Ein Wanderer zwischen den Welten

Von Vanja Budde |
Breyten Breytenbach ist neben Nadine Gordimer und J. M. Coetzee einer der bekanntesten Schriftsteller Südafrikas. Für seinen kompromisslosen Widerstand gegen das Apartheidregime saß Breyten Breytenbach jahrelang im Gefängnis. Heute pendelt er zwischen Afrika, Europa und den USA: Er ist ein Wanderer zwischen den Welten.
Breyten Breytenbach ist ein sperriger Charakter. Auch nach dem Ende des rassistischen Apartheidregimes der weißen Minderheit in Südafrika blieb er ein unbequemer Kritiker seines Heimatlandes. Er prangerte Korruption und Inkompetenz in den neuen Regierungen unter Nelson Mandela und Tabo Mbeki an. Denn es gibt klare Kriterien für gut und schlecht, sagt der Moralist Breytenbach. Und die haben nichts damit zu tun, ob man schwarz ist oder weiß. Breyten Breytenbach ist ein weißer Südafrikaner, ein „weißes afrikanisches Huhn ohne Federn“, hat er sich einmal genannt. Und auch: einen „Albino-Terroristen“.

Von dem neuen Südafrika, für das er lange gekämpft, mit Jahrzehnten im Exil und Jahren im Gefängnis bezahlt hat, ist der Dichter enttäuscht. Der Traum von einer gerechteren Gesellschaft für die Regenbogen-Nation ging für ihn nicht in Erfüllung. Ein Heimatloser ist er aber nicht, sondern tief verwurzelt geblieben in der roten Erde seines weiten Landes. Und seine Gedichte schreibt er nach wie vor auch auf Afrikaans, das er eine schöne Bastard-Sprache nennt, entstanden aus dem Zusammenprall von Kulturen.

Breyten Breytenbach wird vor 65 Jahren in der Nähe von Kapstadt
in eine wohlhabende Burenfamilie geboren. Als er 20 ist, bricht er sein Kunst- und Literaturstudium ab, um durch Europa zu reisen. In Paris heiratet er eine Französin vietnamesischer Abstammung. Die Ehe versperrt ihm den Weg zurück. Denn die Rassengesetze Südafrikas stellen so genannte „gemischtrassige“ Liebe unter Strafe. Breyten Breytenbach bleibt in Paris, malt und schreibt Gedichte.
Und er gründet die Exil-Widerstandsgruppe „Okhela“, die dem African National Congress nahe steht. Alle Dichtung ist zutiefst subversiv, sagt Breytenbach:

„Das Wort, das geschriebene wie das gesprochene, hat therapeutische Funktion. Doch es klagt auch an, es dokumentiert, deckt auf und ist nicht zuletzt Zeichen der Hoffnung.“

Trotz der politischen Differenzen feiern die Buren ihn als einen der größten Dichter ihrer Sprache. Aber 1975 die Zäsur: Breyten Breytenbach reist unter falschem Namen nach Südafrika, mit Unterwanderungsplänen für die Anti-Apartheid-Bewegung im Gepäck. Er wird verraten und vor Gericht gestellt. Neun Jahre Haft wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten. Mehr als zwei Jahre sitzt er in der Isolationszelle. Er überlebt nur mit Hilfe des Schreibens, bis er nach internationalen Protesten 1982 frei gelassen wurde.
Sein wohl bekanntestes Buch „Wahre Bekenntnisse eines Albinoterroristen“ erzählt von seiner Haft. Ein schauriger Bericht, aber auch voll Selbstironie und dem für Breytenbach typischen Schalk. Er hat Romane und Essays geschrieben und ein burleskes Bühnenstück, aber die Sprache, die ihm für die Vielschichtigkeit der Realität angemessen erscheint, ist die der Poesie. Eine lyrisch-philosophische Sprache mit extravaganten Metaphern und Vergleichen.

„So vieles, was die Leute über Südafrika und über die Dritte Welt im Allgemeinen denken, stellt sich als stereotypes Bild heraus. Es sind simplifizierte Ideen und einfache Lösungen. Und ich glaube, das ist ein schrecklicher Fehler. Es hilf den Menschen nicht zu verstehen. Verständnis kann man nur wecken, wenn man in die Komplexität des Ganzen geht. Für mich ist Poesie das passende Vehikel, um einige der Fragen zu reflektieren.“

Anfang der 80er kehrt Breytenbach auch zu seiner ersten Liebe zurück: der Malerei. Seine vom Surrealismus beeinflussten Werke gleichen oft skurrilen Clownerien, in denen er sich gerne selber darstellt.