Einblicke in die amerikanische PR-Maschine
Bei einem Einsatz in Afghanistan kam der US-Soldat und Ex-Footballstar Pat Tillman ums Leben. Doch die US-Regierung versuchte offenbar, die wahren Umstände seines Todes mit einer gigantischen PR-Aktion zu verbergen.
Pat Tillman war für viele US-Bürger ein Held erster Klasse: Der Profi-Footballspieler mit Multi-Millionen-Vertrag stoppte seine Sportkarriere nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 und verpflichtete sich bei der US-Armee. Bei einem Einsatz in Afghanistan wurde Tillman am 22. April 2004 getötet. Angeblich bei einem heldenhaften Einsatz für seine Kameraden unter Beschuss von Angreifern.
Doch diese Version des Tillman-Todes war erfunden. Ein Dokumentarfilm, der an diesem Wochenende in den USA in die Kinos kommt erzählt die Geschichte der Tillman-Familie, die hartnäckig nach der Wahrheit forscht - und auf eine Wand aus Lügen, Verschleierung und Schweigen stößt. Die Dokumentation zwingt die USA, sich noch einmal der Kontroverse zu stellen.
Der Profi-Footballer Pat Tillman war möglicherweise der berühmteste Soldat der US-Armee im Einsatz gegen die Taliban. Sein Tod in Afghanistan erschütterte im April 2004 die Nation. US-Medien übertrugen landesweit live seine Beerdigung und wiederholten unermüdlich die Geschichte vom Tod des Profi-Sportlers, der einen Multi-Millionen-Dollar-Vertrag aufgab, um für sein Land zu kämpfen und beim heldenhaften Einsatz an der Front starb.
Pat Tillmans Familie bekam zusätzliche Informationen vom US-Militär über den Ablauf des Gefechts und je mehr sie hörte, desto unlogischer erschien die Geschichte. Mutter Mary Tillman in einem Fernsehinterview:
"Innerhalb einer Woche änderten sich Fakten und hörten sich seltsam an. Wir waren sehr unzufrieden. Innerhalb eines Monats bekamen wir mehr Berichte und sie passten einfach nicht zusammen. Wir forderten mehr Untersuchungen und mit jeder Untersuchung ergaben sich mehr Fragen."
Irgendwann war klar: Pat Tillman war nicht vom Feind erschossen worden, sondern von sogenanntem "Friendly fire": Seine Kameraden hatten ihn im Einsatz getötet. Und irgendjemand hatte beschlossen, dass diese Wahrheit in einer Zeit, in der der Abu Graib-Skandal gerade begann und der Einsatz in Afghanistan insgesamt nicht erfolgreich verlief, nicht erzählt werden sollte. Dass die Nation vielmehr einen Helden brauchte. Dokumentarfilmer Amir Bar-Lev begleitete die Tillman-Familie über drei Jahre bei ihrer Suche nach der Wahrheit:
"Militär und Regierung haben nie zugegeben, dass es eine gezielte Vertuschungsaktion gab. Sie sagten: 'Es sieht so aus, aber wir haben es überprüft und niemand hat versucht, Tatsachen zu verschwiegen.' Niemand hat bezahlt für das, was geschah, es ist andauerndes Unrecht!"
Bar-Lev und die Tillman-Familie sind unter anderem deshalb so sicher, dass sie es mit einer gezielten Vertuschungsaktion zu tun haben, weil sie entsprechende Notizen fanden, weil entscheidende Beweisstücke vernichtet wurden und weil sie mit Kameraden von Pat Tillman sprachen, die mit ansahen, wie der Soldat von eigenen Leuten erschossen wurde. Russel Baer:
"Vom Bergrücken aus sah ich eindeutig, wie unsere Männer auf uns zielten. Mit 99 Prozent Wahrscheinlichkeit hatten unsere Männer ihn erschossen. Als wir zurück kamen, fragten mich Militärs höheren Ranges, was ich weiß. Als ich es ihnen sagte, sagten sie, ich soll den Mund halten."
Pat Tillmans Mutter durchforstete mehrere Tausend Dokumente mit geschwärzten Namen und Titeln, schrieb E-mails an, telefonierte mit und besuchte hochrangige Vertreter von US-Militär und US-Politik, fand Verbündete in anderen Angehörigen von getöteten Soldaten und setzte schließlich eine Anhörung vor dem US-Kongress zum Fall Tillman durch. Das Resultat war enttäuschend. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld konnte sich - wie die anderen vor das Komitee zitierten Mitglieder von Militär und Regierung - an keine wesentlichen Fakten und Vorgänge im Zusammenhang mit dem Tod von Pat Tillman erinnern. Die Familie blieb einmal mehr frustriert zurück.
Bar Levs "Tillman-Story" ist neben einem eindringlichen Portrait der Familie Tillman ein verstörender Einblick in die PR-Maschinerie der Bush-Regierung rund um den US-Einsatz in Irak und Afghanistan. In dieser spielte neben anderen der erst vor kurzem durch sein Rolling Stone Interview in Ungnade gefallene General Stanley McChrystal eine entscheidende Rolle. Und das ist nicht die einzige Verbindung zur aktuellen US-Regierung. Mary Tillman:
"Es ist kein einmaliger Vorgang. Pat ist keine Ausnahme. Viele Soldaten sind gestorben und die Familien werden angelogen. Es ist ungeheuerlich!"
