Eine neue Hymne für Afghanistan
Im Vier-Viertel-Takt gehalten, eine Mischung aus Dur und Moll, so hört sich die Melodie der neuen afghanischen Nationalhymne an. Komponiert hat sie der 58-jährige Afghane Babrak Wassa. Der Musiker bekam den Text als Datei aus dem fernen Afghanistan per Mail zugeschickt, mit dem Auftrag, diesen zu vertonen. Vorgabe dabei für die Komposition: Bitte nicht länger als eine Minute. Und so vergingen einige Tage, bis der Künstler die passende Melodie gefunden hatte. Die ersten Entwürfe gefielen ihm nicht, bis ihm dann eine Eingebung zu Hilfe kam:
"Wir haben Licht ausgeschaltet, um zu schlafen, und dann plötzlich habe ich zu meiner Frau gesagt, jetzt habe ich das, und sie sagte, was hast du denn, und ich sagte, jetzt habe ich für die Hymne die Melodie. Und dann bin ich runter in mein Büro gelaufen… und dann waren da plötzlich neun Melodien, die ich sofort notiert habe. Und dann ruhig eingeschlafen."
Die Worte der Hymne sind verfasst in Pashto, eine der beiden offiziellen Landessprachen in Afghanistan. Denn die Hymne soll in dem Vielvölkerstaat am Hindukush, deren Verhältnis untereinander oft von Spannungen belastet ist, alle Afghanen ansprechen:
"Der Text betont erstmal, das das Land der Stolz eines jeden Afghanen ist, und dass es die Heimat aller Völker ist, die dort leben, und dann werden die Völker alle namentlich genannt, damit sich keiner benachteiligt fühlt."
Babrak Wassa lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland. Da er die enge Bindung zu seiner Heimat nie verloren hat, erfüllt es den Musiker mit Stolz, die neue afghanische Hymne komponieren zu dürfen. Aber auch in Deutschland schätzt man das Wissen des in klassischer europäischer Musik ausgebildeten Künstlers: Seit vielen Jahren leitet er in und um seinen Wohnort Rösrath nahe bei Köln verschiedene Gesangschöre. Mit dieser Arbeit bestreitet er seinen Lebensunterhalt. Etwas anderes als Musik wäre für Babrak Wassa auch nie in Frage gekommen. Denn seit seiner frühsten Jugend schlägt das Herz des schwarzhaarigen, gedrungenen Mannes für die Musik. Zunächst für die afghanische, später aber auch für die europäische. Ausgerechnet eine deutsche Komposition hatte dabei großen Anteil:
"Das war meine erste Schallplatte, die ich in meinem Leben gehört habe. Später habe ich dann festgestellt, dass war an der … schönen blauen Donau von Strauß, und diese Musik, und da war ich auch sehr jung, hat mich sehr, sehr fasziniert. Und danach habe ich immer versucht, europäische Schallplatten zu bekommen, die hörte ich gerne."
Doch seine musikalische Begeisterung war nicht unproblematisch: Denn Musik galt in der Gesellschaft des prüden Afghanistan der 50er und 60er Jahren als verpönt. Auch wenn viele Afghanen im privaten Bereich gerne den Klang von Gesang und Instrumenten genossen, haftete Musikern dennoch ein zweifelhafter, bisweilen schlechter Ruf an:
"Und deshalb war auch meine Verwandtschaft zurecht schockiert, dass ich Beruf eines Musikers mir zu eigen machen wollte. Das war katastrophal für die. Aber ich habe mich durchgesetzt."
Als sich seine Familie dann mit seinem Berufswunsch, Musiker zu werden, abgefunden hatte, begann er in Moskau eine Ausbildung zum Chorleiter, Dirigenten und Komponisten. 1978 kehrte er nach Afghanistan zurück. Doch dort hatte sich die politische Lage in der Zwischenzeit dramatisch verändert: Nach einem Staatstreich hatten die afghanischen Kommunisten die Macht an sich gerissen und unterdrückten die Bevölkerung. Schon nach wenigen Monaten beschloss Babrak Wassa, das Land erneut zu verlassen - diesmal gen Westen. Er kam nach Deutschland und baute sich hier eine neue Existenz auf.
"Meine damalige Vermieterin hat für mich gebürgt in der Bank, dadurch konnte ich ein Klavier kaufen mit Ratenzahlung, das war mein erstes Klavier und irgendwie hat sich das rumgesprochen, dass da ein Musiker ist, der in Moskau studiert hat und aus Afghanistan stammt. Dann kam 1981 im "Kölner Stadt-Anzeiger" auf der Titelseite ein großes Bild von mir mit einem großen Bericht. Ich nehme an, dass durch diesen Bericht ist ein Chor auf mich aufmerksam gemacht worden."
Bei den Sängerinnen und Sängern ist der stets höfliche und bescheidene Musiker sehr beliebt: Mit seiner zurückhaltenden und höflichen Art kommt er gut an. Während der Proben erzählt er auch gerne einen Witz, kann aber im richtigen Moment auch wieder streng sein.
