Eine gute Wahl

Von Ernst Rommeney, Deutschlandradio Kultur |
Ohne Zweifel Christine Lagarde ist eine gute Wahl. Sie bringt an Talenten und Kenntnis mit, was gemeinhin eine französische Spitzenbeamtin auszeichnet. Fachlich versiert, als Anwältin und Finanzministerin auf internationalem Parkett erfahren, deshalb charmant und diplomatisch, wirkt sie dennoch kühl.
Man erwartet von ihr Haltung und Meinung, nimmt ihr ab, dass sie die Sprechblasen der Politik nicht mag. So gesehen ist sie für das Amt der Direktorin des Internationalen Währungsfonds geeignet. Und die Europäer dürfen stolz auf ihren erfolgreichen Personalvorschlag sein. Denn – man muss es wiederholen – es sollte der letzte sein.

Derzeit versucht der reiche Norden der Welt gemeinsam mit den großen Schwellenländern in der Gruppe der 20, die Folgen der Finanzkrise aufzuarbeiten. Da wird es höchste Zeit dem reichen wie dem armen Süden mehr Einfluss in den internationalen Institutionen einzuräumen. Die Welt fuhr bislang nicht schlecht mit Führungsleuten aus Asien, Afrika oder Lateinamerika.

Und weil Christine Lagarde als scheidende französische Finanzministerin mitten aus dem Krisenmanagement des alten Kontinents kommt, wird sie von europäischer Demut nach Washington begleitet. Weder national noch international ist die Wirtschafts- und Finanzpolitik ein Tummelplatz für durchgeknallte Neoliberale.

Die Finanzinstitute IWF und Weltbank müssen im Verbund des UNO-Systems die künftige Weltfinanzpolitik stabilisieren helfen. Es wäre fahrlässig, sie weiterhin nach Belieben und Ideologie zu demolieren. Denn die viel spannendere Aufgabe wird es sein, immer wieder zu prüfen, welche Auflagen hoch verschuldeten, in Not geratenen Staaten gemacht werden dürfen, damit sie sozial und politisch nicht noch tiefer rutschen.

Griechenland wird auch für uns zu einem Lehrbeispiel, dass drastische Schuldenpläne nicht helfen, wenn die Kredite nicht über wirtschaftlichen Erfolg getilgt werden können. Das Prestige des IWF wird sich aber auch darin erweisen, ob er zum Frühwarnsystem für die Weltfinanzmärkte wird.

Seine Analysen haben derzeit einen guten Ruf. Den könnte er festigen, wenn er darauf dringt, dass all die guten Vorsätze, die Märkte angemessen zu regulieren, auch umgesetzt werden. Christine Lagarde war als Ministerin dabei. Sie sollte wissen, worum es geht.

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