Ein Schiff wird kommen

Von Simonetta Dibbern und Knut Benzner |
Wer in einen Hafen einläuft, so interpretiert die Traumdeutung, ist am Ziel seiner Reise. Der Hafen umschreibt also die Erfüllung einer Hoffnung. Man kommt an bei denen, die man liebt. Daher auch der „Hafen der Ehe“? Vielleicht...
In den Überseehäfen wird gearbeitet, Tag und Nacht; in den Marinas, so nennt man die Sportboothäfen inzwischen auch bei uns, ist nur am Wochenende etwas los, denn nur dann erlaubt die knappe Zeit den Freizeitkapitänen, sich auf ihren Yachten zu zeigen. Duisburg hat den größten Binnenhafen Europas – und darüber hinaus einen wunderbaren Shantychor, mitten im Pott. Hamburg? Natürlich Hamburg – als „Tor zur Welt“, mit der sündigen Reeperbahn und der damit verbundenen Frage: Hat ein zur See Fahrender eigentlich immer noch in jedem Hafen eine Braut? Ist das ist die Liebe der Matrosen?!

Im Hafen von Hongkong blühte der Opiumhandel, auf Ellis Island im Hafen von New York kamen die an, die aus der alten in die neue Welt wollten, Columbus brach von Genua aus auf. Marco Polo, Vasco da Gama, Klaus Störtebeker, Lord Nelson. Auch an ihnen kommt niemand vorbei – in der Langen Nacht vom Hafen.

Gefühle in einem Hafen: Glück, Trauer, Sehnsucht, Wiederkehr, Mühsal und Emsigkeit. Stillstand und Bewegung. Und Pein. Im Deutschen ist Hafen etymologisch verwandt mit Haft. Im Englischen gibt es noch andere Bedeutungen:

„Port. Das ist der Wirtschaftshafen. Und haven, das bedeutet Herberge, es klingt ähnlich wie heaven, Himmel. Und die Konnotation ist auch ganz ähnlich, mythologisch betrachtet. Heldenfiguren bewegen sich oft in einer Hafenmetaphorik, in der Antike natürlich, wie Odysseus, der jahrelang den rettenden Hafen sucht – aber man findet das auch beim „Herr der Ringe“: am Schluss besteigen alle Helden ein Schiff und fahren in das Himmelreich, das ist natürlich ein Hafen.“ (Regina Bendix, Volkskundlerin und Ethnologin an der Universität Göttingen)

Der Hafen. Ein sicherer Ort, sicher jedenfalls für den Bootskörper, der den Stürmen des Atlantiks oder jedes anderen wilden Meeres entkommen ist. Der Menschen, Stoffe, Reichtümer über den Ozean gebracht hat, mehr oder weniger unversehrt. Der Hafen: eine Stätte des Handels und der Kulturbegegnungen, über den Hafen von Venedig haben arabische Handelsschiffe Kaffee und Schokolade, Stoffe und Gewürze nach Europa gebracht, in den Funduks, den Handelshäusern der Seefahrer trafen Okzident und Orient aufeinander. Matrosen brachten die Kunst der Tätowierung aus der Südsee in alle Hafenviertel der Welt. Musik natürlich auch – die Taube La Paloma ist von Havanna durch die ganze Welt geflogen. Heute: Container, wohin man sieht. Blechkisten im Einheitsformat. Überdimensionale Spielzeugbausteine unter permanentem Zeitdruck bestimmen den Rhythmus im modernen Hafen.

Hamburger Hafen

Hamburger Hafen
Alles über den Hamburger Hafen

Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen in Deutschland, der zweitgrößte in Europa, und gehört zu den neun größten Containerhäfen der Erde. Weiterlesen:
Wikipedia: Hamburger Hafen

Fotos und Links rund um den Hamburger Hafen
Schöne Homepage mit vielen Fotos und Links rund um den Hamburger Hafen.

