Eine Debütantin auf der Frankfurter Buchmesse

"Auch die Partys gehören irgendwie zur Arbeit"

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Lana Lux liest aus ihrem Buch lieber in einem gemütlichen Umfeld. © Aufbau-Verlag/Kat Kaufmann
Lana Lux im Gespräch mit Katrin Heise. · 14.10.2017
Sie ist Debütantin: Lana Lux ist das erste Mal mit einem eigenen Buch auf der Frankfurter Buchmesse. Fürs Netzwerken sei die Messe sicherlich gut, doch dem Publikumsandrang gelte es möglichst zu entgehen, so ihr Tipp.
Früher habe sie nie verstanden, warum man als Lesern auf einen Buchmesse gehen sollte, sagt die Autorin Lana Lux. In diesem Jahr ist sie selbst dabei – und zwar mit ihrem ersten eigenen Buch "Kukolka", das im Aufbau-Verlag erschienen ist. Ganz begeistert zeigt sie sich von dem Pflichttermin vieler Schriftsteller und Literaturkritiker nicht, aber vielleicht komme sie im nächsten Jahr trotzdem wieder.

Das Interview im Wortlaut

Katrin Heise: Wir gehen jetzt zur Buchmesse, zum Fest der Bücher. Das kann man ja ganz unterschiedlich erleben – ob man jetzt zum Beispiel als Verleger da ist und um das Kulturgut Buch kämpft und sich politischen Bühnen da widmet und Fäden widmet, oder ob man als Gast durch die Hallen wandelt oder vielleicht auch eher geschoben wird oder ob man sich der Fülle der Literatur überwältigen lässt oder in ihr schwimmt, ob man als Journalist da ist oder als Autorin mit dem eigenen Werk, das ist ja noch mal ein ganz anderes Gefühl. Da gibt es dann auch den Unterschied zwischen alten Hasen und Newcomern, und als solche möchte ich Lana Lux bezeichnen, die ist nämlich mit ihrem Erstlingsroman nach Frankfurt gereist. "Kukolka", ist gerade im August erschienen. Jetzt erreiche ich sie am vorletzten Tag der Buchmesse im Hotelzimmer. Schönen guten Morgen, Frau Lux!
Lana Lux: Guten Morgen!
Heise: Wie geht es Ihnen? Ist ja Ihre zweite Buchmesse nach der Leipziger.
Lux: Ja, genau, die Leipziger Buchmesse war meine erste, damit Frankfurt meine zweite werden kann.

Gefühltes Chaos auf der Leipziger Buchmesse

Heise: Also zur Übung sozusagen.
Lux: Ja, ein bisschen schon. Ich war vorher nie auf einer Buchmesse als Besucherin, war mir schleierhaft, warum man sich das antun sollte. Ich war dann bei der Leipziger Buchmesse, um zu sehen, wie so etwas läuft, denn ich war ohne mein Buch – mein Buch war gerade in der Mache, ich hatte meine Fahnen dabei und musste eigentlich auch ganz viel lesen, war auf der Buchmesse, um mein eigenes Ding zu lesen, auch interessant. Ja, und die habe ich wirklich als viel chaotischer empfunden – vielleicht war das auch meine Unerfahrenheit.
Heise: Ja, wahrscheinlich.
Lux: Jetzt bei der zweiten, da ich sehr erfahren bin, war das sehr gut strukturiert, und ich hatte halt meine Termine und hab mich nicht mehr so sehr von der Fülle erschlagen lassen.
Heise: Denn das geht auch Ihnen so, also selbst als jemand, die mitten im Betrieb ist, die Fülle erschlägt Sie eher, ja?
Lux: Ja, unbedingt, unbedingt. Das ist ja irgendwie so eine Intensivhaltung des Buches und des Buchmenschen.
Heise: Sie haben eben gesagt, dass Sie sich immer gefragt haben und deswegen auch nie als Leserin auf Buchmessen gegangen sind, was treibt einen da eigentlich hin. Jetzt sind Sie als Autorin da und suchen, nehme ich mal an, den Kontakt zu Ihren Lesern, oder? Haben Sie jetzt rausbekommen, was die dahin treibt?