Die Chormitglieder sind begeistert davon, dass Babrak Wassa vor kurzem ausgewählt wurde, die neue afghanische Nationalhymne zu komponieren. Die Hymne sieht er nun als ein Geschenk an sein Vaterland, dass er aus politischen Gründen mehr als 20 Jahre lang nicht mehr gesehen hat.
"Für die Komposition nehme ich kein Geld, habe ich auch keins verlangt. Das schulde ich auch meinem Volk."
Die Worte der Hymne sind verfasst in Pashto, eine der beiden offiziellen Landessprachen in Afghanistan. Denn die Hymne soll in dem Vielvölkerstaat am Hindukush, deren Verhältnis untereinander oft von Spannungen belastet ist, alle Afghanen ansprechen:
"Der Text betont erstmal, das das Land der Stolz eines jeden Afghanen ist, und dass es die Heimat aller Völker ist, die dort leben, und dann werden die Völker alle namentlich genannt, damit sich keiner benachteiligt fühlt."
Babrak Wassa lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland. Da er die enge Bindung zu seiner Heimat nie verloren hat, erfüllt es den Musiker mit Stolz, die neue afghanische Hymne komponieren zu dürfen. Aber auch in Deutschland schätzt man das Wissen des in klassischer europäischer Musik ausgebildeten Künstlers: Seit vielen Jahren leitet er in und um seinen Wohnort Rösrath nahe bei Köln verschiedene Gesangschöre. Mit dieser Arbeit bestreitet er seinen Lebensunterhalt. Etwas anderes als Musik wäre für Babrak Wassa auch nie in Frage gekommen. Denn seit seiner frühsten Jugend schlägt das Herz des schwarzhaarigen, gedrungenen Mannes für die Musik. Zunächst für die afghanische, später aber auch für die europäische. Ausgerechnet eine deutsche Komposition hatte dabei großen Anteil:
"Das war meine erste Schallplatte, die ich in meinem Leben gehört habe. Später habe ich dann festgestellt, dass war an der … schönen blauen Donau von Strauß, und diese Musik, und da war ich auch sehr jung, hat mich sehr, sehr fasziniert. Und danach habe ich immer versucht, europäische Schallplatten zu bekommen, die hörte ich gerne."
Doch seine musikalische Begeisterung war nicht unproblematisch: Denn Musik galt in der Gesellschaft des prüden Afghanistan der 50er und 60er Jahren als verpönt. Auch wenn viele Afghanen im privaten Bereich gerne den Klang von Gesang und Instrumenten genossen, haftete Musikern dennoch ein zweifelhafter, bisweilen schlechter Ruf an:
"Und deshalb war auch meine Verwandtschaft zurecht schockiert, dass ich Beruf eines Musikers mir zu eigen machen wollte. Das war katastrophal für die. Aber ich habe mich durchgesetzt."
Als sich seine Familie dann mit seinem Berufswunsch, Musiker zu werden, abgefunden hatte, begann er in Moskau eine Ausbildung zum Chorleiter, Dirigenten und Komponisten. 1978 kehrte er nach Afghanistan zurück. Doch dort hatte sich die politische Lage in der Zwischenzeit dramatisch verändert: Nach einem Staatstreich hatten die afghanischen Kommunisten die Macht an sich gerissen und unterdrückten die Bevölkerung. Schon nach wenigen Monaten beschloss Babrak Wassa, das Land erneut zu verlassen - diesmal gen Westen. Er kam nach Deutschland und baute sich hier eine neue Existenz auf.
"Meine damalige Vermieterin hat für mich gebürgt in der Bank, dadurch konnte ich ein Klavier kaufen mit Ratenzahlung, das war mein erstes Klavier und irgendwie hat sich das rumgesprochen, dass da ein Musiker ist, der in Moskau studiert hat und aus Afghanistan stammt. Dann kam 1981 im "Kölner Stadt-Anzeiger" auf der Titelseite ein großes Bild von mir mit einem großen Bericht. Ich nehme an, dass durch diesen Bericht ist ein Chor auf mich aufmerksam gemacht worden."
Bei den Sängerinnen und Sängern ist der stets höfliche und bescheidene Musiker sehr beliebt: Mit seiner zurückhaltenden und höflichen Art kommt er gut an. Während der Proben erzählt er auch gerne einen Witz, kann aber im richtigen Moment auch wieder streng sein.
Die Chormitglieder sind begeistert davon, dass Babrak Wassa vor kurzem ausgewählt wurde, die neue afghanische Nationalhymne zu komponieren. Die Hymne sieht er nun als ein Geschenk an sein Vaterland, dass er aus politischen Gründen mehr als 20 Jahre lang nicht mehr gesehen hat.
"Für die Komposition nehme ich kein Geld, habe ich auch keins verlangt. Das schulde ich auch meinem Volk."