Ein Schriftsteller als Musical-Star
In dem Musical "Edgar Allan Poe" erzählt der britische Musiker Eric Woolfson vom Leben des gleichnamigen US-amerikanischen Schriftstellers. Regisseur Frank Alva Buecheler inszeniert das Stück an der Oper Halle - mit Auszügen aus Poes Texten und historisierenden Kostümen.
"The Alan Parsons Project", das Studio-Unternehmen der psychedelischen Klangbastler Eric Woolfson und Alan Parsons, erzielte gleich mit seinem Debütalbum 1976 einen riesigen Erfolg. In "Tales of Mystery and Imagination" vertonten sie Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe. Später wandten sie sich dem Musical zu. Erst schufen sie 1990 gemeinsam ein Musical über Sigmund Freud, und nach ihrer Trennung im Jahr 1993 komponierte und schrieb Woolfson etliche Musicals allein, wie das über den katalanischen Architekten Antonio Gaudi.
Mit dem Musical "Edgar Allan Poe" kehrte Woolfson jetzt zumindest thematisch zu seinen künstlerischen Anfängen zurück. Eigentlich sollte das Werk Ende März im Berliner Admiralspalast zur Uraufführung kommen und am Deutschen Theater München nachgespielt werden, doch beides wurde aus nicht eindeutigen Gründen kurzfristig abgesagt. Jetzt hat sich die neue Leitung der Oper Halle die Uraufführung als Spielzeitauftakt gesichert und dafür das Ensemble mit Musicaldarstellern ergänzt.
In Woolfsons Musical erzählt Reverend Rufus Grisholm, Poes Konkurrent und Nachlassverwalter, dessen Leben. Das Stück wirkt wie eine Variation der Mozart-Salieri-Konstellation des Musicals "Amadeus", und Regisseur Frank Alva Buecheler, Musicalproduzent in Hamburg und Bremen, inszeniert es als großes, aber steif-statisches Spektakel.
Woolfsons Musik wirkt recht eklektisch, sie klingt nur selten, bei den Intros zu Beginn und nach der Pause, wie der psychedelisch-elektronische Sound von "The Alan Parsons Project". Bei seinem Musical "Freudiana" arbeitete Woolfson mit einem ehemaligen Mitarbeiter von Andrew Lloyd Webber zusammen, und so klingt die Musik zu Poe auch: bombastisch-suppig. Leider aber nur ganz selten auch ohrwurmhaft. Es ist ein musikalischer Mix, der sich jedes Sounds bedient, der einem aus Musical und Operette bekannt ist. Die Schauspieler sind in aufwendige, ihre Bewegungen einengende historische Kostüme gesteckt, und die Gruppenchoreografie zeigt einen Tanderadi-Tanderadei-Stil, der seit den 60er-Jahren von den Stadttheaterbühnen verschwunden schien.
Insgesamt wirkt die Aufführung wie eine operettig-behäbige Kostümshow. Wenn von den gestorbenen Frauen Poes die Rede ist, von seiner Mutter und seiner Ehefrau, die beide mit 24 Jahren an der Schwindsucht starben, dann findet die Szene in einer weißen Zuckerbäcker-Szenerie aus gehäkelt wirkenden riesigen Wattebäuschen statt. Die gruselige Atmosphäre von Poes Texten, in denen sich der Erzähler, getrieben von existentiellem Drang, die vielleicht schon toten Frauen aus einem Zwischenreich wieder zu sich holt, "nur da konnte ich lieben, wo der Tod seinen Hauch mit dem der Schönheit mischte", wird völlig verfehlt. Und wenn die Geschichte vom Pendel erzählt wird, bei der sich in einer Folterstube der Inquisition ein messerscharfes Pendel auf den Gefangenen senkt, dann pendelt hier eine Art Lüster über der Bühne, golden und reich verziert.
Indem Ausstattung und Regie das Stück vor allem als Dekorations-Theater darbieten, bleibt von Poes klaustrophobischen Todesängsten nichts mehr. Dabei hat Corman in seinen Poe-Verfilmungen gezeigt, wie man die Atmosphäre von Poes Werken versinnlichen kann. Vollends lächerlich wird die Hallenser Inszenierung, wenn sie den Raben, das drohende Symbol aus Poes berühmtestem Gedicht, als riesige Stoff- und Sperrholzkonstruktion mit rotglühenden Knopfaugen auf die Bühne rollen lässt. Dieser Rabe nimmt den toten Poe erst unter seine beweglichen Flügel, um ihn zum Schluss wieder frei zu lassen: zu seiner Himmelfahrt. Denn nachdem Reverend Grisholm scheinbar triumphiert hat, senkt sich die Sonne herab, Poe besteigt sie und fährt mit ihr gen Himmel. Motto: Die wahre Kunst ist unsterblich.
