"Eine Offenbarung"

23.12.2009
Zu Weihnachten wird die erfolgreiche CD "Chant for Paradise" mit gregorianischen Chorälen in einer Super Deluxe Edition auf manchem Gabentisch zu finden sein. Mit der Musik habe man etwas von der Schönheit des Klosterlebens weitergeben wollen, so Pater Karl Wallner vom Kloster Heiligenkreuz bei Wien.
800.000 Exemplare der CD gingen bereits 2008 weltweit über die Ladentische. Inzwischen ist eine Super Deluxe Edition samt deutschem Text erschienen. Fazit sprach mit Pater Karl Wallner, Mönch im Zisterzienserkloster Heiligenkreuz bei Wien und Rektor der dortigen päpstlichen Hochschule darüber, wie sich Kirchenlied und Kommerz vertragen. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Liane von Billerbeck: Ist Glaube ein Produkt, also etwas, das professionell verkauft werden muss?

Pater Karl Wallner: Glaube ist zunächst einmal ein Geschenk, das Gott uns macht. Aber es macht uns so glücklich, dass wir natürlich bereit sind, einiges dafür zu geben, dieses Glück des Glaubens voll auszuschöpfen.

Liane von Billerbeck: Was für ein Glaube wird denn mit dieser CD verkauft?

Pater Karl Wallner: Etwas zutiefst Jüdisch-Biblisches, denn dass wir singen, das ist entstanden wahrscheinlich aus der Tempelmusik der Synagoge Israels, dann über Byzanz und die altrömische Lithurgie im 8./9. Jahrhundert im Frankenreich wurde das dann zum gregorianischen Repertoire. Heute spricht man von gregorianischem Choral - eigentlich die älteste Form der gesungenen Bibelmeditation. (…)

Liane von Billerbeck: Zisterzienser leben ja nach dem Motto "ora et labora!" - also "bete und arbeite!" Darunter stellt man sich nicht als Erstes eine CD vor, die zudem noch bei einem so großen Label wie Universal erscheint.

Pater Karl Wallner: Ich muss zunächst widersprechen: Wir Mönche haben nicht dieses Ethos, dieses Ideal, das man im Osten findet, also die völlige Weltabgeklärtheit. (…) Wir sind weltoffen, wir betreiben Seelsorge. Deshalb war bei uns auch die Offenheit, mit einem so großen Label wie Universal dieses Projekt einer CD zu machen. (…) Ich musste mich mit Amy Winehouse beschäftigen, weil wir dauernd mehr CDs verkauft haben als sie. Es war für mich dann auch eine Offenbarung - diese ganze Welt, die dahinter steht hinter dem großen Musikgeschäft. Aber gemacht haben wir die CD nur, weil wir christliche Spiritualität, die Schönheit dessen, was wir im Kloster - Heiligenkreuz ist übrigens voll mit jungen Mönchen - täglich leben. Das wollten wir hinausbringen und ich glaube, das ist gelungen. Denn viele Menschen haben uns geschrieben, dass sie berührt sind, ergriffen, erbaut, gestärkt.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 23.5.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.