Ein seltener Fall

Von Alexa Hennings |
Rothen ist klein, abgelegen, hat viele Arbeitslose und ist trotzdem kein deprimierendes Kaff. Getreu dem DDR-Motto "Kultur ist jeder zweite Herzschlag unseres Lebens" gibt es in dem 80-Seelen-Dorf, in dem man sonst weder Schule noch Laden findet, gleich drei Kulturzentren.
Etliche Künstler, Kunsthandwerker und kulturell engagierte Großstadtmüde blieben in den letzten Jahren in Rothen hängen. Ganz entgegen dem Trend zum Auswandern aus Mecklenburger Dörfern, wandert man in Rothen ein. Der neueste Zuzug kommt aus München: Ein Fotograf, der gleich erstmal das ganze Dorf porträtierte.

Frau Lehsten: "Wir können eigentlich gar nicht glauben, dass wir hier sind. Jeden Tag sagen wir: Das gibt’s doch gar nicht, dass wir in so einem Paradies wohnen! "

Gabriele Lehsten steht an ihrem Haus in Rothen, einem 80-Seelen-Dorf in der Nähe von Güstrow. Vor ihr, auf dem Rothener See, fährt gerade der Fischer hinaus. Die Schmuckgestalterin ist erst vor eineinhalb Jahren mit ihrem Mann, einem Fotografen, und ihrem zehnjährigen Sohn von München nach Rothen gezogen. Noch vor wenigen Jahren standen viele Häuser leer hier. Heute nur
ein einziges. In Rothen ist Ein- statt Auswandern angesagt.

Während eines Mecklenburg-Urlaubs hatte sich die Münchener Familie so in die Landschaft verliebt, dass sie beschlossen: Hier ziehen wir her! Auch das Rothener Gutshaus stand damals leer und ungenutzt. Schon beim ersten Besuch landeten die Lehstens am Kaffeetisch der Schröters, einer Kunsthandwerkerfamilie, die in der Rothener Mühle eine Galerie hat.
Und die ermutigten sie, für immer nach Mecklenburg zu kommen.

Frau Lehsten: "Wir sind so freundlich aufgenommen worden – das war umwerfend. Das hätten wir nie so erwartet. Wenn du so als Wessi kommst, musst du mit was anderem rechnen – ich finde ja, zu Recht erst mal. Wir kommen her, kaufen uns das schönste Haus hier, können uns das leisten. Und die Arbeitslosigkeit ist ja sehr, sehr hoch hier. Und trotzdem freuen sich die Leute, dass hier das Haus wieder belebt ist, alles schön ist. Das ist schön. "

Zu der freundlichen Aufnahme der Münchner in Rothen hat eine ungewöhnliche Aktion von Christian Lehsten beigetragen: die Idee, ein ganzes Dorf zu porträtieren.

Herr Lehsten: "Ich bin zu jedem hingegangen. Und ich war erstaunt, wie positiv die Leute drauf reagiert haben. Weil das ja 'ne relativ intime Geschichte ist, jemanden zu porträtieren, den man noch nicht länger kennt. Man steigt ja ziemlich dicht ins Gesicht rein. Aber das ging erstaunlich gut, das fanden sie irgendwie toll. Und die kamen dann alle her, ich habe sie vor einen schwarzen Hintergrund gesetzt mit einem seitlichen Licht vom Fenster – und das kam dann dabei raus. "

Christian Lehsten wirft seinen Laptop an. Dort ist das ganze Dorf Rothen versammelt.

Herr Lehsten: "So, ich klick die bloß mal eben an – zack - ... "

Das Bild einer weißhaarigen Dame mit vielen Runzeln im Gesicht erscheint.

