Eine platte Boulevardkomödie
Cyrano de Bergerac schreibt wunderschöne Reime, doch er selbst ist hässlich. Heimlich liebt er seine Cousine. Doch das geht nicht gut. Vor allem in dieser Inszenierung nicht.
Zwei rückwärts gehende Männer stoßen mit den Hintern aneinander. Armin Rohde als Cyrano tanzt zu "Roxanne" von Police. Als Cyrano am Schluss stirbt, schwebt ein Rohde-Double mit Ballons um den Bauch am Himmel.
Katharina Thalbach erspart den Zuschauern bei ihrer Inszenierung von Edmond Rostands "Cyrano de Bergerac" keine Regie-Plattitüde. Damit auch wirklich kein Illusionsspielraum mehr bleibt, geht der Mond im Hintergrund auf, wenn Cyrano seine "Reise zum Mond" schreibt. Als Cyrano unter Roxanes Balkon dem verbal ungeschickten Christian Liebesschwüre souffliert, wird das sicherheitshalber mit romantischer Musik unterlegt.
Katharina Thalbach hat offenbar kein Vertrauen in das Stück von Edmond Rostand. Dabei ist Cyrano de Bergerac ein so tragischer romantischer Liebender und damit solch eine perfekte Bühnenfigur! Der Freidenker, Dichter und Soldat Cyrano liebt heimlich seine Cousine Roxane. Aber wegen seines wenig ansprechenden Äußeren, speziell der hervorstechenden Nase, wagt er nicht, sich ihr zu offenbaren. Sie verliebt sich ohnehin in den jungen, schönen Christian, der allerdings nicht über ausreichende verbale Schönheit verfügt, um Roxane in heißen Briefen zu umgarnen. Cyrano übernimmt diesen Dienst nur zu gern für ihn. Christian fällt kurz darauf auf dem Schlachtfeld, doch Cyrano offenbart sich Roxane erst am Tag seines Todes.
Regisseurin Katharina Thalbach also scheint diesem Text nicht zu trauen – ausgerechnet diesem Text, in dem es um die Kraft der Worte geht! -, deshalb macht sie aus der eleganten, ironischen Reflexion über Liebe und Ehre eine platte Boulevardkomödie.
Die stereotypen Kostüme unterstützen den Eindruck: Die Männer tragen alle Schnauzer, Kniebundhosen und Stiefel, die Frauen Ballkleider und breitkrempige Hüte. Die Schauspieler überbetonen die Reime und ihre Rollen so, dass die geistreichen Wortgefechte zwischen Cyrano und seinen Gegenspielern darunter in die Knie gehen.
Für die Bühne immerhin hat Ezio Toffolutti schlichte, schöne Einfälle gehabt: Die Treppe, die anfangs als Showtreppe fungiert, wandelt sich zum Podest. Der Kasten, aus dem plötzlich eine Küche ausklappt, wird später zum Balkon und noch später zum Kloster, in das sich Roxane zurückzieht. Warum Choreograph Danny Costello allerdings vier Küchenhilfen und den Koch Ragueneau anleitete, eine Art Kochrezept-Rap mit Pfannen und Holzlöffeln zu tanzen, weiß nur Katharina Thalbach. Klaus Figge hingegen, der die berühmte Duellszene am Anfang des "Cyrano de Bergerac" choreographierte, hat mit den Schauspielern wie immer Beachtliches erarbeitet, zumal Ronny Miersch sich bei der Generalprobe am Knie verletzte und bei der Premiere langsamer gefochten werden musste.
Schauspielstars sind oft problematisch für Inszenierungen, weil sie sich häufig nicht gut ins Ensemble einfügen. Bei diesem "Cyrano" ist das ein Glück, denn Armin Rohde lässt sich als Einziger nicht auf die outrierte Sprechweise ein, sondern spricht die Rostandschen Reime mit unterschnittener Beiläufigkeit, so dass sie zumindest in Rohdes Passagen ein wenig Glanz entfalten können. Die Balkonszene, in der Cyrano Christian die schönen Worte für Roxane zuflüstert, ist sogar ziemlich ergreifend. Aber auch Armin Rohde kann nichts dagegen ausrichten, dass die Nonnen in Roxanes Kloster seinem Cyrano am Schluss den würdigen Abgang verderben, indem sie wie ein Haufen aufgeregter Hühner um ihn herum gackern. Diese brachialkomische Nummern-Revue hat Cyrano de Bergerac nicht verdient.
