Eine alte Seele

15.10.2012
Marjana Gaponenko stammt eigentlich aus der Ukraine. Jetzt hat sie ihr erstes Buch auf Deutsch geschrieben und kehrt darin in die Ukraine zurück. Sie begleitet den fast 100-jährigen Luka Lewadski auf seinen letzten Lebenstagen. Warum der Eigenbrötler ein Held ist, hat sie auf dem Blauen Sofa auf der Frankfurter Buchmesse erklärt.
Sie wundere sich eigentlich nie darüber, warum sie keiner Bücher über ihre eigene Generation schreiben können. "Ich kann es einfach nicht", sagt Marjana Gaponenko. Sie sei eine alte Seele, schon immer gewesen. "Ich bin ein bisschen alt im Kopf", so die aus der Ukraine stammende Schriftstellerin. Sie möge es einfach mehr, wenn die Persönlichkeit ausgereift ist.

Auch in ihrem ersten Buch in deutscher Sprache, "Wer ist Martha?", geht es daher um einen alten Mann. Sie begleitet ihren Protagonisten, den 1914 geborenen Luka Lewadski, in seinen letzten Tagen. Lewadski erfährt mit 96, dass er bald sterben muss - weil er einen Tumor hat. Marjana Gaponenko beschreibt Lewadski als Helden. Im Buch sagt er einmal: "Stolz ist das einzige nicht gespielte im Leben." Marjana Gaponenko hat sich darüber viele Gedanken gemacht. Sie möchte möglichst aufrichtig sein im Leben, vor allem, wenn es um große Gefühle gehe. Aber egal wie sie sich auch bemühe, merke sie immer wieder, dass sie nicht wirklich frei sein könne. "Es gibt immer einen Zwang zu spielen, ein anderer zu sein, besser zu sein", so die Autorin.

Stolz sei hingegen etwas, das eigentlich nichts mit einem selbst zu tun habe, sondern von außen komme. "Ich kann stolz auf etwas sein, dass jemand gemacht hat, der tot ist", sagt Marjana Gaponenko. Das hänge wenig mit ihr selbst zusammen.

Das vollständige Gespräch mit Marjana Gaponenko auf dem Blauen Sofa können Sie bis mindestens 15. März 2013 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.
Mehr zum Thema