Ein Tempel für die Moderne
In München ist das Museum Brandhorst eröffnet worden. Damit ist die Stadt um ein Museumsjuwel reicher, denn die Sammlung umfasst moderne Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und präsentiert illustre Namen wie Andy Warhol, Sigmar Polke, Damien Hirst oder Cy Twombly.
Tausende bunte Keramikstäbe, die das Museum von außen umhüllen, zeigen den Besuchern schon von weitem, dass dieses Haus etwas Besonderes ist. Kaum weniger spektakulär als das Äußere sind dann viele große Bilder und Skulpturen innen. Werke von Damien Hirst beispielsweise suchte man bislang in Münchner Museen vergebens. Neben riesigen Bildern von Andy Warhol oder Sigmar Polke sind sie nun in der großen Halle im Untergeschoss zu sehen. Hier flimmert über Monitore Werbung für Schlaftabletten oder in einem mehrere Meter langen Regal werden ordentlich nebeneinander aufgereiht 27.000 einzelne Pillen und Tabletten ausgestellt.
Aus einer Sammlung, die insgesamt 700 Werke umfasst, hat Armin Zweite, der Direktor des Hauses, für die Eröffnung 150 ausgewählt. In Teilen zumindest ist ihm mit Damien Hirsts Skulpturen neben Andy Warhols elf Meter breiter Abendmahlszene aus dem Zyklus "The last Supper", ein lauter und schriller Auftakt gelungen.
"Das sind Bilder, wenn man sie sammelt, dann hat man schon den öffentlichen Raum, das öffentliche Museum im Blick. Und das muss man eigentlich auch ganz nüchtern festhalten, das mit der Gründung der Stiftung im Jahre 1993 eigentlich die Sammlung oder damit das Sammlerehepaar signalisiert hat: wir wollen mit unserer Stiftung, mit dem Vermögen, das wir gesammelt haben, nicht mehr selbst, unsere eigene Sammlung haben, in unseren eigenen vier Wänden, sondern wir wollen sie schon auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Und sie muss musealen Charakter haben und nicht nur Qualität, sondern auch den Anspruch erfüllen, mit den Formaten, die die Künstler selbst für ihre Arbeiten gewählt haben. Und das sind manchmal eben sehr große."
Neben den grellen Tönen, die mit Hirst oder Warhol die Sammlung durchziehen, bleibt das gesamte Obergeschoss des Hauses einem Künstler der leisen, zarten Töne überlassen. Es ist der amerikanische, abstrakte Expressionist Cy Twombly. Einer der Räume wurde sogar architektonisch extra für seinen sogenannten "Lepanto-Zyklus" entworfen: ein halbrunder, hoher Raum, der rasch eine meditative Ruhe und Stille verbreitet. Auf zwölf Bildtafeln wird hier eine Seeschlacht aus dem 16. Jahrhundert dargestellt. Die Sonne scheint, das Meer ist blau und Blut fließt ins Wasser. In leichten, malerischen Gesten und Andeutungen hat hier Twombly mit seinen Bildern einen der Geschichte und den Mythen der Geschichte geweihten Raum geschaffen.
Selbst wenn Udo Brandhorst heute zur Pressekonferenz nicht erschienen ist und auch später beharrlich schwieg, ist doch schnell klar: Cy Twombly lag und liegt dem Sammler besonders am Herzen. Und vielleicht hatte er sich sogar eines Tages vorgenommen, den Künstler auch gegen Widerstände durchzusetzen.
Armin Zweite: "Man muss sich das vergegenwärtigen. Er hat als Student in München Anfang der 60er Jahre eine Zeichnung, eine frühe Arbeit, also eine Zeichnung aus den 50er Jahren erwerben können. Und hat nicht nur Vergnügen daran gehabt, muss man sagen. Er hat das in einem Interview mal zum Besten gegeben, dass seine Kommilitonen ihn ein bisschen ausgelacht haben. Weil auf der Twombly Zeichnung ist ja eigentlich nicht viel zu sehen. Außer ein paar Kraken, ein paar Haken, ein paar Kreisen und ein paar geometrischen Figuren, die aber meistens misslungen zu sein scheinen und die eigentlich so etwas, so den Charakter haben einer misslungenen Kinderzeichnung. Wo ein Kind irgendwo anfängt, aber das Blatt auch gar nicht füllen kann. Dann irgendwann lustlos aufhört. Und das hat natürlich damals die Diskussion angeheizt."
