Eine unveröffentlichte Geschichte

Von Matthias Biskupek · 10.10.2013
1888 wurde die Druckerei "Hahndruck" in Kranichfeld gegründet. Sie trotzte wirtschaftlichen Krisen und politischen Umbrüchen und wird mittlerweile in der vierten Generation betrieben.
Vor dem Wohn- und Geschäftshaus Hahndruck, Georgstraße 7, in Kranichfeld am Ufer der Ilm. Ein grüngestrichenes Straßentor neben einem Schreibwarenladen. Wir gehen durch das Tor und einen Lagerraum. Der eigentliche Betriebszugang ist eine schlichte Tür. Hier öffnet sich die Welt von Papier und Druck, von Farbe und Form, von Buch und Kunst. "Tretmax" heißt die Tiegeldruckpresse aus dem 19. Jahrhundert, ein heute lebendiges, gelegentlich vorgeführtes Museum. Ein Schrank steckt voller Klischees, jenen Formen für den Hochdruck, die man heute oft nur mit abgedroschenen Redensarten verbindet. Links hinten der Original Heidelberger Zylinder von 1934 und schließlich eine Offsetdruckmaschine Komori Enthrone 429.

Drucken in drei Jahrhunderten wird sinnlich erlebbar – da stapeln sich Papiere, dort lagern geordnet Werkzeuge aus fernen Jahrzehnten. Handgeschöpftes Büttenpapier, Originalgrafik an den Wänden. Plakate, Farbproben und die heute unvermeidliche, vieles so einfach machende, unscheinbar wirkende Elektronik: Auflagen, Anfragen, Zahlungseingänge, Lieferunterlagen unsichtbar in den Rechnern.
An einem einzigen Tag hat die Druckerei dieses auf Maschinen oder halbverpackt, quasi unter den Händen:

Das Programmbuch fürs Rudolstädter Folkfest:
geprägte Vereins-Briefbögen
die dickleibige Broschüre eines Geschichtsvereins
ein Amtsblatt
ein Buch für einen kleinen Verlag
ein Künstlerbuch für einen noch kleineres bibliophilen Unternehmen
Kataloge
Kirchentagsfaltblatt
Schulungsunterlagen
Prüfbücher für eine Institution
Visitenkarten
Formulare
Kranzschleifen

Mehr als zwei Dutzend Aufträge parallel. Sachen, die schon immer gedruckt unters Volk wollten. Die Geschichte dieser Druckerei beginnt 1888, führt aber zunächst weiter zurück:

Johann Martin Hahn, Jahrgang 1822, war Lohndiener auf Schloss Homburg v. d. Höhe. Einer seiner Söhne bewarf angeblich den jungen Prinzen Heinrich von Preußen im Homburger Schlossgarten mit Steinen, gewann später beim Kartenspiel einen Hut voller Geld und verschwand damit gen Amerika, eine im 19. Jahrhundert nicht seltene Flucht aus engen Verhältnissen. Ein anderer Sohn des Lohndieners, Georg Hahn, wurde am 10. Oktober 1856 just in Homburg geboren und lernte fünf volle Jahre lang den Beruf eines Schriftsetzers.

Normal war eine solch aufwendige Lehre für einen Jungen aus einfachen Verhältnissen nicht; vielleicht hatte Georg Hahn Glück oder Gönner oder beides. Dinge, die uns in der weiteren Geschichte noch öfter begegnen werden.

Georg wurde Redakteur bei einer Lokalzeitung für Oberursel und "Werkführer" in der Buchdruckerei der Landesstrafanstalt Rockenberg/Hessen. Anfang 1888 kaufte Hahn von einem Otto Bräutigam eine Buchdruckerei mit Verlagsrechten. Am 1. April 1888 erschien an diesem Ort die "Ilm-Zeitung", nunmehr in der den Besitzer namentlich anzeigenden "Buchdruckerei und Verlag Georg Hahn".

Stets dem richtigen Fürsten zu Diensten
Wir sind an jenem Ort angelangt, in der Georgstraße 7, an dem nach 125 Jahren noch immer gedruckt wird.