Die deutschen Texte von Daniel Call passen mit ihrer biederen Ungelenkheit zu diesem bombastischen Bühnenkitsch. Das drohend existentielle "nevermore" des Raben, das der sprachbastelnde Dichter Arno Schmidt so einfach wie kongenial mit "nimmermehr" übersetzt hat, verdeutscht Daniel Call allen Ernstes in ein singbares "nie, Du Tor".
Immerhin wurde gut gesungen, doch insgesamt war dies ein schauriger Abend, - aber nicht aus dem Geiste Poes.
Mit dem Musical "Edgar Allan Poe" kehrte Woolfson jetzt zumindest thematisch zu seinen künstlerischen Anfängen zurück. Eigentlich sollte das Werk Ende März im Berliner Admiralspalast zur Uraufführung kommen und am Deutschen Theater München nachgespielt werden, doch beides wurde aus nicht eindeutigen Gründen kurzfristig abgesagt. Jetzt hat sich die neue Leitung der Oper Halle die Uraufführung als Spielzeitauftakt gesichert und dafür das Ensemble mit Musicaldarstellern ergänzt.
In Woolfsons Musical erzählt Reverend Rufus Grisholm, Poes Konkurrent und Nachlassverwalter, dessen Leben. Das Stück wirkt wie eine Variation der Mozart-Salieri-Konstellation des Musicals "Amadeus", und Regisseur Frank Alva Buecheler, Musicalproduzent in Hamburg und Bremen, inszeniert es als großes, aber steif-statisches Spektakel.
Woolfsons Musik wirkt recht eklektisch, sie klingt nur selten, bei den Intros zu Beginn und nach der Pause, wie der psychedelisch-elektronische Sound von "The Alan Parsons Project". Bei seinem Musical "Freudiana" arbeitete Woolfson mit einem ehemaligen Mitarbeiter von Andrew Lloyd Webber zusammen, und so klingt die Musik zu Poe auch: bombastisch-suppig. Leider aber nur ganz selten auch ohrwurmhaft. Es ist ein musikalischer Mix, der sich jedes Sounds bedient, der einem aus Musical und Operette bekannt ist. Die Schauspieler sind in aufwendige, ihre Bewegungen einengende historische Kostüme gesteckt, und die Gruppenchoreografie zeigt einen Tanderadi-Tanderadei-Stil, der seit den 60er-Jahren von den Stadttheaterbühnen verschwunden schien.
Insgesamt wirkt die Aufführung wie eine operettig-behäbige Kostümshow. Wenn von den gestorbenen Frauen Poes die Rede ist, von seiner Mutter und seiner Ehefrau, die beide mit 24 Jahren an der Schwindsucht starben, dann findet die Szene in einer weißen Zuckerbäcker-Szenerie aus gehäkelt wirkenden riesigen Wattebäuschen statt. Die gruselige Atmosphäre von Poes Texten, in denen sich der Erzähler, getrieben von existentiellem Drang, die vielleicht schon toten Frauen aus einem Zwischenreich wieder zu sich holt, "nur da konnte ich lieben, wo der Tod seinen Hauch mit dem der Schönheit mischte", wird völlig verfehlt. Und wenn die Geschichte vom Pendel erzählt wird, bei der sich in einer Folterstube der Inquisition ein messerscharfes Pendel auf den Gefangenen senkt, dann pendelt hier eine Art Lüster über der Bühne, golden und reich verziert.
Indem Ausstattung und Regie das Stück vor allem als Dekorations-Theater darbieten, bleibt von Poes klaustrophobischen Todesängsten nichts mehr. Dabei hat Corman in seinen Poe-Verfilmungen gezeigt, wie man die Atmosphäre von Poes Werken versinnlichen kann. Vollends lächerlich wird die Hallenser Inszenierung, wenn sie den Raben, das drohende Symbol aus Poes berühmtestem Gedicht, als riesige Stoff- und Sperrholzkonstruktion mit rotglühenden Knopfaugen auf die Bühne rollen lässt. Dieser Rabe nimmt den toten Poe erst unter seine beweglichen Flügel, um ihn zum Schluss wieder frei zu lassen: zu seiner Himmelfahrt. Denn nachdem Reverend Grisholm scheinbar triumphiert hat, senkt sich die Sonne herab, Poe besteigt sie und fährt mit ihr gen Himmel. Motto: Die wahre Kunst ist unsterblich.
Die deutschen Texte von Daniel Call passen mit ihrer biederen Ungelenkheit zu diesem bombastischen Bühnenkitsch. Das drohend existentielle "nevermore" des Raben, das der sprachbastelnde Dichter Arno Schmidt so einfach wie kongenial mit "nimmermehr" übersetzt hat, verdeutscht Daniel Call allen Ernstes in ein singbares "nie, Du Tor".
Immerhin wurde gut gesungen, doch insgesamt war dies ein schauriger Abend, - aber nicht aus dem Geiste Poes.