jugendgewalt Einhalt geboten werden?
- Welche Maßnahmen muss die Politik ergreifen?
- Welche Änderungen müssen an den Schulen passieren?
- Was können und sollten die Eltern tun?
„Eine verlorene Generation ?“ – Über Maßnahmen gegen die wachsende Jugendgewalt diskutiert Dieter Kassel heute gemeinsam mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Peter Struck und dem Schulsozialarbeiter Hendrik Stoya, von 9:07 Uhr bis 11 Uhr in der Sendung „Radiofeuilleton – Im Gespräch“. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/22542254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
„Die Schulen sind dabei lediglich das Brennglas“, sagt Hendrik Stoya, „Es ist ein gesellschaftliches Problem.“ Der 41-jährige Schulsozialarbeiter begleitete über ein halbes Jahr lang Schüler in der Berliner Pommernschule als Schulcoach. Seine Versuche, schwänzende Pubertierende wieder zurück in den Unterricht zu holen, prügelnde Schülerinnen zu versöhnen, bockige Machos zu disziplinieren und getrennte Familien zu versöhnen, waren in der Dokumentation „SOS-Schule“ eindrucksvoll zu erleben.
Sein Fazit: Die heutigen Probleme haben sich seit 30 Jahren aufgebaut, die Gesellschaft habe zu lange weggeschaut. „In den Schulen haben wir heute mit Problemen wie Gewalt, mit Trennungsproblematik, mit Essstörungen, mit Drogen, mit Sucht und psychischen Erkrankungen, mit sexuellem Missbrauch zu tun.“
Die Gesellschaft, so Hendrik Stoya, dürfe die Verantwortung nicht auf die Schule und damit die Lehrer abwälzen.
Dies ist auch die Überzeugung von Prof. Dr. Peter Struck von der Universität Hamburg. Der ehemalige Lehrer und Autor mehrerer Erziehungsratgeber arbeitet gerade an einem Buch über Erziehung und Gewalt. Außerdem berät er seit 16 Jahren Schüler und Eltern an einem Schulsorgentelefon. Seine Analyse: „Die Schule hat den Anschluss an die Gesellschaft verpasst. Lehrer sind überfordert, erschöpft, zu alt, resigniert und auch krank. Schulen sind kein Investitionsfeld mehr, sondern Sparopfer.“
Der renommierte Bildungsexperte fordert seit langen eine Reform der Lehrerausbildung: „Wir brauchen dringend Lehrer, die in der Lage sind, Eltern bei der Erziehung zu unterstützen. Mindestens ein Drittel der Lehrer sollte daher nicht primär Fachlehrer sein, sondern nur ein Unterrichtsfach studieren und dazu ein Bündel aus Pädagogik, Bewegungskunde, Gewalt und Suchtprävention und Lernpsychologie.“
Für Peter Struck sind die Geschehnisse an der Rütli-Schule nur die Spitze des Eisbergs. Sie stehe für Vieles zugleich: „Für Familienzerfall, für Kulturkollisionen, für die nicht mehr funktionierende Arbeitsteilung, mit der Familie erzieht und die Schule bildet, für die Überdosierung von Zuwanderern und Spätaussiedlern in Wohngebieten und Schulklassen, für eine unmoderne Lehrerbildung und Lehrerarbeitsplatzbeschreibung, für eine unzeitgemäße Lernkultur, für missliche Bildschirmeinflüsse in multimedial vernetzten Kinderzimmern, für eine beschäftigungsloser werdende Gesellschaft und für einen fehlenden Konsens darüber, wie Schulen gestaltet und ausgestattet sein sollen und was sie zu leisten haben.“
Was aber ist zu tun?
- Wie kann der wachsenden Jugendgewalt Einhalt geboten werden?
- Welche Maßnahmen muss die Politik ergreifen?
- Welche Änderungen müssen an den Schulen passieren?
- Was können und sollten die Eltern tun?
„Eine verlorene Generation ?“ – Über Maßnahmen gegen die wachsende Jugendgewalt diskutiert Dieter Kassel heute gemeinsam mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Peter Struck und dem Schulsozialarbeiter Hendrik Stoya, von 9:07 Uhr bis 11 Uhr in der Sendung „Radiofeuilleton – Im Gespräch“. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/22542254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.