Kranichfeld, gleichweit vom damals preußischen Erfurt und den thüringischen Residenzstädten Weimar und Rudolstadt entfernt, gehört zu jenen Orten, die über Jahrhunderte hindurch eine Landesgrenze teilte, in Thüringen nicht unüblich. Hie Herzogtum Meiningen da Großherzogtum Weimar.

Die im Jahr der Hahndruck-Gründung eröffnete durchgehende Eisenbahnverbindung Kranichfeld-Weimar musste sich zum Glück kaum mehr um derlei historische Gegebenheiten kümmern. Aber als Drucker hatte man dem richtigen Fürsten zu Diensten sein.

Die Druckerei befand sich auf Meiningischem Gebiet. Dessen Herzog, auch als Theaterherzog Georg II. bekannt, besuchte mit seiner Frau, der einstigen Schauspielerin Ellen Franz und nachmaligen Freifrau zu Heldburg, 1891 die Stadt. Man aß im "Meiningischen Hof" zu Mittag. Der befand sich in der Georgstraße, in der wiederum die Druckerei ihre Maschinen anwarf, um in der "Ilm-Zeitung" über diesen hohen Besuch zu berichten.

Der Rhythmus der Tageszeitung bestimmte in den folgenden Jahren die Druckerei. Firmengründer Georg Hahn bekam 1911 einen ersten Schlaganfall. Sohn Otto, Großvater der heutigen Inhaber, konnte die Firma weiterführen.
Krieg, Revolution, Einführung des Frauenwahlrechts, Inflation – die Druckerei-Erzeugnisse erzählen alles.

"Bisher wurden unsere Boten beim Kassieren mit allen möglichen und unmöglichen Papiergeldscheinen bedacht, sozusagen als Abladestelle benutzt. Dieselben sind nunmehr angewiesen, Scheine unter zehn Milliarden Mark nicht mehr anzunehmen."

Auch in humoristischen Anzeigen findet sich Zeitgeist:

"Letzter Brotlaib im Alter von acht Tagen nach langem Sparen endlich aufgezehrt."

Kleinvieh macht auch Mist
Betriebsgeschichte folgt gelegentlich exakt der Landesgeschichte. Nach der Inflation gab es Jahre der relativen Stabilisierung. Otto Hahn kaufte 1926 eine große Schnellpresse, Heidelberger Druckautomaten und eine Tiegel-Druckpresse. Mit letzterer wurden vor allem Karten, Etiketten, Briefpapiere oder Prospekte bis maximal A3-Format gedruckt. Es war jenes "Kleinvieh, das auch Mist machte."
Zeitung und Druckaufträge reichten dennoch selten zum Überleben. Drum gab es neben dem Betrieb ein Ladengeschäft für die Erzeugnisse der Druckerei – zusätzlich aber täglichen und unalltäglichen Bedarf:

Zigarren, Selterswasser, Bücher, Spielwaren, Hundekuchen, mechanische Musikinstrumente.

Dieser Handel wurde auch mobil betrieben. Zu Fuß, über die Berge bis ins nächste Tal, meist Aufgabe der Frauen der Familie. Es kam das Jahr 1933. Mit vielen Mitteln versuchte der Druckereichef seine Zeitung zu erhalten, trat auch der NSDAP bei. Es nützte nichts.

Im Alter von 50 Jahren verstarb Otto Hahn am 8. April 1941. Sieben Wochen nach seinem Tod, am 31. Mai 1941, erschien die letzte Nummer der "Ilm-Zeitung". Die Reichspressekammer hatte sie mit anderen Blättern gemeinsam als "politisch und publizistisch wertlos" bezeichnet und verfügte die Stilllegung.

Ein Enkel jenes Otto Hahn, der Arzt Dr. Otto Hahn, Jahrgang 1950, kennt seinen Großvater aus Familiengeschichten:

"Mein Großvater, der Otto Hahn, hatte das Problem dass er eigentlich den Nazis distanziert gegenüberstand, aber natürlich seine Zeitung retten wollte. Und da hat er sich auch opportunistisch verhalten. Der Firma wegen. Dass ihm das alles irgendwo nicht gut getan hat, spielte dann auch mit hinein, dass er in sehr, sehr jungen Jahren starb."