„Ich bin 1947 angefangen, nach dem kalten Winter war das. Direkt nach dem Krieg, da fiel manches ab. Hamburg war ja Nachschubhafen, Sperrgebiet, hier konnte man alles kriegen, Lebensmittel, Schnaps natürlich auch. Oben standen die ganzen Schauerleute und haben aufgepasst, dass man nichts rausgeschmuggelt hat. Whisky zum Beispiel. Der kam in Holzkästen hier an – dann hat man die mal fallenlassen und einen Eimer drunter gehalten. Und am nächsten Tag die Kisten weiter verladen, völlig unversehrt. Das waren so die Tricks hier im Hafen. "
(Harry Braun, ehemaliger Ewerführer im Hamburger Hafen)

Bremerhafen

Die Seestadt Bremerhaven ist ein Teil des Bundeslandes Bremen und liegt 60 Kilometer nördlich der Hansestadt an der Unterweser. Schiffbau, Hafenwirtschaft und Fischindustrie bestimmen die Wirtschaftsstruktur der Stadt.
Seestadt Bremerhaven
Mit vielen interessanten Links und Seemannslexikon:
Seemannslexikon

„Wenn man längere Zeit auf See ist, das längste bei mir ohne Landsicht waren drei Monate – dann riechen Sie das Land, bevor Sie es sehen. Ich empfand das immer als Gestank. Das riecht faulig, das riecht so nach Moder, nach Abbauprozessen im weitesten Sinne, was auf dem Meer draußen überhaupt nicht ist, das Meer an sich ist ein sehr frischer Geruch. Und dann sieht man das Land, das ist ja auch sehr grau und braun von weitem, die Farben kommen ja erst sehr viel später. Und es ist eine andere Perspektive: wenn Sie von der Straße herkommen, kommen Sie durch Vororte und die Autobahnen verändern sich, verästeln sich und wenn Sie von See kommen, gehen Sie in diesen großen Städten meistens ins Zentrum einer Stadt. Das heißt, Sie sind sofort da. Sie steigen vom Schiff und Sie sind mitten im Getöse. Das hat sowas plötzliches. Und die meisten Städte sind ja um die Häfen herum entstanden, wie die Häfen halt günstig waren, wenn man New York anguckt, der Hafen ist ein Hammer, das ist so clever, kein Wunder, dass die früher gesagt haben, da muss man ansiedeln.“
(Nikolaus Gelpke, Chefredakteur der Zeitschrift mare)

Hafen ist Dichtung, Hafen ist Wirklichkeit. Häfen sind Bilder, Visionen und Geräusche – um nicht zu sagen: Klang. Hafen ist auch Geruch. Brackwasser riecht.

Rotterdam


Kuba – der Hafen Havanna

Botschaft der Republik Kuba
mit vielen Links Havanna – Hafen
Chancen und Visionen für den Hafen von Havanna
Kooperationsprojekt zwischen der Fachhochschule Köln, der TU Berlin und weiterer kubanischer Kooperationspartner
Chancen und Visionen für den Hafen von Havanna

„Flair? Flair gibt es nicht. Kein Mensch hat mehr Zeit. 1500 Tonnen löschen wir heute in 5 Stunden, früher hat das zwei Tage gedauert. Kein Mensch geht mehr von Bord im Hafen. Und Kneipen gibt es auch nicht mehr.“
(José Caniampalla, Verlademeister im Duisburger Containerterminal)

Und dann gibt es die Hafencitys. Architektonische Großbaustellen zwischen Wasser und Land, in denen Kaufleute von heute und morgen wohnen und arbeiten. In London, Rotterdam und in Hamburg demnächst auch.

Zu Beginn des dritten Jahrtausends präsentiert sich der Duisburger Hafen als einzigartiger Logistik-Standort in Mitteleuropa.

Duisburger Hafen

„Wenn ich an die Landungsbrücken denke“, hat neulich mal jemand gesagt, „denke ich an Möwen, Würstchenbuden und Huren.“ Die allerdings stehen nicht an den Landungsbrücken, an denen in Hamburg, sondern ein paar Meter höher – und das auch erst abends ab acht.

