Ein Theatertriumph
Der 28-jährige Regisseur Tilman Köhler zeigt mit seinem "Hamlet" am Berliner Maxim Gorki Theater eine radikal heutige Sicht auf das Shakespeare-Stück. Die Aufführung ist witzig, kräftig und dynamisch.
Sie springen heraus aus dem Dunkel auf eine glänzende Fechtbahn am Bühnenrand, die jungen Leute. Jung sind sie hier alle, bis auf Polonius und den Schauspieler, und suchen ihren Platz in der Gesellschaft.
Der 28-jährige Regisseur Tilman Köhler zeigt seine Generation, wie sie auf der Suche nach ihrem Weg und Ort schwankt zwischen der Kapitulation vor der Unüberschaubarkeit der Welt, der Angst vor der Verantwortung und dem Willen zum Handeln. Es ist eine radikal heutige Sicht auf einen Hamlet, mit einem Ensemble, das mit kräftiger, virtuoser Körpersprache heftig sein Lebensgefühl versinnlicht.
Wie Ophelia und Laertes miteinander albern, wenn der Bruder seiner Schwester zum Abschied Verhaltensregeln erklärt, oder wie der fulminante, witzig-kräftige Michael Klammer als Hamlets Studienfreund Horatio mit diesem kumpelhaft umgeht und zugleich verstört ist von der Erfahrung mit dem Geist und dem Bösen, das besitzt gleichermaßen Schauwert wie innere Sinnfälligkeit. Der Hamlet des 26-jährigen Max Simonischek zaudert nicht mehr sehr, nachdem ihm seines Vaters Geist erschienen ist, er verliert sich nicht im Rollenspiel des Wahnsinnigen, sondern will handeln. Doch wie und wann er eingreifen soll, wie er Rache nehmen kann, ohne sich die Hände schmutzig zu machen, das bleibt für ihn lange die Frage.
Wie der famose Max Simonischek die berühmten Monologe von Hamlet mit ein paar umgangssprachlichen Denk-Sprachblasen auflockert, dabei mit einer Hand gestikulierend, die andere oft in die Hüfte gestützt, das nimmt ihnen jedes Zitat-Pathos. Ohne alles historisierende Dekor setzt Köhlers Inszenierung allein auf die Sprache der Worte und der Körper. Gefochten wird hier mit dem stets präsenten Erkennungsutensil der jungen Generation, mit Wasserflaschen aus Plastik. Das wirkt nie grotesk, sondern ganz selbstverständlich.
Die Schauspieler finden für die Haltungen ihrer Figuren oft wunderbare Übersetzungen. Wie Julischka Eichel, der ihrer zwischen eigenen Gefühlen und Fremdbestimmtheit zerrissene Ophelia in eine virtuose, zappelige Zeichenhaftigkeit gibt. Wie sie in ihrer Wahnsinnszene vor und mit dem Publikum Gassenhauer singt, wie sie zwischen Bewusstheit, Spiel und Verzweiflung changiert, das zeigt wunderbar, dass dieser Ophelia nur der selbstgewählte Ausweg in den Wahnsinn bleibt.
Der Jubel des Publikums war zu recht groß nach diesem so ernsthaft leichten, zeitgenössischen "Hamlet" am Berliner Maxim Gorki Theater. Es war mit dreieinhalb Stunden ein langer, aber nie langwieriger Abend. Tilman Köhlers "Hamlet": ein Theatertriumph.
Der 28-jährige Regisseur Tilman Köhler zeigt seine Generation, wie sie auf der Suche nach ihrem Weg und Ort schwankt zwischen der Kapitulation vor der Unüberschaubarkeit der Welt, der Angst vor der Verantwortung und dem Willen zum Handeln. Es ist eine radikal heutige Sicht auf einen Hamlet, mit einem Ensemble, das mit kräftiger, virtuoser Körpersprache heftig sein Lebensgefühl versinnlicht.
Wie Ophelia und Laertes miteinander albern, wenn der Bruder seiner Schwester zum Abschied Verhaltensregeln erklärt, oder wie der fulminante, witzig-kräftige Michael Klammer als Hamlets Studienfreund Horatio mit diesem kumpelhaft umgeht und zugleich verstört ist von der Erfahrung mit dem Geist und dem Bösen, das besitzt gleichermaßen Schauwert wie innere Sinnfälligkeit. Der Hamlet des 26-jährigen Max Simonischek zaudert nicht mehr sehr, nachdem ihm seines Vaters Geist erschienen ist, er verliert sich nicht im Rollenspiel des Wahnsinnigen, sondern will handeln. Doch wie und wann er eingreifen soll, wie er Rache nehmen kann, ohne sich die Hände schmutzig zu machen, das bleibt für ihn lange die Frage.
Wie der famose Max Simonischek die berühmten Monologe von Hamlet mit ein paar umgangssprachlichen Denk-Sprachblasen auflockert, dabei mit einer Hand gestikulierend, die andere oft in die Hüfte gestützt, das nimmt ihnen jedes Zitat-Pathos. Ohne alles historisierende Dekor setzt Köhlers Inszenierung allein auf die Sprache der Worte und der Körper. Gefochten wird hier mit dem stets präsenten Erkennungsutensil der jungen Generation, mit Wasserflaschen aus Plastik. Das wirkt nie grotesk, sondern ganz selbstverständlich.
Die Schauspieler finden für die Haltungen ihrer Figuren oft wunderbare Übersetzungen. Wie Julischka Eichel, der ihrer zwischen eigenen Gefühlen und Fremdbestimmtheit zerrissene Ophelia in eine virtuose, zappelige Zeichenhaftigkeit gibt. Wie sie in ihrer Wahnsinnszene vor und mit dem Publikum Gassenhauer singt, wie sie zwischen Bewusstheit, Spiel und Verzweiflung changiert, das zeigt wunderbar, dass dieser Ophelia nur der selbstgewählte Ausweg in den Wahnsinn bleibt.
Der Jubel des Publikums war zu recht groß nach diesem so ernsthaft leichten, zeitgenössischen "Hamlet" am Berliner Maxim Gorki Theater. Es war mit dreieinhalb Stunden ein langer, aber nie langwieriger Abend. Tilman Köhlers "Hamlet": ein Theatertriumph.