Ein Steinmetz in Bremen

Von Christina Selzer |
Nach einem geplanten Gesetz der rot-grünen Landesregierung in Bremen sollen auf Friedhöfen nur noch Grabsteine aufgestellt werden dürfen, die nachweislich nicht aus Kinderarbeit stammen. Die Steinmetze machen sich darüber Sorgen.
In seiner Werkstatt beugt sich Henry Schneider über einen weißen Grabstein. Mit einem elektronischen Bohrer graviert der Steinmetz den Namen eines Verstorbenen hinein.

Auf dem Hof stehen circa 50 Steine: hohe Eckige, kleine Rundliche. Woher sie im Einzelnen stammen, ob einige Hartsteine vielleicht aus indischen Steinbrüchen kommen, in denen Kinder arbeiten müssen, weiß er nicht. Die meisten sind jedenfalls aus Hartstein. Nur ganz wenige sind noch aus Sandstein.

"Sandstein war in Bremen sehr verbreitet, auch auf den Friedhöfen. Aber heutzutage ist das nicht mehr so, weil die Materialien teuer geworden sind. Sandstein ist teurer geworden."

Früher war Steinmetz ein künstlerischer Beruf, erzählt Henry Schneider. Ein Grabstein war etwas Individuelles, er wurde innerhalb der Familie vererbt. Heute ist das anders. Heute gibt es oftmals keine Angehörigen. Das Gemeinwirtschaftliche Bestattungsinstitut "Ge-be-in" liegt im ehemaligen Arbeiterstadtteil Walle im Westen der Stadt. Hier ist die Arbeitslosigkeit hoch. Das Geld sitzt nicht locker. Weder fürs Material noch für aufwendige Verzierungen wollen die Leute viel ausgeben. Je einfacher, desto billiger, klagt Henry Schneider. Der Kostendruck ist groß. Und hinzukommt, dass sich immer mehr Familien für andere Formen der Bestattung entscheiden, für die man keinen Grabstein mehr braucht.

"Auf dem Friedhof gibt es halbanonyme Gräber, das sind Felder, wo so und so viel Urnen hinkommen. Das ist der Trend, dieses halbanonyme, was natürlich für den Steinmetz nicht so schön ist, weil er nichts mehr verkauft."

Seine Sorge ist, dass es noch schwieriger für ihn wird, falls in Bremen das von der rot-grünen Landesregierung geplante Gesetz kommt: Danach sollen auf Friedhöfen nur noch Grabsteine aufgestellt werden dürfen, die nachweislich nicht aus Kinderarbeit stammen. Die Idee, dass sein Lieferant das nachweisen muss, findet Steinmetz Henry Schneider im Prinzip zwar gut.

"Aber dann muss man auch sagen, der handwerklich bearbeitete Stein kostet nicht unendlich viel, damit die Leute wieder den Anreiz haben, das zu kaufen."

Doch Henry Schneider ist skeptisch. Er kennt die Realität und weiß, welchen Preis seine Kunden zahlen können. Ein Siegel für fair gehandelte Grabsteine, fürchtet der Steinmetz aus Bremen, könnte alles so teuer machen, dass die Kunden irgendwann wegbleiben.