Eine Lange Nacht über Höhlen

Im Bann der Dunkelheit

Höhlenzeichnungen in der Nachbildung der Chauvet-Grotte, die bis zu 36.000 Jahre alte Tierbilder beherbergt und 1994 von dem Archäologen Jean-Marie Chauvet entdeckt wurde.
Höhlenzeichnungen in der Nachbildung der Chauvet-Grotte, die bis zu 36.000 Jahre alte Tierbilder beherbergt und 1994 entdeckt wurde. © picture alliance / dpa / Bonniere Pascal
Von Anne Ipsen und Daniela Kletzke · 07.05.2016
Höhlenforscher kriechen in eine dunkle und enge Welt. Oft treibt sie die Lust voran, Orte zu entdecken, auf die noch nie Licht gefallen ist und die wahrscheinlich noch kein Mensch gesehen hat. Wer dabei in einer Spalte stecken bleibt, muss sich dünn machen und dem Mutterdunkel des Bergs ebenso vertrauen wie der Gefährtin, die ihn notfalls frei meißelt.
Vielleicht tut sich dann nach ein paar Metern eine unterirdische Halle auf und das Staunen beginnt. In Höhlen lagern die Schätze der Zwerge. Für die neuzeitlichen Kollegen des kleinen Volkes stecken sie voll wertvollem Wissen. Sie bergen Erkenntnisse über das Klima vor Jahrtausenden, über die Entstehung ganzer Landschaften, über Evolution und Menschheitsgeschichte. Im Höhlendunkel kann man ihm noch begegnen, dem Käfer, dem es vor 10.000 Jahren an der Erdoberfläche zu warm wurde.
Und plötzlich steht man vor den Bildern, die Eiszeitjäger von Pferden, Stieren und Mammuts gemalt und in Stein geformt haben. Menschen haben Geschichten über das Dunkel im Berg erfunden, sie haben sich in Höhlen versteckt, in ihnen musiziert, sie erforscht. Die Gründe, sich ins Dunkle zu begeben, waren und sind vielfältig, und doch kehrt eine Erfahrung in vielen Höhlengeschichten wieder, die in dieser 'Langen Nacht' erzählt werden: ein zeitverlorenes Aufgehobensein an einem fremden Ort, an dem wir niemals auf Dauer leben könnten.