Katharina Thalbach erspart den Zuschauern bei ihrer Inszenierung von Edmond Rostands "Cyrano de Bergerac" keine Regie-Plattitüde. Damit auch wirklich kein Illusionsspielraum mehr bleibt, geht der Mond im Hintergrund auf, wenn Cyrano seine "Reise zum Mond" schreibt. Als Cyrano unter Roxanes Balkon dem verbal ungeschickten Christian Liebesschwüre souffliert, wird das sicherheitshalber mit romantischer Musik unterlegt.
Katharina Thalbach hat offenbar kein Vertrauen in das Stück von Edmond Rostand. Dabei ist Cyrano de Bergerac ein so tragischer romantischer Liebender und damit solch eine perfekte Bühnenfigur! Der Freidenker, Dichter und Soldat Cyrano liebt heimlich seine Cousine Roxane. Aber wegen seines wenig ansprechenden Äußeren, speziell der hervorstechenden Nase, wagt er nicht, sich ihr zu offenbaren. Sie verliebt sich ohnehin in den jungen, schönen Christian, der allerdings nicht über ausreichende verbale Schönheit verfügt, um Roxane in heißen Briefen zu umgarnen. Cyrano übernimmt diesen Dienst nur zu gern für ihn. Christian fällt kurz darauf auf dem Schlachtfeld, doch Cyrano offenbart sich Roxane erst am Tag seines Todes.
Regisseurin Katharina Thalbach also scheint diesem Text nicht zu trauen – ausgerechnet diesem Text, in dem es um die Kraft der Worte geht! -, deshalb macht sie aus der eleganten, ironischen Reflexion über Liebe und Ehre eine platte Boulevardkomödie.
Die stereotypen Kostüme unterstützen den Eindruck: Die Männer tragen alle Schnauzer, Kniebundhosen und Stiefel, die Frauen Ballkleider und breitkrempige Hüte. Die Schauspieler überbetonen die Reime und ihre Rollen so, dass die geistreichen Wortgefechte zwischen Cyrano und seinen Gegenspielern darunter in die Knie gehen.
Für die Bühne immerhin hat Ezio Toffolutti schlichte, schöne Einfälle gehabt: Die Treppe, die anfangs als Showtreppe fungiert, wandelt sich zum Podest. Der Kasten, aus dem plötzlich eine Küche ausklappt, wird später zum Balkon und noch später zum Kloster, in das sich Roxane zurückzieht. Warum Choreograph Danny Costello allerdings vier Küchenhilfen und den Koch Ragueneau anleitete, eine Art Kochrezept-Rap mit Pfannen und Holzlöffeln zu tanzen, weiß nur Katharina Thalbach. Klaus Figge hingegen, der die berühmte Duellszene am Anfang des "Cyrano de Bergerac" choreographierte, hat mit den Schauspielern wie immer Beachtliches erarbeitet, zumal Ronny Miersch sich bei der Generalprobe am Knie verletzte und bei der Premiere langsamer gefochten werden musste.
Schauspielstars sind oft problematisch für Inszenierungen, weil sie sich häufig nicht gut ins Ensemble einfügen. Bei diesem "Cyrano" ist das ein Glück, denn Armin Rohde lässt sich als Einziger nicht auf die outrierte Sprechweise ein, sondern spricht die Rostandschen Reime mit unterschnittener Beiläufigkeit, so dass sie zumindest in Rohdes Passagen ein wenig Glanz entfalten können. Die Balkonszene, in der Cyrano Christian die schönen Worte für Roxane zuflüstert, ist sogar ziemlich ergreifend. Aber auch Armin Rohde kann nichts dagegen ausrichten, dass die Nonnen in Roxanes Kloster seinem Cyrano am Schluss den würdigen Abgang verderben, indem sie wie ein Haufen aufgeregter Hühner um ihn herum gackern. Diese brachialkomische Nummern-Revue hat Cyrano de Bergerac nicht verdient.