Wie es nach dem zweiten Weltkrieg, in den fünfziger Jahren in so einem Familienbetrieb zuging, laufende Druckmaschinen, daneben der Laden – daran hat Otto Hahn noch gute Erinnerungen, denn da gab es einen Boden:

"Dieser Boden war ne Möglichkeit, sich zurückzuziehen und einzutauchen in alle möglichen Dinge der Vergangenheit. Da gab‘s zum einen die ganzen Ilmzeitungen von 1888 an. Dann gab‘s Berge von Taschen mit Druckmustern, die konnte man dann plündern.
Das waren natürlich alles Anregungen, die was zu tun hatten mit der Vergangenheit. Das warn also fünfziger Jahre. Da war man noch nicht weit weg vom zweiten Weltkrieg Selbst der erste Weltkrieg war gedanklich gar nicht so weit weg. Es war also höchst spannend, einfach auf diesem Boden nun so auf Entdeckungsreise zu gehen.
Dazu kam was andres. Der Laden war ja auch immer dabei. Gut, nun ist das klar: Ein Laden hat ja nun die Absicht alles zu verkaufen, was es da gibt. Und da gab‘s sehr, sehr interessante Dinge – die aber alle verkauft wurden. Und ich hab mich eigentlich immer bissel darüber geärgert, dass das alles verkauft worden ist, gell?"

Nachmittags stand er schon wieder an der Druckerpresse
Ohne Verkauf hätte die Familie allerdings kaum überlebt. Doch wie überstand der Vater von Dr. Otto Hahn, Hansgeorg Hahn, Jahrgang 1921, Krieg und Nachkrieg?

"Mein Vater hat den ganzen Krieg mitgemacht, er hat’s bis zum Obergefreiten gebracht bei der Wehrmacht."

Kam vom Krieg und stand nachmittags an der Druckerpresse?

"Da gibt’s dann immer die Geschichte, er ist früh gekommen und nachmittags stand er wieder. Es war also zum Glück keine Kriegsgefangenschaft, nichts dergleichen. Es ging ziemlich schnell dann wieder mit der Druckerei los.
Über den Krieg wurde sie gebracht durch den alten Herrn Hoffmeister, der Karl Hoffmeister, der zusammen mit meiner Tante, dieses Duo haben dann die Firma über die Kriegsjahre gebracht."

Zunächst waren Amerikaner in Kranichfeld, dann die Sowjets. Wie lebte, wie druckte es sich in dieser Zeit?

"Ich weiß nur, dass es in den zwei, drei Nachkriegsjahren im Grunde nur Privatdrucksachen gab, kleine Dinge Akzidenzen. Da hat die Druckerei dann auch mitgeholfen, Dinge auf den Markt zu bringen, kleine Bilderbücher, Geschichtenbücher. Da hat man also versucht, natürlich Eigeninitiative zu entwickeln. Zum Beispiel hat mein Vater dann ‚Das Gedankengärtlein‘ zusammengestellt, Aussprüche, gell, Dinge, die für’n Hausgebrauch schön sind. Von allen großen deutschen Dichtern und Denkern wurde da eine Zusammenstellung gemacht."

Erst 1948 gelang es wieder, eine Heimatzeitung herauszugeben. Offiziell verkündet:

"Der Einwohnerschaft von Kranichfeld zur Kenntnis, dass in Kürze für unsere Stadt ein Anzeigen- und Nachrichtenblatt von der Firma Georg Hahn herausgegeben wird."

Doch auch das wurde 1950 endgültig eingestellt. Die Druckerei gab es künftig als Zeitungsverlag nicht mehr.
Das DDR-Wesen – es entwickelt sich! wie man ironisch in den Sechzigern einen Sowjetschriftsteller zitierte. Für eine private Druckerei waren die Zeiten schwierig geworden. Oder sagen wir - im Zeitgeistjargon - dialektisch.

"Das Paradoxe damals in den Fünfzigern und auch späterhin war, dass sich mein Vater immer als Sozialdemokrat verstand, der meinte, der Sozialismus an sich ist eine Sache, die ist gut und da gibt’s also Verbindungen zum Urchristentum."

