Ein Schöpfer großer literarischer Kunst
Nach Ansicht von Literaturkritiker Dennis Scheck waren für Kurt Vonnegut die Sinnlosigkeit des Krieges und die Sinnlosigkeit der eigenen Familienstruktur zwei zentrale Themen. Aus diesem Material habe er dann "große Kunst" gemacht.
Barbara Wahlster: In Köln ist jetzt Dennis Scheck, unser Kollege aus der Literaturredaktion des Deutschlandfunks im Studio, ich grüße Sie. Ist denn Vonneguts Miterleben und Überleben des alliierten Bombardements auf Dresden, er war Kriegsgefangener, ist dieses Trauma, das er im Buch "Schlachthof 5" bearbeitet hat, Dreh- und Angelpunkt seines literarischen Lebens?
Dennis Scheck: Das muss man unbedingt sagen, allerdings "Trauma" da würde ich ein kleines Fragezeichen dahinter setzen. Das ist natürlich immer unsere Perspektive auf so ein Erlebnis. Er hat dem scharf widersprochen. Er hat gesagt, es gibt nur einen Menschen, der Gewinn davon getragen hat von der Bombardierung Dresdens, das bin ich selber. Ich habe fünf Dollar verdient an jedem Toten in Dresden, egal ob es nun 35 oder 135.000 Tote in Dresden waren, indem ich über 20 Jahre später einen Roman darüber geschrieben habe. Es hat mir überhaupt nichts beigebracht über die Menschen, außer die Erkenntnis, dass wir abscheuliche Tiere sind. Niemand hat von dieser Bombardierung profitiert außer mir. Keiner ist auch nur einen Tag früher aus einem Konzentrationslager gekommen, der Zweite Weltkrieg ging keinen Tag, keine Sekunde früher zu Ende.
Er ist sicherlich ein Mensch, der dadurch eine wesentliche Anregung, künstlerisch erhalten hat, wenn man das so interpretieren möchte. Ich sage es gerne anders herum: dass er binnen zwölf Monaten das Material beisammen hatte, das er brauchte, um ein großer Künstler zu werden. … Am 14. Mai 1944 brachte sich Vonneguts Mutter um, nachdem sie versucht hatte als Schriftstellerin die Familie zu ernähren. Und diese beiden - wenn man es zynisch formulieren will - Anregungen, die Sinnlosigkeit des Krieges und die Sinnlosigkeit der eigenen Familienstruktur, das war das Material, aus dem Kurt Vonnegut dann große Kunst machte in meinen Augen.
Wahlster: Blieben das denn auch seine wichtigsten Themen, sozusagen das, was der Mensch sich und anderen antut? Er hatte ja eine besondere Vorliebe seit den 50er Jahren für Science Fiction.
Scheck: So wie Quentin Tarantino aus Trivialfilmen große Kunst macht, so machte Kurt Vonnegut aus einem trivialen Genre ganz große Kunst, indem er diese Form mit einem ungewöhnlichen Gefühl für Sprache füllte …
Das gesamte Gespräch mit Dennis Scheck können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Dennis Scheck: Das muss man unbedingt sagen, allerdings "Trauma" da würde ich ein kleines Fragezeichen dahinter setzen. Das ist natürlich immer unsere Perspektive auf so ein Erlebnis. Er hat dem scharf widersprochen. Er hat gesagt, es gibt nur einen Menschen, der Gewinn davon getragen hat von der Bombardierung Dresdens, das bin ich selber. Ich habe fünf Dollar verdient an jedem Toten in Dresden, egal ob es nun 35 oder 135.000 Tote in Dresden waren, indem ich über 20 Jahre später einen Roman darüber geschrieben habe. Es hat mir überhaupt nichts beigebracht über die Menschen, außer die Erkenntnis, dass wir abscheuliche Tiere sind. Niemand hat von dieser Bombardierung profitiert außer mir. Keiner ist auch nur einen Tag früher aus einem Konzentrationslager gekommen, der Zweite Weltkrieg ging keinen Tag, keine Sekunde früher zu Ende.
Er ist sicherlich ein Mensch, der dadurch eine wesentliche Anregung, künstlerisch erhalten hat, wenn man das so interpretieren möchte. Ich sage es gerne anders herum: dass er binnen zwölf Monaten das Material beisammen hatte, das er brauchte, um ein großer Künstler zu werden. … Am 14. Mai 1944 brachte sich Vonneguts Mutter um, nachdem sie versucht hatte als Schriftstellerin die Familie zu ernähren. Und diese beiden - wenn man es zynisch formulieren will - Anregungen, die Sinnlosigkeit des Krieges und die Sinnlosigkeit der eigenen Familienstruktur, das war das Material, aus dem Kurt Vonnegut dann große Kunst machte in meinen Augen.
Wahlster: Blieben das denn auch seine wichtigsten Themen, sozusagen das, was der Mensch sich und anderen antut? Er hatte ja eine besondere Vorliebe seit den 50er Jahren für Science Fiction.
Scheck: So wie Quentin Tarantino aus Trivialfilmen große Kunst macht, so machte Kurt Vonnegut aus einem trivialen Genre ganz große Kunst, indem er diese Form mit einem ungewöhnlichen Gefühl für Sprache füllte …
Das gesamte Gespräch mit Dennis Scheck können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.