Ein Trickfilm entführt in die Vergangenheit

Von Hannelore Heider · 29.08.2012
Eine Lovestory im Gewand des Trickfilms nimmt den Zuschauer zunächst mit ins Havanna der 40er-Jahre, dann nach New York. Der Film besticht vor allem durch einen Look - und die Musik des legendären kubanischen Jazz-Musiker Bebo Valdes.
Ein Film voll großartiger Musik, wie sie damals, Ende der 40er-Jahre, in Havanna auf Kuba überall gespielt wurde, vor allem in Klubs, in denen reiche Amerikaner ihre Revenue verprassten.

Chico ist dort ein armer Pianist, Rita die gefeierte Nachtklubsängerin und ihre Liebesgeschichte ist so voller Leidenschaft, dass sie an Eifersucht zerbricht und die Liebenden in die andere Welt führt, nach New York, in die sie beide ihre neue Musik bringen.

Doch das Besondere ist nicht die melodramatische Lovestory, sondern der Look des Films. Der spanische Erfolgsregisseur Ferando Trueba und sein Künstlerfreund Javier Mariscal haben einen bezaubernden Animationsfilm geschaffen, der die Atmosphäre der beiden so unterschiedlichen Städte in stark konturierten Zeichnungen einfängt, die mit den flüssigen Bewegungen realer Menschen am Computer zu lebendigen Animationen wurden.

Es ist ein nostalgisches Vergnügen, das alte Havanna wieder auferstehen zu sehen - die brodelnde Stadt wurde auf der großen Kinoleinwand nach alten Fotos in prächtigen Farben und kontrastreichen Licht-und Schattenspielen schön nostalgisch rekonstruiert. Nicht nur äußerlich hat die Filmfigur Chicos viel mit dem legendären kubanischen Jazz-Musiker Bebo Valdes gemein, ohne ihn wäre dieses Filmprojekt wohl nie entstanden.

Seine Filmfigur ist eine Hommage an all die kubanischen Musiker, die dem alten Jazz soviel neues Leben einhauchten. So begeistert der Film vor allem in den mitreißenden Konzertszenen und berührt, wenn wir den alten Chico im heutigen Havanna sehen.

Politik ist hier nicht so wichtig, wichtig sind die Musiker und die Atmosphäre, die man so jung und so authentisch eben nur im Trickfilm noch einmal erleben kann. Mit der Filmmusik des inzwischen über 90ig jährigen kubanischen Musikers ist ein mitreißendes Filmmusical entstanden, das alle einschlägigen spanischen Filmpreise bekam, aber auch die Oscarnominierung für den Besten Animierten Film und den Europäischen Filmpreis.

Spanien / Großbritannien 2010. Regie: Fernando Trueba, Javier Mariscal, Tono Errando. Darsteller: (Stimmen) Nadine Leopold, Alexander Doering, Martin Kautz; Musiker: Bebo Valdés, Idania Valdés. Ohne Altersbeschränkung. 93 Minuten.

Filmhomepage "Chico & Rita"