Eine Geschlechter-Crash-Komödie

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack · 16.05.2007
Der Debütfilm "2 Tage in Paris" von July Delpy als Regisseurin begleitet ein französisch-amerikanisches Paar durch die Hauptstadt der Liebe, das in eine Krise gerät. Der Amerikaner findet alles zunehmend fremd: seine Freundin, die Sprache, das Alte Europa. In dem Kinderfilm "Herr Bello" verwandelt sich in einer Apothekersfamilie ein Hund in einen Mann.
"2 Tage Paris"
Frankreich / Deutschland 2007, Regie: Julie Delpy, Hauptdarsteller: Julie Delpy, Adam Goldberg, ab 12 Jahre
Der Film von und mit Julie Delpy ist der – als Co-Produktion Frankreich, Deutschland 2006 hergestellte – Debüt-Spielfilm der 37-jährigen französischen Schauspielerin, sowohl als Drehbuch-Autorin wie auch als Regisseurin (außerdem war sie als Co-Produzentin auch für Casting, Musik und Schnitt verantwortlich). Julie Delpy: Tochter eines Schauspieler-Ehepaares (Marie Pillet, Albert Delpy). Sie absolvierte ein Regie-Filmstudium an der Filmhochschule in New York, lebt heute in Los Angeles und Paris.

Im Herbst 2003 erschien eine CD von ihr mit elf persönlichen Chansons, in englischer und französischer Sprache, auf der sie sich selbst mit Gitarre begleitet. Als Schauspielerin ist Julie Delpy seit 1985 aktiv (erster kleiner Auftritt in Godards "Détective"). Weitere Filme u.a.: "Homo Faber" von Volker Schlöndorff (1991) und "Drei Farben: Weiß" von Krzysztof Kieslowski (1994).

Auf der Berlinale sorgte sie mit dem amerikanischen Regisseur Richard Linklater und mit ihrem amerikanischen Schauspielerkollegen Ethan Hawke gleich zweimal für Furore: 1995 mit "Before Sunrise" und 2004 mit dem Nachfolger "Before Sunset" (= "Oscar"-Nominierung als Co-Drehbuchautorin). Ihr Regie-Erstling hatte in diesem Jahr Welturaufführung bei der Berlinale (im "Panorama"-Special-Programm) und zählte zu den Publikumslieblingen: "2 Tage Paris" orientiert sich überwiegend an Woody Allen, aber auch ein wenig an Ingmar Bergman.

Die Französin Marion (Delpy) und der Amerikaner Jack (Adam Goldberg) sind ein Paar. Auf der Rückreise von einem gemeinsamen Venedig-Urlaub machen sie einen kurzen Stopp bei ihren Eltern in Paris, wo sie auch ihre (inzwischen ziemlich verfettete) Katze abholen wollen. Während Jack den charmanten Macho-Hypochonder gibt, gibt sie in der Beziehung "und überhaupt" den Ton an. Lässig, locker und sehr selbstbewusst erklärt sie ihm ihre Welt, in der nun zuhauf auch ihre Verflossenen auftauchen, was Jack einige Nerven kostet.

Dazu bzw. drum herum: Ihre flippigen Alt-68er-Eltern (besetzt mit ihren tatsächlichen Eltern, wie überhaupt die Besetzung nach dem "Friends- und Family-Prinzip" gestaltet wurde), die "Annehmlichkeiten" von Paris mit ihren diversen kulturellen Unterschieden, kurzum: Zwischen den beiden entwickelt sich auch eine Art Krisenstimmung, in der sie förmlich aufblüht und er sich immer tiefer in sein seelisches Schneckenhaus-Tief zurückzieht.

Zunehmend erscheint ihm alles unwirklich-fremd: Seine Freundin, die Sprache, das Alte Europa. Delpy erzählt hier, mit sehr viel ironischem Augenzwinkern, lässigem Humor und feinen Pointen, eine hübsche, kleine, muntere Liebeskomödie, bei der das "typische" Verhalten von Amerikanern und Franzosen gleichermaßen auf die unterhaltsame Schippe genommen wird. Nur gegen Ende blüht die schöne Redeschwung-Leichtigkeit, das rasante Paar-Geplänkel (erinnernd an Klassiker wie "Leoparden küsst man nicht", "Der Stadtneurotiker", "Manhattan") etwas ab, verzettelt sich die emotionale wie kulturelle Charme-Chose etwas, wenn Delpy (zu) verkrampft bemüht ist, nunmehr verstärkt Beziehungsleid zuhauf ausschütten zu müssen.