Herr Lehsten: "Das ist Frau Barth. Die hat sich auch gefreut, dass einfach mal jemand guckt. Eine ganz nette, hellwache, total nette Frau. Das ist ihr Mann, der hier früher auf dem Gut gearbeitet hat und dann auf der LPG. Das ist die Älteste im Dorf, meine Mutter. Die ist 86. Das ist Till, der hatte sich gerade 'n Iro geschnitten und wollte ganz finster gucken. Aber er hat so ein weiches, nettes, freundliches Gesicht – und das mit dem Finsteren klappte nicht so richtig! ... erzählt weiter ... "

Ein Gesicht nach dem anderen erscheint auf dem Bildschirm. Zu jedem kann der Fotograf eine kleine Geschichte erzählen – wer wo gearbeitet hat, wer der Enkel von dem und die Nichte von der ist, wer wann zugezogen ist, wer mit dem Flüchtlingstreck kam, wer Altmecklenburger oder nur Wochenend-Rothener ist – Dorfgeschichten eben. Geschichten, die er, der Zugereiste aus dem Westen, nie und vor allem nie so bald erfahren hätte.

Herr Lehsten: "Herr Bohatschek, der war früher Polizist. Das ist seine Enkeltochter, die den wunderschönen Namen Vivienne-Chayenne hat. Das ist Rossi, die ist Berlinerin, die wohnen in der Mühle und sind wochenendweise hier. Rossi hat eine ungeheure Berliner Schnauze und ist so, wie sie hier aussieht. Das ist 'ne tolle Frau, die hat acht Kinder, davon sind fünf – oder drei? Drei Pflegekinder. Und die sprüht einfach vor Lebenskraft! "

Als alle Bilder fertig waren, hängte der Fotograf sie im Gutshaus auf und lud das ganze Dorf ein, zu kommen.

Herr Lehsten: "Und da kamen wirklich fast alle. Das war ein toller Abend, hat Spaß gemacht. Und es kennen sich ja nicht alle im Dorf. Viele haben sich seit langem mal wieder gesehen. Und das Spannende war, dass plötzlich neue Aspekte aus den Menschen herauskamen und zu sehen waren. Viele haben zum Beispiel den Fischer für 'nen Intellektuellen oder einen Schriftsteller gehalten. Viele haben gesagt: Der sieht ja aus wie ein Philosoph! Wie ein Literat, der schon ein bissel was durchgemacht hat – aber ist er natürlich nicht! "

Auch wenn der Fischer aussieht wie ein Dichter, und heißt wie ein Philosoph, nämlich Marx, so ist er doch der Fischer. Einer, der auch bei Eiseskälte rausfährt auf den See, mit rot-gefrorener Nase zurückkommt, den Weg vom See zum Gutshaus hochstapft und bei den Lehstens einen Kaffee bekommt. Bedächtig knöpft er die Wattejacke auf und kommt auf die anfängliche Skepsis gegenüber der Fotografiererei zu sprechen, die es im Dorf schon gab. Jedenfalls am Anfang.

Fischer: "Ich hab ja nie gedacht, dass er alle zusammen kriegt. Und das wird jeder gedacht haben! Und dann die Ausstellung hier, das war doch 'ne ganz interessante Sache. Vom Publikum her, alle, die als fremde Leute hierher kamen, die fanden es ja auch alle gut. Weil so was ja bestimmt einmalig in der ganzen Gegend ist, dass alle Leute aus einem Dorf in einem Raum hängen an den Wänden - ja, ist doch so! "

Mal alle Rothener zusammen in einem Raum – wann hatte es das zum letzten Mal gegeben? Da muss erst ein Neuer kommen, ein Zugereister, der so etwas schafft. Zum Erstaunen der Dorfleute über sich selbst.

Fischer: "Ist ja auch klar, so wie der Zusammenhalt zu DDR-Zeiten war – nach der Wende hat sich das alles zerschlagen. Da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen. Selbst in so einem kleinen Dorf, wie wir hier sind. Man sieht die Leute, sagt guten Tag oder winkt von weitem. Dann ist es nicht so wie früher: Heutzutage kann einer mit dem nicht, weil er Rasen mäht, der andere da. Das ist es ja heute. Aber an dem Tag ging’s! "

Als dann die Ausstellung allein am Tag des Offenen Denkmals mehr als 600 Besucher hatte, Zeitung und Fernsehen berichteten, war auch der letzte Rothener Skeptiker überzeugt. Das Dorf wurde so bekannt, dass dann vier Wochen später, als vom Kunstverein Rothener Scheune der erste Markt für regionale Produkte organisiert wurde, sogar mehr als 1000 Besucher kamen und der Räucherfisch, das Grillschwein und der selbstgebackene Kuchen schon mittags alle waren. Anfragen von anderen Märkten waren die Folge – für Kunsthandwerker und Gewerbetreibende.
Da lässt sich Norbert Marx auch gern die Neckerei vom "Künstlerdorf" gefallen – obwohl die Einheimischen immer noch klar in der Überzahl sind, was hier, so der Fischer, mal gesagt werden muss.

