Einblick in die kasachische Musiktradition
Mit der deutschen Erstaufführung der kasachischen Oper "Abai" setzt das Meininger Theater zum Beginn der neuen Spielzeit einen besonderen Akzent. Ansgar Haag hat die zentralasisatische West-Side-Story von einer Kasachstan-Reise mitgebracht. Ein lohnendes Mitbringsel, meint Uwe Friedrich.
Vor zwei Jahren inszenierte der Meininger Intendant Ansgar Haag mit Tannhäuser" die erste Wagneroper in Kasachstan. Bei dieser Gelegenheit ist ihm offenbar die Partitur zur Oper "Abai" in die Hände gefallen, die er nun an seinem Theater herausbrachte, auf dass der Kulturaustausch keine Sackgasse bleiben möge.
Im Mittelpunkt des Werks steht der Dichter Abai, Begründer der kasachischen Schriftsprache und der kasachischen Nationalliteratur im 19. Jahrhundert sowie liberaler Modernisierer. Der Librettist Muchtar Auesow lässt ihn als Vermittler in einer aufgeheizten Situation auftreten: Der Nachwuchsdichter Ajdár wurde von strengen Sittenwächtern mit seiner Freundin Ažar in flagranti erwischt und beide sollen kurzerhand aufgeknüpft werden. Abai kann die Lynchjustiz verhindern und setzt sich bei der anschließenden Gerichtsverhandlung für die beiden ein. Die Leibeshandlung ist lediglich das Vehikel, um ein Plädoyer für die Erneuerung der alten Gesetze zu halten. Reaktionäre Verschwörer planen daraufhin die Beseitigung Abais, vergiften aber eher zufällig Ajdár, was dem Titelhelden wiederum Anlass gibt für einen Aufruf zur Wachsamkeit bei gleichzeitiger Liberalität.
In rasantem Tempo führen die Komponisten Achmet Schubanow und Latif Hamidi ihre Protagonisten durch die abenteuerliche Handlung. Die Musik ist von kasachischer Folklore beeinflusst, erinnert aber ebenso an russische Klassiker wie Rimski-Korsakow und Tschaikowski: Die Streicher drehen mächtig auf, wenn es dramatisch wird, müssen die Bläser ran. Das ist stets unterhaltsam, zumal das Werk vom kasachischen Dirigenten Alan Buribayev flott und farbenreich dirigiert wird. Der Regisseur Ansgar Haag inszeniert die Handlung ohne vordergründige Aktualisierungen und ohne Peinlichkeit.
Vom Bühnenbildner Dieter Richter hat er sich ein sozialistisches Kulturhaus der fünfziger Jahre auf die Drehbühne bauen lassen, das schnell den Blick auf ein Hinterzimmer mit Leninporträt freigibt für die Verschwörungsszenen oder auf einen Seitengang und die Hinterbühne des Kulturhauses. Zudem funktioniert es auch akustisch exzellent und hilft so den Sängern bei ihren großen und anspruchsvollen Partien. Rundum überzeugen kann der Bariton Dae-Hee Shin in der Titelpartie, die er abwechslungsreich und differenziert gestaltet. Das restliche Ensemble bewegt sich nicht durchweg auf dieser Höhe, wird den Rollen aber durchaus gerecht.
Die 1944 uraufgeführte Oper "Abai" bietet einen willkommenen Einblick in die vergleichsweise junge Musiktradition im muslimisch geprägten Kasachstan. In Zeiten, in denen der Islam meistens in negativen Zusammenhang für Schlagzeilen sorgt, kann allzu leicht in Vergessenheit geraten, dass auch diese Kultur facettenreich und vielseitig ist. Das Südthüringische Staatstheater Meiningen hat das mit dieser lobenswerten Premiere wieder in Erinnerung gerufen.
Im Mittelpunkt des Werks steht der Dichter Abai, Begründer der kasachischen Schriftsprache und der kasachischen Nationalliteratur im 19. Jahrhundert sowie liberaler Modernisierer. Der Librettist Muchtar Auesow lässt ihn als Vermittler in einer aufgeheizten Situation auftreten: Der Nachwuchsdichter Ajdár wurde von strengen Sittenwächtern mit seiner Freundin Ažar in flagranti erwischt und beide sollen kurzerhand aufgeknüpft werden. Abai kann die Lynchjustiz verhindern und setzt sich bei der anschließenden Gerichtsverhandlung für die beiden ein. Die Leibeshandlung ist lediglich das Vehikel, um ein Plädoyer für die Erneuerung der alten Gesetze zu halten. Reaktionäre Verschwörer planen daraufhin die Beseitigung Abais, vergiften aber eher zufällig Ajdár, was dem Titelhelden wiederum Anlass gibt für einen Aufruf zur Wachsamkeit bei gleichzeitiger Liberalität.
In rasantem Tempo führen die Komponisten Achmet Schubanow und Latif Hamidi ihre Protagonisten durch die abenteuerliche Handlung. Die Musik ist von kasachischer Folklore beeinflusst, erinnert aber ebenso an russische Klassiker wie Rimski-Korsakow und Tschaikowski: Die Streicher drehen mächtig auf, wenn es dramatisch wird, müssen die Bläser ran. Das ist stets unterhaltsam, zumal das Werk vom kasachischen Dirigenten Alan Buribayev flott und farbenreich dirigiert wird. Der Regisseur Ansgar Haag inszeniert die Handlung ohne vordergründige Aktualisierungen und ohne Peinlichkeit.
Vom Bühnenbildner Dieter Richter hat er sich ein sozialistisches Kulturhaus der fünfziger Jahre auf die Drehbühne bauen lassen, das schnell den Blick auf ein Hinterzimmer mit Leninporträt freigibt für die Verschwörungsszenen oder auf einen Seitengang und die Hinterbühne des Kulturhauses. Zudem funktioniert es auch akustisch exzellent und hilft so den Sängern bei ihren großen und anspruchsvollen Partien. Rundum überzeugen kann der Bariton Dae-Hee Shin in der Titelpartie, die er abwechslungsreich und differenziert gestaltet. Das restliche Ensemble bewegt sich nicht durchweg auf dieser Höhe, wird den Rollen aber durchaus gerecht.
Die 1944 uraufgeführte Oper "Abai" bietet einen willkommenen Einblick in die vergleichsweise junge Musiktradition im muslimisch geprägten Kasachstan. In Zeiten, in denen der Islam meistens in negativen Zusammenhang für Schlagzeilen sorgt, kann allzu leicht in Vergessenheit geraten, dass auch diese Kultur facettenreich und vielseitig ist. Das Südthüringische Staatstheater Meiningen hat das mit dieser lobenswerten Premiere wieder in Erinnerung gerufen.