"Eine tolle Gemeinschaft"

Von Georg Gruber |
Die "Haager Spatzen" haben aus der oberbayerischen Gemeinde inzwischen eine anerkannte Adresse in der deutschen Kinderchorlandschaft gemacht. Im vergangenen Jahr gewannen die jungen Sängerinnen und Sänger den ersten Preis beim Deutschen Chorfest in Frankfurt. Solche Erfolge hängen auch vom besonderen Engagement Einzelner ab.
Freitagnachmittag im Erdgeschoss der Volkshochschule im oberbayerischen Haag. Susanne Philippzig, eine schmale, zierliche Frau, dirigiert, zeigt mit beiden Händen die Tonhöhen an, gibt den Kindern, die im Halbkreis vor ihr stehen, Zeichen, wann die verschiedenen Stimmen einzusetzen haben. Ohne Susanne Philippzig gäbe es den Kinderchor nicht, sie hat ihn 2007 ins Leben gerufen.

Probenszene: "Wir machen jetzt einzeln die Stimmen zum wiederholen, Sopran eins fängt an?"

Geboren und aufgewachsen ist sie in Budapest. Dort hat sie auch an der Hochschule für Musik studiert, Schwerpunkt Chorleitung. Und natürlich hat die 43-Jährige selbst als Kind gerne gesungen.

Susanne Philippzig: "Ja, ja ja klar, auf jeden Fall, ich komme aus einer Musikerfamilie, meine Mutter ist auch Musikwissenschaftlerin, mein Vater ist Komponist. Und auch die Strukturen der Musikerziehung in Ungarn sind ganz anders als hier, wir haben schon im Kindergarten sehr viel gesungen, war auch in der Schule viel mehr los mit Musik, drei, vier Mal in der Woche haben wir Musikunterricht gehabt, in der Grundschule, ich bin mit Musik aufgewachsen."

In Budapest hat sie auch ihren Mann kennen gelernt, einen Deutschen, der dort Medizin studierte. Mit ihm und ihren drei Töchtern lebt sie nun seit mehr als zehn Jahren in Haag. Und die Töchter singen auch alle mit bei den Haager Spatzen.

"Mamma mia, mamma mia ..."

Der Chor ist inzwischen auf fast 70 Kinder angewachsen, in drei Altersgruppen. Bei den 28 Großen im Alter von 10 bis 17 Jahren, in der "Leistungsgruppe", sind fast nur Mädchen.
Kinder-Umfrage:
Lena: "Ich sing hier im Chor, weil es mir einfach Spaß macht, mit anderen zu singen,"

Sophia: "wenn alle zusammen mitmachen, dann hört es sich echt sehr schön an gemeinsam."

Jürgen: "Ich bin dazugekommen, weil ich war auch mal auf so einem Konzert, und das hat mir sehr gefallen, dann wollte ich auch in den Chor."

Lydia: "Ich sing schon, seit ich fünf Jahre alt bin bei ihr und es macht immer noch Spaß bei ihr, ich freu mich meistens schon auf den Freitag, weil ich dann in den Chor gehen kann."

Jürgen: "Und das ist eine tolle Gemeinschaft, und wir fahren auch immer nach Wangen und nach Bad Feilenbach, das sind immer so Chorwochenenden."

Christina: "Von der Susanne kriegen wir immer per E-Mail ein paar so Proben, wo sie vorsingt, und ich weiß nicht, wie viel jeder übt, aber jeder hört es sich auf alle Fälle mal an und singt’s mal nach."

Das Repertoire reicht von klassischer mehrstimmiger Chorliteratur aus der Renaissance bis hin zu Popsongs. Bei den Proben ist deutlich zu spüren, Susanne Philippzig meint es ernst, sie will mit dem Chor etwas erreichen, sie fordert die Kinder, lobt sie, aber verlangt ihnen auch etwas ab - den richtigen Ton zu treffen, mit zu machen, sich zu konzentrieren.

Susanne Philippzig: "Das muss sein, ich könnte es nicht anders. Ja, jetzt machen wir mal einen Chor und schauen, ob die Kinder Spaß am Singen haben, das ist in Deutschland immer so: Spaß, mein Kind soll nur Spaß haben, bitte nicht mehr.

Aber das ist mein Motto: Man hat erst dann richtig Spaß, wenn man was wirklich kann und je höher ich komm mit irgendwas, was ich mach, jetzt ob Fahrrad fahren oder Skifahren oder so, je besser ich das kann, desto mehr Spaß habe ich auch daran."

Und die Kinder erfahren auch, dass sich das Üben lohnt. Im Sommer 2012 reisen die Haager Spatzen zum Deutschen Chorfest nach Frankfurt, die Kinder wollen unbedingt am Wettbewerb teilnehmen. Studieren sogar vierstimmige Lieder ein, stellen sich auf die Bühne ...

Umfrage:
Kinga: "Man ist sehr aufgeregt auf jeden Fall,"
Hansi: "Kribbelt a bissel im Bauch"

... und gewinnen in der Kinderchorkategorie B den ersten Preis.

Susanne Philippzig:
"Was halt wirklich wir nicht erwartet haben. Ja und das war die beste Motivation für die Kinder und auch für mich."

Amelie: "Wir haben uns richtig gefreut, wir haben auch geschrien, weil wir uns so gefreut haben."