Dass dabei die Spaß-Kurve etwas absinkt, vermag aber den tollen Gesamteindruck dieses bissig-originellen Konversationsklimas nur minimal zu schmälern. Und: Der kurze Nebenauftritt vom hiesigen Daniel Brühl als kritischer Globalisierungsaktivist (bzw. als selbsternannte Fee und Imbissketten-Terrorist) hat wenig Gewichtigkeit.

Schließlich: Ich empfehle unbeding die englisch-französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln zu sehen, denn so bleibt vom herrlichen Wortwitz sicherlich sehr viel mehr erhalten, als dass das in einer Synchronfassung originalgetreu umzusetzen ist. Fazit: Eine prima Kultur-Geschlechter-Crash-Komödie.

"Herr Bello"
Deutschland 2006, Regie: Ben Verbong, Hauptdarsteller: Armin Rohde, August Zirner, ohne
Altersbeschränkung


Der Film von Ben Verbong, Niederländer, Jahrgang ´49, wurde mit Filmen wie dem NS-Widerstandsdrama "Das Mädchen mit den roten Haaren" (1981), "Lily Was Here" (1989, mit dem Klasse-Saxophon-Titel von Candy Dulfer) und dem Erotik-Drama "Die unanständige Frau" (1991) zu Hause populär. Seit 1996 ist Ben Verbong hierzulande für Fernsehen ("Tatort"-Reihe: "Kinder der Gewalt", 1999) und Kino tätig, wobei er für das hiesige Kino vor allem Kinderfilme inszeniert wie zum Beispiel "Das Sams" (2001) bzw. die Fortsetzung "Sams in Gefahr" (2003).

Hier nun entstand - nach dem Drehbuch von Paul Maar und Ulrich Limmer - keine unbedingt ganz neue, originelle Geschichte: Ein Hund wird zu einem Mann und bleibt dabei doch Hund (wie zum Beispiel "Der Hund, der Herr Bozzi hieß", ein spanisch-italienischer Klassiker von 1957, mit Peter UIstinov). Das könnte ganz ulkig sein, wenn hier locker-lässig auf Ideen, Einfälle, Situationskomik, Pointen gesetzt werden würde. Aber, der deutsche Kinderfilm will mehr: Natürlich geht es leider nur um einen - natürlich - genervten und auch etwas unterbelichteten Provinz-Apotheker-Witwer (August Zirner) mit altklugem 12-jährigen Sohn, der sofort "aus den emotionalen Latschen" kippt, als die neue Untermieterin, die schöne Blondine Verena (Sophie von Kessel), auftaucht. Die erweist sich allerdings als noch viel unterbelichteter, denn bevor die erst einmal irgendwas mitkriegt – oh je, oh je!


Sie muss laut Drehbuch auf Doofchen-Niveau herumwuseln, während ihre Bewerber, besagter Apotheker und der nun zum Menschen umfunktionierte Hund "Herr Bello", eifrig wie blöd um ihre Gunst werben. Dazwischen bemüht sich, natürlich auch vorhersehbar und kaum sonderlich spaßig, der kleine Sohnematz-Bengel, die neue Frau im Haus zu verhindern.

Ha-Ha-Ha-Humor von der Stange, Dialoge aus der Mottenkiste des deutschen Lustspiel-Bemühens, kaum einmal Lachen – Schmunzeln manchmal (vielleicht) möglich. Alles klebt hier unterhaltungszäh wie ein verbrauchter Kaugummi, obwohl sich der gute Armin Rohde (neulich als neuer "Räuber Hotzenplotz" schon so na-na-gagig, davor Klasse in "Die Bluthochzeit", 2005) sehr viel - auch körperliche - Mühe gibt, den nett-depperten Köter im Manne vorzuzeigen.

Aber: Alles wirkt eben so angestrengt, so wenig wirklich witzig WITZIG, so traurig-verkrampft und überraschungslos-vorhersehbar. Besitzt mehr den zähen, blöden deutschen 0815-Leinwand-Holzhammer-Humor anstatt sich was wirklich Witzig-originelles einfallen zu lassen. Eine lahme Unterhaltungsplätscherei von neuem deutschen Kinderfilmchen, so nach dem Nonsens-Motto: Der Nachwuchs wird's schon irgendwie lustig finden.