Ganz unchristlich aber begannen auch in Kranichfeld Kampagnen gegen private Betriebe. Der Druckereichef Hansgeorg Hahn setzte sich unerschrocken für einen Verwandten ein, besuchte den Verhafteten im Gefängnis. Das machte ihn populär bei vielen Kranichfeldern, nicht aber beliebt bei jenen, die zwar gern im Dunklen bleiben, aber hellauf begeistert und geheim berichten.

" Mein Vater war einer, der einfach so’n unternehmerischen Geist hatte, der selbst in den ganzen Beschränkungen, die es in den fünfziger und sechziger Jahren gab, immer versucht hat, auch ein Stück mitzuhalten mit der technischen Entwicklung. Das war schwierig für ihn, weil es für private Druckereien überhaupt gar keine Chance gab, an neue Maschinen zu kommen. Es musste immer dann versucht werden, gute Kontakte zu volkseigenen Druckereien zu halten. Wenn die also einen Generationswechsel hatten, wurde irgendwas von denen Ausrangiertes dann wieder aufgebaut und nach Kranichfeld gebracht."

Der Betrieb blieb in Familienhand
Die siebziger Jahre hielten neue unangenehme Überraschungen bereit. Privatbetriebe wurden verstaatlicht, nicht aber Handwerksbetriebe. Dazu zählte Hahndruck mit unter zehn Beschäftigten.
Die Schwester Otto Hahns, Alexandra, Jahrgang 1956, litt unter einer jener Kampagnen. Arbeiterkinder - erstürmt die Höhen der Kultur! – aber Alexandra war kein Arbeiterkind. Hingegen musste sie 1972 öfter hören:

"Hamm se Euch nicht endlich schon mal verstaatlicht?"

Statt Abitur also Lehre als Schriftsetzer, eine unfreiwillig getroffene Entscheidung, die letztlich aber dazu führte, dass der Betrieb erhalten und in Familienhand blieb. Doch wer konnte Anfang der Siebziger wissen, was 18 Jahre später auch in Kranichfeld alle bisherige Politik umstürzte? Zunächst lernte Alexandra Hahn Johannes Gentsch kennen, der - aus christlicher Familie stammend - ebenfalls nicht zur Oberschule durfte.

"Da hab ich dann den Fang meines Lebens gemacht."

Der gelernte Klempner-Installateur über seine Anfänge in der Druckerei:

"Mich hat schon immer Technik interessiert. Speziell gab es hier so’ne Maschine. Die Monotype-Gießmaschine. Das ist so’n Wunderwerk der Technik gewesen. Wo ich die das erste Mal gesehn habe, das war das, was mich wirklich richtig interessierte. Die hatte so’n komplizierten Ablauf gehabt, war aber auch so durchkonstruiert, dass ich da, an der Maschine zuerst das Interesse bekommen hab."

Der Mann mit dem unternehmerischen Geist, der den Betrieb durch die schwierigen frühen und mittleren DDR-Jahre geführt hatte, Hansgeorg Hahn, im Herzen Sozialdemokrat, starb plötzlich. 1983. Mit 62 Jahren viel zu früh für eine Betriebsübernahme der nächsten Generation.

"Das war eigentlich nich ursprünglich geplant, dass wir das mal zusammen weiterführen wollten."

" Gar nicht!"

Damals wurde einerseits der Offset-Druck eingeführt. Zum anderen kamen die gute, alte Buchdrucktechnik und der Handsatz zu neuen Ehren. In winziger Auflage wurden anspruchsvolle Künstlerbücher gedruckt. Schon vorher hatte man sich eine Sammlung schöner traditioneller Schrifttypen zugelegt. Jahrzehnte werden an Schrifttypen kenntlich: Futura - die Zwanziger. Fraktur - Drittes Reich. Arabella - die Fünfziger. Leipziger Antiqua - die Siebziger.

"Interessiert haben wir uns eigentlich schon immer für schöne Sachen, auch in der Druckerei, da wurde auch gute Qualität geliefert. Wir haben dann beizeiten Spaß an den ganzen Sachen gehabt, Umgang mit schönem Papier."