Wer Cy Twombly nicht schätzt, wird es nicht leicht haben in dem neuen Museum. Doch mit Udo Brandhorst lohnt es sich, den sonst eher selten oder am Rande gezeigten Maler zu entdecken. Neben dem 2001 entstandenen "Lepanto-Zyklus" werden auch neueste Werke gezeigt, darunter ein Zyklus von Rosenbildern, in einem 450qm großen Saal. Riesig, schön und melancholisch hängen die bis zu 10 Meter breiten Formate da und zeigen dem Betrachter einmal mehr die persönliche Handschrift dieser Sammlung und den damit verbundenen Mut. So ist die Spontaneität, mit der dieses Haus Kunst präsentiert, äußerst erfrischend.
"Also ein Raum, der jetzt der Stiftung gehört. Alle diese Bilder sind Eigentum der Stiftung. War für uns eine große Überlegung: soll man das machen, soll man das nicht machen. Reinhold Baumstark, der frühere Generaldirektor, Udo Brandhorst und ich sind dann mehrfach in Gaeta gewesen, um die Bilder zu sehen. Und haben zum Schluss gefunden, dass das ist ein so wunderbares Ensemble, das muss man eigentlich hier geschlossen zeigen und sie sehen, es geht gut auf. Auf der einen Seite drei große Bilder, in der Stirnwand ein großes Bild und dann drei Skulpturen sind hier sparsam hereingestellt."
Neben einigen Schwerpunkten zeigt die Eröffnungsausstellung auch die Vielfalt der Sammlung Brandhorst: So ist das Erdgeschoss ein sehr lebendiges Labyrinth unterschiedlichster künstlerischer Positionen. Wahrhol, Beuys, Polke, Baselitz und viele andere sind hier dicht nebeneinander in kleinen Räumen zu sehen, die den intimen Charakter einer Privatsammlung verdeutlichen sollen. Dem New Yorker Pop-Künstler Alex Katz und dem ebenfalls New Yorker Realisten Eric Fischl sind sogar eigene Kabinette gewidmet.
"Fischl ist sonst in Deutschland kaum vertreten in den Sammlungen oder wenn, mit Einzelwerken, insofern war uns das sehr wichtig, dass hier zu zeigen in diesen fünf großartigen Bildern."
Da erst etwa ein knappes Viertel der 700 Werke umfassenden Sammlung gezeigt werden kann, sind auch in Zukunft spannende Einblicke zu erwarten. Neben dem großen Auftritt für Cy Twombly wird derzeit vor allem auch Andy Warhol als Sammlungsschwerpunkt gezeigt. Spannend ist zudem das Thema "Medizin" präsentiert, mit Damien Hirsts buntem Pillenschrank als Auftakt. Daneben gibt es aber auch hier, wo es um den Themenschwerpunkt "Krankheit und Gesellschaft" geht, die ruhigeren Töne.
Aus einer Sammlung, die insgesamt 700 Werke umfasst, hat Armin Zweite, der Direktor des Hauses, für die Eröffnung 150 ausgewählt. In Teilen zumindest ist ihm mit Damien Hirsts Skulpturen neben Andy Warhols elf Meter breiter Abendmahlszene aus dem Zyklus "The last Supper", ein lauter und schriller Auftakt gelungen.
"Das sind Bilder, wenn man sie sammelt, dann hat man schon den öffentlichen Raum, das öffentliche Museum im Blick. Und das muss man eigentlich auch ganz nüchtern festhalten, das mit der Gründung der Stiftung im Jahre 1993 eigentlich die Sammlung oder damit das Sammlerehepaar signalisiert hat: wir wollen mit unserer Stiftung, mit dem Vermögen, das wir gesammelt haben, nicht mehr selbst, unsere eigene Sammlung haben, in unseren eigenen vier Wänden, sondern wir wollen sie schon auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Und sie muss musealen Charakter haben und nicht nur Qualität, sondern auch den Anspruch erfüllen, mit den Formaten, die die Künstler selbst für ihre Arbeiten gewählt haben. Und das sind manchmal eben sehr große."
Neben den grellen Tönen, die mit Hirst oder Warhol die Sammlung durchziehen, bleibt das gesamte Obergeschoss des Hauses einem Künstler der leisen, zarten Töne überlassen. Es ist der amerikanische, abstrakte Expressionist Cy Twombly. Einer der Räume wurde sogar architektonisch extra für seinen sogenannten "Lepanto-Zyklus" entworfen: ein halbrunder, hoher Raum, der rasch eine meditative Ruhe und Stille verbreitet. Auf zwölf Bildtafeln wird hier eine Seeschlacht aus dem 16. Jahrhundert dargestellt. Die Sonne scheint, das Meer ist blau und Blut fließt ins Wasser. In leichten, malerischen Gesten und Andeutungen hat hier Twombly mit seinen Bildern einen der Geschichte und den Mythen der Geschichte geweihten Raum geschaffen.
