Eine Charmeurin unterwegs
Auf "Bonjour Tristesse" folgte "Bonjour New York": Die vom "Figaro" als "charmantes kleines Monster" titulierte Bestsellerautorin Francoise Sagan beschrieb darin ihre Eindrücke von Capri, Neapel, New York und anderen Modeorten der Fünfziger- und Sechziger Jahre. Die Sammlung von Illustriertenartikeln, die jetzt auf Deutsch herausgekommen ist, wirkt erstaunlich frisch.
Dieses Buch entspricht einer Idealkonstellation: Es geht um die Fünfziger- und Sechzigerjahre, um die Entdeckung des Südens und der Leichtigkeit, die damals vor allem im deutschen Wirtschaftswunder virulent wurde und mit mühsamen Fahrten über den Brenner erkämpft werden musste - und vermittelt wird dies durch den Charme der neuen europäischen Freunde in Frankreich.
Francoise Sagan als Romanautorin das charakteristische Starlet dieser Zeit, da passte alles: 1935 als Tochter eines südfranzösischen Intellektuellen geboren, reichte sie im Januar 1954, achtzehnjährig, bei einem Pariser Verlag ihren Roman "Bonjour Tristesse" ein, der durchaus autobiografisch zu nennen war, und sie wurde auf einen Schlag berühmt. Der "Figaro" bezeichnete sie in seiner Jubelrezension als "charmantes kleines Monster". Die Sehnsucht einer verwöhnten Tochter aus reichem Haus nach Freiheit war entschieden mehrheitsfähig und machte Sagan zu einer tonangebenden Bestsellerautorin.
Diese Aura ist es auch, die dem kleinen Bändchen mit Reiseskizzen seinen Charme verleiht, das jetzt auch auf deutsch erschienen ist. Eine Redakteurin der Frauenzeitschrift "Elle" beauftragte noch im Erfolgsjahr 1954 die Jungautorin, ihre Erlebnisse auf Capri, in Neapel und Venedig aufzuschreiben, standesgemäße Ziele für sie, die sie schon längst kannte.
Diese Orte sind natürlich auch die magischen Chiffren für Sehnsüchte nach Schönheit und Glamour, die bis heute anhalten, obwohl sich einiges verändert hat. Zwei Jahre später schreibt Sagan dann auch über New York, und mit dem Titel des Bändchens, "Bonjour New York", ist die Verbindung zur Atmosphäre von "Bonjour Tristesse" genretypisch hergestellt.
Es sind Illustriertenartikel, die viel vom Geist der fünfziger Jahre einfangen und dennoch frisch wirken: das Nichtstun in Neapel, das so chaotisch organisiert und hektisch ist, die Schönheit auf Capri, der man sich selbst mit den ironischsten und blasiertesten Attitüden nicht erwehren kann, und die Klischees von Venedig, die allesamt zutreffen. In New York allerdings macht Francoise Sagan dann auch Schattenseiten aus, die Gangs, das Verbrechen und Harlem, aber das erhöht den Reiz beträchtlich.
Diese kleinen Feuilletons sind in eine Geschenkaufmachung hinein verpackt. Das Bändchen wird so zu einer idealen kleinen Aufmerksamkeit, die man augenzwinkernd überreicht, à la: Da sieht man mal wieder, was aus Capri geworden ist. Oder: Kein Wort über die Mafia und Camorra, das waren noch Zeiten.
Der Verlag war auch klug beraten, das Ganze mit dreizehn Schwarzweißfotos aus der betreffenden Zeit herauszuputzen: eine charmante kleine Nichtigkeit, ideal für die kleinen Sehnsüchte, die jeden einmal befallen.
Rezensiert von Helmut Böttiger
Francoise Sagan: Bonjour New York
Aufwachen an den schönsten Orten der Welt
Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg
SchirmerGraf Verlag, München 2008
75 Seiten, 12,80 Euro
Francoise Sagan als Romanautorin das charakteristische Starlet dieser Zeit, da passte alles: 1935 als Tochter eines südfranzösischen Intellektuellen geboren, reichte sie im Januar 1954, achtzehnjährig, bei einem Pariser Verlag ihren Roman "Bonjour Tristesse" ein, der durchaus autobiografisch zu nennen war, und sie wurde auf einen Schlag berühmt. Der "Figaro" bezeichnete sie in seiner Jubelrezension als "charmantes kleines Monster". Die Sehnsucht einer verwöhnten Tochter aus reichem Haus nach Freiheit war entschieden mehrheitsfähig und machte Sagan zu einer tonangebenden Bestsellerautorin.
Diese Aura ist es auch, die dem kleinen Bändchen mit Reiseskizzen seinen Charme verleiht, das jetzt auch auf deutsch erschienen ist. Eine Redakteurin der Frauenzeitschrift "Elle" beauftragte noch im Erfolgsjahr 1954 die Jungautorin, ihre Erlebnisse auf Capri, in Neapel und Venedig aufzuschreiben, standesgemäße Ziele für sie, die sie schon längst kannte.
Diese Orte sind natürlich auch die magischen Chiffren für Sehnsüchte nach Schönheit und Glamour, die bis heute anhalten, obwohl sich einiges verändert hat. Zwei Jahre später schreibt Sagan dann auch über New York, und mit dem Titel des Bändchens, "Bonjour New York", ist die Verbindung zur Atmosphäre von "Bonjour Tristesse" genretypisch hergestellt.
Es sind Illustriertenartikel, die viel vom Geist der fünfziger Jahre einfangen und dennoch frisch wirken: das Nichtstun in Neapel, das so chaotisch organisiert und hektisch ist, die Schönheit auf Capri, der man sich selbst mit den ironischsten und blasiertesten Attitüden nicht erwehren kann, und die Klischees von Venedig, die allesamt zutreffen. In New York allerdings macht Francoise Sagan dann auch Schattenseiten aus, die Gangs, das Verbrechen und Harlem, aber das erhöht den Reiz beträchtlich.
Diese kleinen Feuilletons sind in eine Geschenkaufmachung hinein verpackt. Das Bändchen wird so zu einer idealen kleinen Aufmerksamkeit, die man augenzwinkernd überreicht, à la: Da sieht man mal wieder, was aus Capri geworden ist. Oder: Kein Wort über die Mafia und Camorra, das waren noch Zeiten.
Der Verlag war auch klug beraten, das Ganze mit dreizehn Schwarzweißfotos aus der betreffenden Zeit herauszuputzen: eine charmante kleine Nichtigkeit, ideal für die kleinen Sehnsüchte, die jeden einmal befallen.
Rezensiert von Helmut Böttiger
Francoise Sagan: Bonjour New York
Aufwachen an den schönsten Orten der Welt
Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg
SchirmerGraf Verlag, München 2008
75 Seiten, 12,80 Euro