Ein unsentimentaler Liebesfilm

Von Hannelore Heider · 16.01.2008
In "P.S. Ich liebe Dich" spielt Hillary Swank eine Witwe, die ihren an Krebs erkrankten Mann verloren hat. Als sie sich vom Leben zurückzieht, schickt er ihr Briefe aus dem Jenseits, die ihr kleine Aufgaben stellen, wie eine Geburtstagsparty zu feiern. In dem Thriller "Hope" geht es um die moralischen Begriffe Schuld und Sühne in der polnischen Gesellschaft.
"P.S. Ich liebe Dich"
USA 2007, Regie: Richard LaGravenese, Hauptdarsteller: Hilary Swank, Gerard Butler, Lisa Kudrow, ohne Altersbeschränkung

Cecilia Aherns Bestseller ist einer, wenn nicht sogar der (nach Auflage) erfolgreichste Liebesroman des freilich noch jungen 21. Jahrhunderts. Der beim Schreiben erst 22 Jahre alten Irin mit dem berühmten Politikervater gelang ein großer Publikumserfolg und dieser könnte auch dem Film beschieden sein.

Denn "P.S. Ich liebe dich" ist seit langem die erste romantische Komödie aus Hollywood, die diesen Namen verdient. Drehbuch, Regie und eine exquisite Darstellerriege sind am Erfolg gleichermaßen beteiligt. Aus dem Herz-Schmerz-Roman über eine junge Frau, die ihren Mann nach glücklichen Ehejahren durch Krebs verliert und über den Verlust nicht hinwegkommen will, hat Drehbuchautor und Regisseur Richard LaGravenese einen unsentimentalen, aber hochemotionalen Film gemacht, was man schon an der Besetzung sieht.

"Million-Dollar-Baby" Hillary Swank spielt die junge Witwe, die sich nach dem Tod ihres Mannes vergräbt und erst durch Briefe aus dem Jenseits wieder ins Leben geholt wird. In diesen Briefen stellt ihr der einst so lebenssprühende Ehemann (Gerard Butler in Rückblenden) kleine Aufgaben, die sie unbedingt erfüllen muss, wie zum Beispiel ihren Geburtstag mit einer Party feiern. Diese "Zumutungen" arbeitet Holly mit Galgenhumor ab und hat dabei mit ihren zwei Freundinnen (Lisa Kudrow, Gina Gershon) und ihrer Mutter (Kathy Bates) wackere Mitkämpferinnen.

Neue Menschen kennenzulernen, die Absicht des Absenders der Briefe, geht am Ende natürlich auf und damit haben auch zwei neue Männer die Chance, sich um den verwaisten Platz an Hollys Seite zu bemühen. Nach "König der Fischer", "Die Brücken am Fluss" und der "Pferdeflüsterer" befriedigt auch dieser neue Film von Richard LaGravenese die Sehnsucht seines Publikums nach Love-Storys, die man beim Ansehen mit erleiden kann, ohne sich für seine sentimentale Ader schämen zu müssen.


<im_42289>"Hope" (NUR IM ZUSAMMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_42289>"Hope"
Deutschland / Polen 2007, Regie: Stanislaw Mucha, Hauptdarsteller: Rafal Fudalej, Kamilla Baar, Wojciech Pszoniak, ab 12 Jahre

Um Schuld und Sühne und natürlich die Hoffnung, dass diese moralischen Begriffe in der heutigen polnischen Gesellschaft überhaupt noch eine Rolle spielen, geht es in Stanislaw Muchas erstem Spielfilm, der uns bisher mit zwei ausgezeichneten Dokumentarfilmen ("Absolut Warhola" und "Die Mitte") klug unterhalten hat.

Das Drehbuch für diesen vielleicht als Thriller zu benennenden Film schrieb Krzysztof Piesiewicz. Er hat sich als Koautor von 17 Drehbüchern zu Filmen von Krzysztof Kieslowski einen Namen gemacht.

Erzählt wird von einem beobachteten und auf Video dokumentierten Diebstahl. Ein stadtbekannter Kunsthändler hat aus einer Kirche das Altarbild gestohlen, der junge Francis erpresst ihn jetzt mit dem Videoband. Doch nicht Geld oder ein anderer persönlicher Vorteil ist sein Begehr, sondern schlicht – die Rückgabe des Gemäldes.

Da das wertvolle Kunstwerk längst beim Hehler ist, kann der Kunsthändler dem nicht so einfach nachkommen. Im Gegenteil – auch Fancis gerät in Gefahr, die Geschäftsmethoden sind in diesem Metier nicht fein. Als das Auto des jungen Mannes in die Luft fliegt, fügt er der ersten Forderung noch eine zweite an: Er will "sein" Auto zurück, gleiches Baujahr, gleiche Farbe.

Die Motive des blondgelockten 20-jährigen Erpressers bleiben lange im Dunkeln, nur dass er es bitter ernst meint und auch kaltblütig genug ist, diese Forderung durchzusetzen, daran besteht von Anfang an kein Zweifel.

Langsam und in symbolträchtigen Szenen wird der Hintergrund einer Familientragödie entblättert, die den jungen Mann zu einer Art Schicksalsengel gemacht hat. Seine Mutter verlor tragisch bei einem Unfall ihr Leben, an dem ihre zwei kleinen Söhne "Schuld" waren. Francis' Vater, ein bekannter Dirigent, ist seitdem seelisch und körperlich versehrt, ebenso wie Francis' Bruder, der als zweifacher Mörder im Gefängnis sitzt. Und selbst das Mädchen Klara, das Francis ihre Liebe immer und immer wieder anträgt, ohne erhört zu werden, scheint auf geheimnisvolle Art in diese merkwürdige Erpressung verstrickt.

Viel Schicksal und viele zwielichtige Figuren. Der Film aber erzählt mit hellen Konturen, lakonisch und am Ende dann doch sogar spannend, denn Francis wird trotz aller Geheimniskrämerei zur Sympathiegestalt ebenso wie sein Vater. Selbst wenn das Bild zum Schluss wieder an seinem Platz ist, kommen auch hier die Guten nicht unbeschadet davon. Wieder ist es ein kleiner, schicksalshafter Zufall, der Schuld gebiert.
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