Fischer: "Sicherlich sagt man das so: Wieder 'n Künstler, wieder 'n Künstler, wir haben nur noch Künstler! Die meisten von meinen Kumpels sagen ja auch: Das ist ja 'n richtiges Künstlerdorf da bei Euch! Aber, ach, in dieser Beziehung hat doch keiner mit dem anderen ein Problem! Das haut schon ganz gut hin, das ist schon in Ordnung! "

Direkt neben dem Gutshaus geht es ab und an etwas laut zu. Gemäß der Devise des Fischers "Wieder 'n Künstler und wieder 'n Künstler" hat sich dort gleich ein ganzer Kunstverein niedergelassen – oder besser, er ist dabei. Denn das Niederlassen dauert, vier Jahre ist man schon am Reparieren der riesigen Scheune, die einmal der Kuhstall war. In der ehemaligen Melkküche hat sich Takwe Kaenders ihre Schmiedewerkstatt eingerichtet. Takwe Kaenders kommt aus Köln, lebte in Berlin und studierte Bildhauerei und Metallgestaltung.

Kaenders: "Das Ding ist: Wenn ich jetzt sagen würde, ich bin Diplommetallgestalterin, da wüsste hier keiner was mit anzufangen. Und ich habe gedacht: Was ist das, was die Leute kennen? Und ich hab gesagt: Ich mach einfach 'ne Schmiede. Und dadurch bekomme ich die Leute zu mir. "

Das Bild einer Frau, die unter einem gigantischen Stück Metall liegt und schweißt, gehört schon zu Rothen. So sehr, dass die Jugendlichen anhalten und fragen, ob sie hier nicht mal eben was am Moped schweißen könne oder das Fahrrad reparieren.

Kaenders: "Dann ist es so, jemand kommt mit seinem Gartenzaun, da ist was abgebrochen, oder der Trecker ist kaputt. Und die fahren in meine Werkstatt rein und ich repariere halt den Trecker. So kriegt man eben Kontakt zu den Leuten, wenn ich da nur meine Skulpturen hinstelle, da können viele ja nichts mit anfangen. Aber es hat mich auch überrascht, ich hatte da eine Skulptur hier vorn stehen, so ein farbiges Tor. Und da kam eine ältere Frau, die macht hier immer mit ihrem Hund die Runde. Und die kam und sagte: Sagen Sie mal, warum steht das da drüben? Und ich dachte: Oh Mann, das gefällt ihr wohl nicht. Und ich sagte: Na ja, ich dachte, wenn man da die Straße runterfährt, dann sieht man es schon. Und da sagt sie: Warum stellen Sie es nicht hierhin, dann sehe ich es nämlich von zu Hause! "

Neben der eigenen Werkstatt und dem eigenen alten Haus, das eine Dauerbaustelle ist, versucht Takwe Kaenders mit dem Verein "Rothener Hof" die riesige Scheune zu sanieren, Fördermittel und ABM-Stellen zu organisieren. Unterm Dach kann man schon den großen Veranstaltungsraum erahnen, der dies einmal werden soll. Unten sieht es noch original aus wie im Kuhstall.

