Eine politische Stimme

Von Carolin Pirich |
Sie ist eine mexikanische Schönheit und politische Aktivistin. In ihren Liedern singt sie von Herzschmerz und Liebe, aber auch von Rassismus und Frauenfeindlichkeit. Inzwischen zählt Lila Downs zu den großen Frauenstimmen Mexikos. Mit ihrem fünften Album "La Cantina", das sie im April in Europa veröffentlichte, scheint ihr Erfolg auch in Deutschland anzukommen.
"Ich musste nach meiner Identität suchen. Ich war so durcheinander zwischen diesen drei unterschiedlichen Kulturen, der Mexikanischen, der Indianischen und der US-Amerikanischen ..."

"Mein mexikanischer Teil ist zärtlicher und wärmer. Wenn ich einfach glücklich bin damit, dass ich lebe und esse und trinke, ein Dach über dem Kopf habe. Mein meine mehr westliche, amerikanische Seite ist die, die sich um die Zukunft sorgt, die was verändern will."

Lila Downs’ Mutter ist eine Indianerin aus Mexiko, ihr Vater war Amerikaner mit schottischen Vorfahren. Dass sie in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen ist, sieht man sofort: Sie trägt Indianerschmuck zu Jeansrock und T-Shirt. Ihr pechschwarzes, langes Haar hat blond gefärbte Strähnen.

"Als ich jünger war, mochte ich mich überhaupt nicht."

Sie ist in Südmexiko und in den USA aufgewachsen. Wenn sie in den USA war, hielten sie die anderen Kinder für eine Mexikanerin. Für die Mexikaner war sie Indianerin. Als Teenager schämte sich Lila Downs sich für ihre Herkunft, ihre schwarzen Haare färbte sie blond.

"Meine Mutter wollte, dass ich Rechtsanwältin werde oder Ingenieurin."

Lila Downs aber studierte in Kalifornien Anthroplogie und klassischen Gesang. Sie hat immer wieder das Studium unterbrochen, weil sie nicht wusste, in welche Richtung es gehen sollte.

"Dann wollte ich mehr über meine Herkunft erfahren, meine Wurzeln, meine indianischen Vorfahren. Ich lernte, Kleider zu weben und lebte bei Indianern in Mexiko. Dann wusste ich, was ich zu sagen hatte."

Der Anstoß, Musikerin zu werden, kam, als sie einem Bekannten den Totenschein seines Sohnes auf Spanisch übersetzte. Der Sohn war in die USA gegangen, um dort zu Arbeiten. Er kehrte nicht zurück.

"Plötzlich wurde mit klar, dass das sehr oft in meiner Region passiert. Darüber wollte ich ein Lied schreiben."

Heute ist die zierliche Frau 37. Im Sommer lebt sie mit ihrem Musikerkollegen und Partner Paul Cohen in New York. Die kalten Monate verbringt sie in Mexiko. Ihr ist es wichtig, in beiden Kulturen zuhause zu sein.

In vielen Texten singt sie vom Elend der Fremdarbeiter in den USA, singt vom Leben an der Grenze und vom Rassismus, den sie selbst gespürt hat. Sie singt auch von Liebe, von der Schönheit der Frauen - Frauenfeindlichkeit ist auch ein Thema für sie.

"Manchmal bekomme ich Ärger, weil ich zuviel kämpfe. In Mexiko sind kämpferische Frauen nicht besonders beliebt. Manchmal ist es besser, einfach still da zu sitzen, schhhhh, und hübsch zu sein."

In Mexiko setzt sich Lila Downs für junge Frauen indianischer Herkunft ein. Sie gibt Konzerte, deren Einnahmen diese jungen Frauen bekommen, damit sie studieren können. Wegen ihres Engagements wird Lila Downs oft mit der Malerin Frida Kahlo verglichen, die 1954 in Mexiko starb.

"Auch sie war eine Kämpfernatur. Wir beide haben verschiedene ethnische Hintergründe. Frida hat sich auch für die indianische Vergangenheit eingesetzt und für das Leben der Indianer in Mexiko, das sieht man in ihren Bildern. Auch für mich ist meine ethnische Identität sehr wichtig."

Im Film "Frida", in dem Salma Hayek die mexikanische Malerin spielt, taucht Lila Downs in manchen Bar-Szenen als Sängerin auf. Die zierliche, dunkle Frau ähnelt auch auf der Bühne der Malerin: Dicke Zöpfe, traditionelle indianische Kleidung aus Mexiko, roter, grüner und türkisfarbener Schmuck.

"Dass ich meine indianische Kleidung und meinen indianischen Schmuck trage, macht mich irgendwie stärker, selbstsicherer."

Lila Downs steht gern auf der Bühne. Sie mag es zu tanzen, zu singen, eine gute Performance zu geben. Aber einfach nur gefallen, das will Lila Downs nicht. Ihr Wunsch: erdverbunden zu bleiben und als Künstlerin etwas zu sagen haben.

"Wenn man auftritt, muss man sich entscheiden, in wie weit man ein Entertainer sein möchte und in wie weit man einfach eine ehrliche, aufrichtige Sängerin ist, die ihre Lieder singt."