Eine biedere Operette

Von Andrea Gerk |
Nachdem sie zuletzt in Tom Tykwers schrägem Beziehungsdrama "Drei" im Kino zu sehen war, spielt die Ausnahmeschauspielerin Sophie Rois jetzt "Die Kameliendame" in einer Stückfassung des Filmemachers Clemens Schönborn, der den Stoff nach Alexandre Dumas, mit Musik aus Verdis "La Traviata" für die Bühne eingerichtet hat.
"Wenn ich nur mein Vermögen noch hätte, dann wär’ ich nicht allein", jammert Sophie Rois als sterbende Kurtisane Marguerite Gaultier am Ende dieser Inszenierung, die sich vorgenommen hat, ihren Blick vor allem auf den "Konsum der Romantik" zu werfen, wie die Soziologin Eva Illouz das einmal genannt hat.

Doch anstatt das Prinzip "Wer liebt, muss zahlen" ästhetisch zuzuspitzen und zu radikalisieren, bleibt der Geldverkehr hier ein dekoratives Detail: Da werden die Einnahmen aus der käuflichen Liebe zwar gezählt, gebügelt, unterm Bühnenboden gehortet oder in Plastiksäcken herumgetragen, nur um dann am Ende dann doch romantisch zu "Glotzen" (Brecht).

Der junge Armand, mit dem die Kameliendame in Liebe entbrennt, ist bei Clemens Schönborn ein jugendlicher Tenor (Kai-Ingo Rudolph), der sich mit Sophie Rois in so bizarren wie bezaubernde Duette verwickelt: mit ihrer einzigartig brüchig-rauen Stimme haucht die Diva ihren Part mehr, als dass sie wirklich singt - ganz schwindsüchtige Kameliendame.

Doch viel versprechende Ideen, wie diese werden nicht konsequent weitergeführt und so reiht sich ein flauer Scherz an die nächste hübsche Einzelszene und das ganze verläppert letztlich im Stil einer biederen Operette.