Eine elegante schwarze Diva

Von Eberhard Spreng · 12.04.2011
Angela Winkler spielt die Hauptrolle an diesem knapp dreistündigen Theaterabend. Desinteressiert blickt sie zurück auf ihre Amouren.
Amerikas Beitrag zum okzidentalen Kulturbetrieb ist die nie erlahmende Fähigkeit, aus Hochkultur Pop zu machen. Und der Texaner Bob Wilson ist der Regisseur des westlichen Kulturbetriebs, bei dem aus Kostümen Schaufensterdekorationen, aus der Geste eine Pose, aus Stil Manierismus, aus dem Gefühl eine schaler Affekt, und aus dem Text und seinen dramatischen Innenspannungen ein Soundtrack wird. Diesmal ist es Lou Reed, der in diesen szenischen Abend kaum eingebundene Songs einstreut.

Von schwüler Erotik ist in dieser mit Angela Winkler besetzten Lulu nichts zu spüren. Sie ist vielmehr eine elegante schwarz Diva in schwarzem Gewand, die auf ihre Amouren wie desinteressiert zurückblickt, umringt von komischen Abziehbildern und ihrem von früheren Wilson-Inszenierungen bekannten Posenrepertoire.

Es sind vor allem die älteren Schauspieler, die aus dem engen Korsett Wilsonscher Formgebungen herausstrahlen: Alexander Lang – der Regisseur – in der Rolle des Dr. Schöning, vor allem Jürgen Holtz als Schigolsch und Ruth Glöss in einer fast stummen Rolle. Angela Winkler thront über allem mit einer zeremoniellen Unerreichbarkeit: Königin Lulu herrscht in diesem Requiem ihres erkalteten Erotikons. Mit ihrem Tod beginnt die Aufführung und der hier anders als bei Wedekind nur angedeutete, gewaltsame Tod wird sich noch vier weitere Male wiederholen, es ist das tragende Leitmotiv des knapp dreistündigen Abends.

Strenge Schwarz-Weiß-Kontraste, wie üblich bei Wilson, in eine schöne grafische Ordnung gefasste Schauplätze. Wilson inszeniert einen Lulu-Kommentar, der zu einem Schauspielerfest werden könnte.