Die schönen Dinge waren das eine, Alltag in solchem Betrieb das andere.

"Son’e Firma zu übernehmen, bedeutete auch schon zu DDR-Zeiten ein ganz anderes Leben – was uns dann im Nachhinein als richtige positive Sache wichtig geworden ist, dass man hier in dieser Firma seine Nische finden konnte. Wir hatten hier im Prinzip unsre Freiräume, im Rahmen dessen, was in der DDR möglich war. Uns hat keener weiter reingeredet, uns konnten sie das Papier kürzen und Nachlieferung mit Maschinenteilen. Aber Im Prinzip konnten wir hier innerhalb dieser Firma machen was wir wollten."

Der Fortschritt im Druckgewerbe klopfte auch in der DDR an. Das Jahrhunderte alte Druckgewerbe änderte sich plötzlich.

Friedliche Koexistenz zwischen Blei und Fotosatz
"Erst mal der Schritt vom Buchdruck, also mit den Bleilettern, zum Offsetdruck, war schon mal die erste Etappe. Die hamm wir aber schon Anfang der achtziger Jahre angefangen, mit so Kleinoffsetmaschinen, tschechische Kleinoffsetmaschinen, ausrangierten aus volkseigenen Parteibetrieben."

Friedlich koexistierten damals Neues und Altes. Blei und Fotosatz.

"Aber da wurde dann viel als Schreibmaschinenvorlagen abfotografiert auf Film, auf Offsetplatte. Da haben wir schon Anfang der achtziger Jahre damit angefangen. Und das auch schon parallel zum normalen Buchdruck, in dem wir noch die ganzen Qualitätssachen gedruckt haben."

Und wie verlief dann der Umbruch – wir meinen jetzt nicht den drucktechnischen Begriff, sondern jene Zeit …

"Im Prinzip hätte man mit Bleisatz und Klischees nicht mehr existieren können. Die Währungsunion war am 1. Juli 1990 und am 5. Juli lief bei uns hier die erste Offsetmaschine fuffzich-siebzich."

Politik und Handwerk waren damals – wie es dem Druckgewerbe zukommt - verschwistert.

"Also wir hatten in der Wendezeit, wo das alles noch nicht klar war, ob Druckgenehmigung oder nicht, da haben wir für paar oppositionelle Gruppen gedruckt. Und eine davon war die SDP - Sozialdemokratische Partei nannten die sich doch damals. In Weimar."

Jener SDP wiederum wurde eine Druckmaschine geschenkt, von der West-SPD – die aber bekam Hahndruck – nein, nicht geschenkt. Doch sie ratterte künftig in Kranichfeld. Die Moderne nahm Fahrt auf. Passend spucken Druckmaschinen in großer Geschwindigkeit ihre Produkte aus. Wenn zu DDR-Zeiten schöne Bücher oft in monatelanger Arbeit entstanden, sorgfältig Farbe um Farbe gedruckt, so benötigen auch aufwendige Verfahren nun nur noch Tage.

Umsturz aller Regeln des Druckergewerbes
Die Druckerei ist in der Warenwelt angekommen. Und feiert 125 Jahre Hahndruck in Kranichfeld. Viel Volk hat sich versammelt; eine mobile Orgel spielt. Und der heutige Chef hält eine Festrede:

"Wenn ich Sie willkommen heiße, dann im Namen der Familie Gentsch und der Mitarbeiter der Firma Hahndruck für die Druckerei und der Familie Renate und Otto Hahn für den Laden und ganz besonders auch im Namen unserer Alterspräsidentin."

Drei Generationen des Familienunternehmens erlebten Kriege, Revolution, Inflation, Besatzung, staatliche Willkür. Immer aber änderte sich am Druckerhandwerk nur wenig. Die Gutenbergschen Fertigungsabläufe blieben. Die vierte Generation aber, die in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts das Geschäft übernahm, von Kriegen verschont, einen friedlichen gesellschaftlichen Umbruch erlebend, musste eine elektronische Revolution meistern, die alle bisherigen Regeln des Druckerhandwerks umstürzte.