Ein Symbol von Menschenrechtsverletzungen

Von Katja Schlesinger · 22.08.2011
Das US-Militärgefängnis Guantanamo existiert seit fast zehn Jahren, trotz des Versprechens von Präsident Obama, es zu schließen. Der Regisseur Thomas Wallner erzählt in seinem Dokumentarfilm "Die Guantanamo-Falle" anhand von Einzelschicksalen eine Geschichte über das Gefangenenlager.
Manchmal muss man als Regisseur eines Dokumentarfilms einfach nur Glück haben. Die Protagonisten liefern Bilder, die man sich nicht besser hätte ausdenken können. So ist das auch bei der früheren Offizierin Diane Beaver, die als Rechtsanwältin Dienst in Guantanamo tat. Sie war es, die 2002 ein Memorandum aufsetzte, in dem aggressive Verhörmethoden vorgeschlagen worden, die gemeinhin als Folter bezeichnet werden. Eine Sichtweise, die sie aber komplett ablehnt:

Filmausschnitt "Die Guantanamo-Falle"
"Folter hat dort nie stattgefunden – egal wie man den Begriff auslegt."

Diane Beaver liebt Hunde. Seit sie aus dem Militärdienst ausgeschieden ist, träumt sie davon, eine Hundetagesstätte zu eröffnen. Und da steht sie nun und besichtigt eine solche und der Vergleich drängt sich sofort auf. Denn die Hundekäfige sind größer als die in Guantanamo und für die haarigen Lieblinge sind sogar Luxussuiten zu kriegen. Es sind solche Bilder, die den Zuschauer staunend zurücklassen. Und Diane Beavers mangelnde Einsicht:

Filmausschnitt "Die Guantanamo-Falle"
"Ich bin froh, dass ich mich in G. beworben habe, es war Teil von Gottes Plan ... Und ich bereue nichts."

Diane Beaver war als Rechtsberaterin bei Hunderten Verhören in Guantanamo dabei. Und sie erinnert sich auch an Murat Kurnaz, den Deutsch-Türken aus Bremen, der viereinhalb Jahre in dem US-Gefängnis auf Kuba gefangen gehalten wurde – ohne Anklage:

Filmausschnitt "Die Guantanamo-Falle"
"Er war kein unschuldiger Typ. Diese Geschichte vom falschen Ort zur falschen Zeit, er war aus religiösen Gründen da, tut mir leid, das zieht nicht."

Kurnaz’ Schicksal dominiert den Film. Seine Bilder und Aussagen werden oft hart gegeneinander geschnitten, mit dem, was Diane Beaver sagt. Die Bilder zeigen einen meist sehr ernsten und verschlossenen Mann, der deutlich älter wirkt als er ist. Bis heute muss er mit dem Image leben, der Taliban aus Bremen zu sein, auch wenn sich keine der ihm zur Last gelegten Verdachtsmomente als wahr erwiesen haben.

Der dritte Protagonist ist Matthew Diaz, ein Anwalt wie Beaver, der ebenfalls in Guantanamo eingesetzt war und nicht länger Teil des Systems sein wollte.
Er schmuggelte die Namen aller Guantanamo-Häftlinge nach draußen, die Sache flog auf, er wurde wegen Geheimnisverrats angeklagt und verlor alles.
Am Ende schnappt die Guantanamo-Falle auch für Diane Beaver zu. Als Folter-Sündenbock wurde sie von ihrer Regierung, der sie treu diente, fallen gelassen. Heute lebt sie gut situiert in einem großen Haus mit Garten – und ihren Hunden.

Filmhomepage: Die Guantanamo-Falle
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