Die Dokumentation wird die Kontroverse um den Tod des Footballstars neu entfachen. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass Militär, Politiker oder Medien diesmal mehr Zeit darauf verwenden, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Filmhomepage
Doch diese Version des Tillman-Todes war erfunden. Ein Dokumentarfilm, der an diesem Wochenende in den USA in die Kinos kommt erzählt die Geschichte der Tillman-Familie, die hartnäckig nach der Wahrheit forscht - und auf eine Wand aus Lügen, Verschleierung und Schweigen stößt. Die Dokumentation zwingt die USA, sich noch einmal der Kontroverse zu stellen.
Der Profi-Footballer Pat Tillman war möglicherweise der berühmteste Soldat der US-Armee im Einsatz gegen die Taliban. Sein Tod in Afghanistan erschütterte im April 2004 die Nation. US-Medien übertrugen landesweit live seine Beerdigung und wiederholten unermüdlich die Geschichte vom Tod des Profi-Sportlers, der einen Multi-Millionen-Dollar-Vertrag aufgab, um für sein Land zu kämpfen und beim heldenhaften Einsatz an der Front starb.
Pat Tillmans Familie bekam zusätzliche Informationen vom US-Militär über den Ablauf des Gefechts und je mehr sie hörte, desto unlogischer erschien die Geschichte. Mutter Mary Tillman in einem Fernsehinterview:
"Innerhalb einer Woche änderten sich Fakten und hörten sich seltsam an. Wir waren sehr unzufrieden. Innerhalb eines Monats bekamen wir mehr Berichte und sie passten einfach nicht zusammen. Wir forderten mehr Untersuchungen und mit jeder Untersuchung ergaben sich mehr Fragen."
Irgendwann war klar: Pat Tillman war nicht vom Feind erschossen worden, sondern von sogenanntem "Friendly fire": Seine Kameraden hatten ihn im Einsatz getötet. Und irgendjemand hatte beschlossen, dass diese Wahrheit in einer Zeit, in der der Abu Graib-Skandal gerade begann und der Einsatz in Afghanistan insgesamt nicht erfolgreich verlief, nicht erzählt werden sollte. Dass die Nation vielmehr einen Helden brauchte. Dokumentarfilmer Amir Bar-Lev begleitete die Tillman-Familie über drei Jahre bei ihrer Suche nach der Wahrheit:
"Militär und Regierung haben nie zugegeben, dass es eine gezielte Vertuschungsaktion gab. Sie sagten: 'Es sieht so aus, aber wir haben es überprüft und niemand hat versucht, Tatsachen zu verschwiegen.' Niemand hat bezahlt für das, was geschah, es ist andauerndes Unrecht!"
Bar-Lev und die Tillman-Familie sind unter anderem deshalb so sicher, dass sie es mit einer gezielten Vertuschungsaktion zu tun haben, weil sie entsprechende Notizen fanden, weil entscheidende Beweisstücke vernichtet wurden und weil sie mit Kameraden von Pat Tillman sprachen, die mit ansahen, wie der Soldat von eigenen Leuten erschossen wurde. Russel Baer:
"Vom Bergrücken aus sah ich eindeutig, wie unsere Männer auf uns zielten. Mit 99 Prozent Wahrscheinlichkeit hatten unsere Männer ihn erschossen. Als wir zurück kamen, fragten mich Militärs höheren Ranges, was ich weiß. Als ich es ihnen sagte, sagten sie, ich soll den Mund halten."
Pat Tillmans Mutter durchforstete mehrere Tausend Dokumente mit geschwärzten Namen und Titeln, schrieb E-mails an, telefonierte mit und besuchte hochrangige Vertreter von US-Militär und US-Politik, fand Verbündete in anderen Angehörigen von getöteten Soldaten und setzte schließlich eine Anhörung vor dem US-Kongress zum Fall Tillman durch. Das Resultat war enttäuschend. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld konnte sich - wie die anderen vor das Komitee zitierten Mitglieder von Militär und Regierung - an keine wesentlichen Fakten und Vorgänge im Zusammenhang mit dem Tod von Pat Tillman erinnern. Die Familie blieb einmal mehr frustriert zurück.
Bar Levs "Tillman-Story" ist neben einem eindringlichen Portrait der Familie Tillman ein verstörender Einblick in die PR-Maschinerie der Bush-Regierung rund um den US-Einsatz in Irak und Afghanistan. In dieser spielte neben anderen der erst vor kurzem durch sein Rolling Stone Interview in Ungnade gefallene General Stanley McChrystal eine entscheidende Rolle. Und das ist nicht die einzige Verbindung zur aktuellen US-Regierung. Mary Tillman:
"Es ist kein einmaliger Vorgang. Pat ist keine Ausnahme. Viele Soldaten sind gestorben und die Familien werden angelogen. Es ist ungeheuerlich!"
Die Dokumentation wird die Kontroverse um den Tod des Footballstars neu entfachen. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass Militär, Politiker oder Medien diesmal mehr Zeit darauf verwenden, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.
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