Das Bild, besser: Der Blick auf den Hafen und die Sichtweise von ihm bestimmt sich durch das, was man ist. Schiffskoch, Matrose, Hafen-Seelsorger, Tourist, Reisender, Emigrant, Literat, Auswanderer, Sänger, Arbeiter.

Ein Schiff wird kommen. Die Sehnsucht bleibt.

Hafen Hamburg.
Kurt Grobecker
Sechs Jahrzehnte Erfolgsgeschichte.
2004 Koehlers Verlagsges.

Faszination Hamburger Hafen
Walter Lüden
Fotografien von Walter Lüden aus den fünfziger Jahren. Begleitbuch zur Ausstellung im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven 2004-2005. Hrsg. in Zus.-Arb. mit d. Deutschen Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven. Text v. Klaus-Peter Kiedel
2004 Hauschild

Schlepper & Barkassen.
Harry Braun, Klaus Rahn
Eine illustrierte Geschichte der Schifffahrt im Hamburger Hafen.
2003 Europäische Verlagsanstalt

Der alte Mann und das Meer
Videocassette: 95 Min.. Regie: Jud Taylor.
Nach d. Roman v. Ernest Hemingway;
Mit Anthony Quinn, Alexis Cruz u. a.. 2001. USA 1989. ab 12 J..

Ernest Hemingway
Der alte Mann und das Meer
Neuausg. 1999.
-ROWOHLT TB.-
Mit dem vorliegenden Werk erreichte Hemingway einen Gipfel seiner Erzählkunst. In dieser Geschichte von dem alten Fischer, dem nach Monaten glückloser Ausfahrt endlich ein riesiger Fisch an die Angel geht und der diesen Fang seines Lebens in einem erschöpfenden Kampf wieder an das Meer und seine Haie verliert, durchdringen sich große Wirklichkeit und Symbol.

Alessandro Barrico
Novecento – Die Legende des Ozeanpianisten
Serie Piper Bd.3522. 2001
Auf dem luxuriösen Ozeandampfer Virginian, der um 1900 zwischen der Alten und Neuen Welt unterwegs ist, wird ein ausgesetztes Baby gefunden. Die Matrosen geben ihm den Namen Novecento, Neunzehnhundert. Noch ahnt niemand, dass Novecento ein begnadeter Pianist werden und Zeit seines Lebens nicht mehr von Bord gehen wird. Eine anrührende Geschichte um Musik, Leidenschaft und die Macht der Freundschaft.

Blaise Cendrars
Der alte Hafen

Leo Schidrowitz
Sittengeschichte des Hafens und der Reise
Verlag für Kulturforschung Leipzig, Wien, Berlin 1927

Petra Oelcker
Tod am Zollhaus
Rowohlt 1997
Hamburg 1765: Als der Schreiber eines Kaufmanns erdolcht wird, gerät der Prinzipal eines Wandertheaters in Verdacht. Aber die Komödiantin Rosina riskiert Kopf und Kragen und deckt eine heimtückische Intrige auf.

Andreas Steinhövel
Die Mitte der Welt
Roman
Fischer Taschenbücher Bd.50537.
Lim. Sonderausg. 2002.
Was immer ein normales Leben auch sein mag – der siebzehnjährige Phil hat es nie kennengelernt. Zu eigenwillig sind die Menschen, mit denen er es zu tun hat, zu ungewöhnlich ist das Haus, in dem er lebt. Phil wohnt in einer alten Villa mit seiner selbstbewussten Mutter Glass und seiner verschlossenen Zwillingsschwester Dianne. Und fast täglich sieht er Annie, die verrückte Alte mit den roten Schuhen, Wolf, seinen Mitschüler mit den Narben auf der Seele, und natürlich Nicholas, den Unerreichbaren, in den sich Phil unsterblich verliebt. Ein packender, kunstvoll geschriebener Roman über das Leben eines Heranwachsenden, der Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen begeistert.

Peter Schanz
87 Tage blau
Hörbuch Hamburg
Audio-CD.
Logbuch einer Erdumdrehung.
75 Min.. Sprecher: Peter Franke u. Reinhart Stolzmann.
mare Hörbuch. 2001.