Eine Frau für jede Tonart

17.12.2005
In den 90er Jahren war sie "das Gesicht" der deutschen Komödien: Katja Riemann. Mit dem Film "Abgeschminkt" wurde sie international bekannt, es folgten "Ein Mann für jede Tonart" und "Der bewegte Mann". Sie war eine der vier Knastausbrecherinnen in dem Road-Movie "bandits" und mordete lustvoll-subtil in der Ingrid-Noll-Verfilmung "Die Apothekerin".
Die "Neue Züricher Zeitung" charakterisierte Sie als "die junge Deutsche im Kino der neunziger Jahre. Sie verkörpert die patente Frau um die dreißig, mit der man Pferde stehlen, der ein Mann aber nichts vormachen kann."

Dass die mittlerweile 42-Jährige auch anders kann, zeigte sie unter anderem 2003 in dem Film "Rosenstraße" von Margarethe von Trotta. Für die Darstellung der Lena Fischer, die gemeinsam mit anderen Frauen in einem beispiellosen Aufstand ihren jüdischen Mann vor der Deportation retten will, erhielt sie bei den Filmfestspielen in Venedig die "Coppa Volpi" als beste Schauspielerin. "Das war einer jener seltenen Momente, in denen sich meine Lust an meinem Beruf mit meinem persönlich-politischen Anliegen deckte", betont die Künstlerin, die sich auch als Botschafterin für das Kinderhilfswerk Unicef engagiert. Sie reiste unter anderem durch Rumänien, Moldawien und den Senegal, um auf den Missbrauch von Kindern und das grausame Ritual der Beschneidung aufmerksam zu machen.

Katja Riemann ist auch Musikerin: Für "bandits" komponierte und spielte sie – gemeinsam mit ihren Kolleginnen Jasmin Tabatabai und Nicolette Krebitz - zahlreiche Songs. Der Soundtrack wurde mit der "Goldenen Schallplatte" ausgezeichnet und gilt als einer der erfolgreichsten Soundtracks eines europäischen Films. Mit ihrem "Katja-Riemann-Oktett", mit dem sie u.a. eigene Kompositionen, aber auch Jazz-Klassiker spielt, war sie gerade auf Deutschlandtour und ist wieder ab Frühjahr 2006 unterwegs. Ihre rauchige Stimme verdankt sie – so ist es auf ihrer Homepage nachzulesen - einem Stimmbandfehler: "Meine Stimmbänder schließen nicht komplett. Das war der Grund für eine Gesangslehrerin an der Falckenbergschule in München, mir als 23jährige mitzuteilen, dass ich mich darauf einstellen müsse, mit 30 den Beruf an den Nagel hängen zu müssen (…)." Wie auf ihren CDs zu hören ist, ist sie - immer noch - bei bester Stimme.

Katja Riemann ist auch Autorin: Gemeinsam mit ihrer Schwester, der Kunstlehrerin und Illustratorin Susanne Riemann, gestaltete sie eine Kinderbuch-Trilogie, die gerade auch als Hörspiel bei Random House herausgekommen ist. Auf der CD "Von Sonne, Mond und Engeln", beweist ihre zwölfjährige Tochter Paula, dass sie durchaus das Talent ihrer Mutter geerbt hat.

Im kommenden Jahr startet ihr neuer Kinofilm "Ich bin die andere" unter der Regie von Margarethe von Trotta, ein Melodram, in dem Katja Riemann eine schizophrene Frau spielt. Gerade abgedreht ist "Blood und Chocolate", eine Werwolf-Geschichte, die ebenfalls 2006 in die Kinos kommt. An diesem Wochenende ist Katja Riemann auf der Bühne zu erleben: Am 16. und 17.12. spielt sie in dem Theaterstück "Ein Stück vom Himmel" am Renaissance-Theater in Berlin, ein Gastspiel des St. Pauli Theaters Hamburg.

"Eine Frau für jede Tonart" - Heute ist Katja Riemann zu Gast bei Dieter Kassel, von 9 Uhr 07 bis 11 Uhr in der Sendung "Radiofeuilleton – Im Gespräch" bei Deutschlandradio Kultur. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 – 2254 oder per E-Mail: gespraech@dradio.de.

Informationen über Katja Riemann unter:www.katja-riemann.de


Literaturhinweis: Die Kinderbücher von Katja Riemann "Der Name der Sonne", "Der Chor der Engel", "Die Einsamkeit des Mondes" sind in der Beste Zeiten Verlagsgesellschaft erschienen. Das Hörspiel ""Von Sonne, Mond und Engeln" bei Random House Audio.