Kaenders: "... das sind die drei Buchten, wo die Kühe früher standen. Und bei der ersten Bucht vorne, da haben wir immer Veranstaltungen. Wenn’s draußen regnen sollte, können wir da reingehen. Oder im Sommer, da haben wir auch Veranstaltungen mit Kindern, eine Malwoche und eine Zirkuswoche, in diesem Jahr auch eine Theaterwoche. Und da kann man immer nach innen hier ausweichen. "

Künstlerische Ferienangebote für die Dorfkinder aus der Umgebung, Feste und Feiern auch im Unfertigen und das Vorhaben, für die Dörfer rund um Rothen einmal einen großen Veranstaltungsraum zu haben – das alles verankert die Künstler im Dorf. Ehemalige ABM-Leute, die hier für ein Jahr an dem riesigen Dachboden mitarbeiteten, kommen auch ohne Geld immer wieder, und helfen weiter mit. Es geht langsam, meint die Schmiedin, und findet das in Ordnung so. Sie kennt ein Projekt in der Nähe von Hamburg, da hat man in vier Jahren mit mehr Fördermitteln schon viel mehr geschafft als die Rothener. Und trotzdem sind die Hamburger unzufrieden.

Kaenders: "Und die Mitglieder und die Leute ringsum kommen dann und sagen: Sieht ja immer noch aus wie 'ne Bruchbude! Und bei uns ist es aber so, dass die älteren Leute, die hier mal im Kuhstall gearbeitet haben, kommen und jede kleine Veränderung fällt denen auf. Und das loben sie. Ich hab das Gefühl, die sind hier viel positiver mit kleinen Schritten als da in Hamburg. Wir haben halt keine Schulden und machen es Schritt für Schritt. "

Die Skulptur, die gerade entsteht, ist für eine Ausstellung in Hannover. Verkauft werden solche großen Sachen selten. Aber es gibt ja noch das Kunsthandwerk, das Handwerk und Schmiedekurse, zu denen sich immer mehr Frauen anmelden und gleich ein paar Ferientage in Rothen verbringen – wo man auch Flecht- und Filzkurse besuchen kann. Die junge Metallgestalterin ist froh, sich nach dem Studium für Rothen entschieden zu haben.

Kaenders: "Das, was ich hier schaffen kann, das würde ich in Berlin in 20 Jahren nicht schaffen. Und ich könnte es mir auch nicht leisten. Ich könnte mir keine Werkstatt und zusätzlich noch 'ne Wohnung leisten. Und dann bin ich hierhin, und dachte: Mal gucken, ob ich es aushalten kann. Und nun mag ich gar nicht mehr weg. Hier gibt es auch so viele Leute, mit denen man was machen kann, auch viele Angebote. Das glaubt man gar nicht, dass es auf dem Land so unterhaltsam sein kann. Man denkt, man verblödet hier, aber das stimmt gar nicht! "

Verblöden in Rothen? Fast unmöglich. Denn nicht nur im Gutshaus und im Kuhstall ist was los, sondern auch noch im letzten Haus an der Dorfstraße: der Rothener Mühle.

Dort, wo sich das Flüsschen Warnow staut und sich die Fische auf der neu gebauten Fischtreppe nach oben kämpfen müssen, haben sich die Schröters aus Berlin die ehemalige Mühle ausgebaut: Zum Wohnen für die vierköpfige Familie, zum Arbeiten für die Eltern – er ist Flecht- und Holzkünstler, sie Textilgestalterin – und als Galerie und Veranstaltungsort.

Schröter: "Das ist hier "jwd". Und wenn die um diese Jahreszeit hierhin kommen und ich sage: Das wird ganz toll und es sind viele Besucher - das glaubt mir keiner. Also aus der Stadt die, die kriegen wirklich manchmal Angst. "

Aber wenn die Künstlerkollegen aus der Stadt dann sehen, wie viele Leute so zum Kunsthandwerkermarkt nach Rothen strömen, wenn sie die Besucherzahlen der Sommergalerie schwarz auf weiß haben, dann sind sie doch überzeugt, hier auf ein gutes Publikum zu treffen, das sich für Kunst interessiert und für ein schönes Stück auch gern Geld ausgibt.