Lieber in gemütlichem Umfeld lesen

Lux: Auf der Buchmesse habe ich jetzt nicht unbedingt den Kontakt gesucht oder finden können. Ich hatte nur Pressetermine auf der Buchmesse, meine Termine waren auf zwei Tage zusammengefasst, und die ersten beiden Tage, die ich dort war, die war ich eigentlich zum freien Vergnügen und um auf Partys zu gehen, das muss ich auch dazusagen.
Heise: Das ist doch Arbeit, oder?
Lux: Ja, Sie sagen es. Es hört sich irgendwie nach Party an, aber an sich ist es irgendwie auch ein Teil der Arbeit, sich zu vernetzen und besser herauszufinden, wer wo ist, wer wer ist und wen man eigentlich schon über die Social Media sehr gut kennt, aber noch nie live gesehen hat. Das ist ein Teil der Arbeit geworden.
Heise: Würden Sie denn jetzt sagen, heute kommen dann ja die Leser tatsächlich dazu, denn heute sind die Tore erst offen für das ganze große Publikum, bisher waren die Leser die Journalisten, die Ihr Buch schon gelesen haben. Würden Sie denn sagen, so eine Messe, auch mit dem, was Sie ja da vor allem als Arbeit machen müssen, nämlich Kontakte machen, das hat sich doch jetzt schon ganz schön gelohnt für Sie?
Lux: Ja, unbestritten, es hat sich natürlich gelohnt. Es ist auch angenehm, die Termine auf der Messe zu haben und sie wahrzunehmen, weil so kam ich wirklich mit interessanten Leuten ins Gespräch. Heute werde ich nicht auf die Buchmesse gehen, um mich diesem Andrang zu entziehen, der dann stattfinden wird, vor dem ich auch gewarnt wurde. Ich habe heute keinen Termin auf der Messe, ich habe eine Lesung auswärts und finde das sehr gut so. Ich genieße Lesungen, die in einem gemütlichen und ruhigen Umfeld sind, doch deutlich mehr als das, was ich beobachten durfte auf der Messe – ein offener Stand, Kommen und Gehen, Vorbeigehen, es ist laut, es ist unaufmerksam, es ist chaotisch, ja, es ist so ein Konsum.

Was steht im Vordergrund: Buch oder Lippenstift der Autorin?

Heise: Alles das, wovon Sie als Autorin natürlich durchaus auch leben müssen, mit diesem, dass Ihr Buch gelesen wird. Also auf der nächsten Buchmesse, denke ich, wird man Sie wieder treffen.
Lux: Ja, wahrscheinlich. Ich werde während der Leipziger Buchmesse lesen, und ich weiß noch nicht genau, ob ich dann auf der Messe da sein werde. Ja, natürlich, ich glaube, es ist aber auch gar nicht so verkehrt, wenn die Sachen ein bisschen entkoppelt sind voneinander, wenn ich auf Touren gar nicht so präsent irgendwie sein muss, damit ich gelesen werde, sondern dass das Buch und das Werk einfach im Vordergrund steht und für sich existiert und lebt – wenn es das tut. Und wenn es das nicht tut, sollte eigentlich meine Person es nicht unbedingt besser machen sollen und können, nur weil ich dann vielleicht roten Lippenstift trage und irgendjemand das aufregend findet.
Heise: Eindrücke von der Autorin Lana Lux über ihre erste Frankfurter Buchmesse. Auf jeden Fall, wer sich mit ihrem Buch zurückziehen will, der kann das gerne tun. Der Roman "Kukolka" ist im Aufbau-Verlag erschienen. Frau Lux, ich danke Ihnen für Ihre Eindrücke!
Lux: Ich danke Ihnen auch, einen schönen Tag!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandfunk Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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