Eine Lange Nacht über Gertrude Stein

"Ich mag das Gefühl von Wörtern, die tun was sie wollen"

Zweiter Weltkrieg: Paris, Frankreich - Schriftstellerin Gertrude Stein mit einem Offizier der US Army.
Zweiter Weltkrieg: Paris, Frankreich - Schriftstellerin Gertrude Stein mit einem Offizier der US Army. © imago
Von Astrid Nettling · 30.07.2016
Wer kennt nicht das eindrucksvolle Porträt, das der Fotograf Man Ray von der 53-jährigen Dichterin gemacht hat, das sie mit imposantem Cäsarenkopf zeigt. Und noch mehr ist mit dem Namen der Schriftstellerin ihr bekanntester Satz verbunden: "rose is a rose is a rose".
Überhaupt - ein jeder, eine jede kennt Gertrude Stein, die sogenannte "Mutter der Moderne", weiß von ihrem Leben in Paris zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas, von ihren Freundschaften mit Künstlern wie Picasso, kennt ihren unsterblichen Satz "rose is a rose is a rose is a rose", und trotzdem zählt sie zu den ungelesenen Autoren der Moderne.
Süffisant hat jemand über sie formuliert, dass ihr literarisches ŒOeuvre "dem Leser das Gefühl vermittelt, als ungebetener Gast in der falschen Nacht ein dunkles Haus zu betreten". Und wer will schon bei einer solchen Tat ertappt werden?
Die Lange Nacht wagt diesen Versuch. Nicht als finsterer Eindringling, sondern in der Überzeugung, dass ihre Texte genug Offenheit und Strahlkraft besitzen, zu jedem zu sprechen, der bereit ist, sich auf sie einzulassen. Diese Strahlkraft des Steinschen Werks - aber nicht minder die ihrer Persönlichkeit - macht die Lange Nacht in unterschiedlichen Annäherungen erfahrbar, biografisch, literarisch, musikalisch, in Gesprächen mit Stein-Kennern und Stein-Liebhaberinnen.