Schröter: "Übers Jahr haben wir hier bestimmt 2000 Besucher. Und die kommen nicht alle zu den Öffnungszeiten. Und das kann sich jeder vorstellen, wie das ist, auch wenn man jetzt mit seiner Freundin beim Kaffee sitzt und die hat Sorgen und erzählt einem das – dann kommt jemand und will mal gerne gucken. Das ist nicht immer einfach. Aber man kann damit leben, ich finde das nicht schlimm, ich finde es eher schön und für uns auch ein toller Erfolg. Nicht nur für uns, auch für die Gegend, dass das so funktioniert. Dass wir in unserer kleinen Mühle hier draußen so einen Ort der Begegnung haben, da gibt es ja ganz viele Kulturerlebnisse, und da schlägt mein Herz. Und das ist immer sinnvoll, wo das passiert. Das ist toll, ein guter Tausch, das ist in Ordnung. "

Was die Schröters eintauschten, war die idyllische Ruhe und die Einsamkeit. Sie waren die ersten Kunsthandwerker, die aus der fernen Großstadt nach Rothen kamen. Noch zu DDR-Zeiten war das. Rückzug in die Privatheit war angesagt, die Kunden fanden den Korbflechter auch im abgelegensten Dorf.

Schröter: "Das war sicher. Man wusste, dass man überlebt. Das war klar. Das ist gar nicht vergleichbar mit heute. Also, wir haben uns eher versteckt. Heute bauen wir Schilder, machen Werbung, geben uns viel Mühe und viel Zeit daran. Und früher haben wir uns eher versteckt, das war nun mal so. "

Nach der Wende, als erst mal kein Kunde mehr in das Versteck nach Rothen kam, versuchte die Textilkünstlerin ihre Unikate in einem Hamburger Ladenprojekt zu verkaufen, war fast die ganze Woche unterwegs. Sechs Jahre ging das so, bis sie sich entschied: Ich mache in meinem eigenen Haus Verkaufsausstellungen. Und das läuft - auf dem Dachboden, der noch mit Wellpappe verkleidet ist - zu ihrer eigenen Überraschung, besser als in Hamburg. Und sie verkauft nicht nur die eigenen Sachen, sondern nimmt in jeder Ausstellung auch noch fünf, sechs Kollegen mit hinein.

Schröter: "Dass es hier so gut ist oder eben auch funktioniert, liegt glaube ich daran, dass durch die Abgelegenheit eine bestimmte Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird. Also, dafür können wir praktisch nichts, das nutzen wir nur, weil wir es rundrum schön haben. Jeder fährt hier raus, da sieht er schon nur mal grün. Während, wenn man durch die Stadt läuft, da jagt ein Reiz den nächsten. Das ist dann was anderes. Wer hier raus kommt, hat wirklich erst mal nichts gesehen. Er kommt dann in einen schönen Garten und sieht schöne Dinge. Der Dachboden ist mit Pappe verkleidet, aber alle sagen: Das ist schön! Das liegt daran, dass da tolle Sachen drin sind. Gutes Kunsthandwerk strahlt was aus. Und das ist, wenn die Leute sagen: Das ist hier aber sehr schön. "

Bunte Hunde waren wir, als wir nach Rothen kamen, sagt Tine Schröter. Die abgedrehten Hauptstädter, die eine Bruchbude kauften, die Aussteiger, die Kunst machen wollten. Heute, wo sich noch mehr so bunte Hunde dazugesellten und mittlerweile so viel Publikum anziehen, dass auch der Fischer und die Bauern und die Ferienzimmervermieter etwas davon haben, wurden die Künstler und Kunsthandwerker unversehens zum Motor im Dorf. Und wenn sich Tine Schröter im Kulturleben Mecklenburgs umschaut, dann findet sie viele solcher Beispiele.

Schröter: "Was brauche ich die Stadt? Ich habe das hier auch, das ist ganz reich und ganz dicht. Es gibt viele schöne Dinge zu entdecken, das weiß ich auch. Wir sind da keine Einzelkämpfer, es gibt viele kleine Galerien und Veranstaltungsorte. Und das ist doch toll. Und das ist auch was ganz Wichtiges, auch jetzt, in so schwierigen Zeiten finde ich. Das ist Substanz, das macht Leben wertvoll! "

Rothen in Mecklenburg. Schlafende Hunde braucht hier keiner zu wecken. Sie sind längst aufgewacht. Dass einige Hunde hier bunt sind, stört niemanden mehr. Und alle sind schon gespannt, wer wohl in das letzte freie Haus im Dorf einziehen wird ...