„Eine Lebenslüge“

Der Politikwissenschaftler Dietmar Herz wirft der deutschen Politik vor, den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nie richtig erklärt zu haben. „Man sprach davon, dass die Bundeswehr nur entwicklungspolitische Aufgaben wahrnimmt. Das ist eine Lebenslüge. Der Einsatz in Afghanistan ist ganz klar ein militärischer Einsatz“, betonte Herz.
Es habe keinen Sinn, die Diskussion um Afghanistan zu vermeiden, so Herz weiter. Nach Einschätzung des Experten leiste die Bundeswehr mit ihrem zivil-militärischen Konzept eine erfolgreiche Arbeit im Norden des Landes. Allerdings verschlechtere sich die Sicherheitslage im gesamten Land ständig und das habe Rückwirkungen: „Wenn das gesamte Engagement des Westens scheitert, sind die Erfolge Deutschlands im Norden nur Makulatur.“

Das Konzept der Bundeswehr im Norden sei wegweisend, weil es eine enge Verbindung von Sicherheit und gleichzeitigem Aufbau ziviler Strukturen ermögliche. Vordringlicher sei es jedoch, im Süden und Osten Afghanistans die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. „Die Afghanen sind vom Westen enttäuscht, weil sie sehen, dass die versprochene Sicherheit nicht eintritt. So lange das nicht gewährleistet ist, ist die Situation der NATO sehr prekär.“

Nach Einschätzungen des Sicherheitsexperten werde der Druck auf Deutschland, die derzeitige Truppenstärke zu vergrößern, in Zukunft noch erhöht: „Das jetzige Kontingent der Bundeswehr reicht nicht aus, um die Vielzahl der Aufgaben zu bewältigen. Die nächste US-Administration wird von Deutschland mehr Engagement verlangen. Und das bedeutet: Mehr Soldaten.“

Das Gespräch mit Dietmar Herz können Sie bis zum 21. November 2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. ( MP3-Audio )