Selbst wenn Udo Brandhorst heute zur Pressekonferenz nicht erschienen ist und auch später beharrlich schwieg, ist doch schnell klar: Cy Twombly lag und liegt dem Sammler besonders am Herzen. Und vielleicht hatte er sich sogar eines Tages vorgenommen, den Künstler auch gegen Widerstände durchzusetzen.
Armin Zweite: "Man muss sich das vergegenwärtigen. Er hat als Student in München Anfang der 60er Jahre eine Zeichnung, eine frühe Arbeit, also eine Zeichnung aus den 50er Jahren erwerben können. Und hat nicht nur Vergnügen daran gehabt, muss man sagen. Er hat das in einem Interview mal zum Besten gegeben, dass seine Kommilitonen ihn ein bisschen ausgelacht haben. Weil auf der Twombly Zeichnung ist ja eigentlich nicht viel zu sehen. Außer ein paar Kraken, ein paar Haken, ein paar Kreisen und ein paar geometrischen Figuren, die aber meistens misslungen zu sein scheinen und die eigentlich so etwas, so den Charakter haben einer misslungenen Kinderzeichnung. Wo ein Kind irgendwo anfängt, aber das Blatt auch gar nicht füllen kann. Dann irgendwann lustlos aufhört. Und das hat natürlich damals die Diskussion angeheizt."
Wer Cy Twombly nicht schätzt, wird es nicht leicht haben in dem neuen Museum. Doch mit Udo Brandhorst lohnt es sich, den sonst eher selten oder am Rande gezeigten Maler zu entdecken. Neben dem 2001 entstandenen "Lepanto-Zyklus" werden auch neueste Werke gezeigt, darunter ein Zyklus von Rosenbildern, in einem 450qm großen Saal. Riesig, schön und melancholisch hängen die bis zu 10 Meter breiten Formate da und zeigen dem Betrachter einmal mehr die persönliche Handschrift dieser Sammlung und den damit verbundenen Mut. So ist die Spontaneität, mit der dieses Haus Kunst präsentiert, äußerst erfrischend.
"Also ein Raum, der jetzt der Stiftung gehört. Alle diese Bilder sind Eigentum der Stiftung. War für uns eine große Überlegung: soll man das machen, soll man das nicht machen. Reinhold Baumstark, der frühere Generaldirektor, Udo Brandhorst und ich sind dann mehrfach in Gaeta gewesen, um die Bilder zu sehen. Und haben zum Schluss gefunden, dass das ist ein so wunderbares Ensemble, das muss man eigentlich hier geschlossen zeigen und sie sehen, es geht gut auf. Auf der einen Seite drei große Bilder, in der Stirnwand ein großes Bild und dann drei Skulpturen sind hier sparsam hereingestellt."
Neben einigen Schwerpunkten zeigt die Eröffnungsausstellung auch die Vielfalt der Sammlung Brandhorst: So ist das Erdgeschoss ein sehr lebendiges Labyrinth unterschiedlichster künstlerischer Positionen. Wahrhol, Beuys, Polke, Baselitz und viele andere sind hier dicht nebeneinander in kleinen Räumen zu sehen, die den intimen Charakter einer Privatsammlung verdeutlichen sollen. Dem New Yorker Pop-Künstler Alex Katz und dem ebenfalls New Yorker Realisten Eric Fischl sind sogar eigene Kabinette gewidmet.
"Fischl ist sonst in Deutschland kaum vertreten in den Sammlungen oder wenn, mit Einzelwerken, insofern war uns das sehr wichtig, dass hier zu zeigen in diesen fünf großartigen Bildern."
Da erst etwa ein knappes Viertel der 700 Werke umfassenden Sammlung gezeigt werden kann, sind auch in Zukunft spannende Einblicke zu erwarten. Neben dem großen Auftritt für Cy Twombly wird derzeit vor allem auch Andy Warhol als Sammlungsschwerpunkt gezeigt. Spannend ist zudem das Thema "Medizin" präsentiert, mit Damien Hirsts buntem Pillenschrank als Auftakt. Daneben gibt es aber auch hier, wo es um den Themenschwerpunkt "Krankheit und Gesellschaft" geht, die ruhigeren Töne.

Der Neubau des Museums für die Sammlung Brandhorst© AP