Ein Robin Hood zur See

Von Christian Berndt · 06.12.2009
Klaus Störtebeker überfiel im 15. Jahrhundert mit Gesinnungsgenossen andere Schiffe und wurde so zum erklärten Feind der Hanse. In den Legenden wurde der mittelalterliche Pirat zu einer Art Robin Hood verklärt, der den Reichen nahm und den Armen gab. Regisseur Sven Taddicken dagegen zeigt in historischer Kulisse einen sehr zeitgenössischen und verunsicherten Helden.
"Lass uns an Land gehen. Wir haben genug Kohle."

"Was sollen wir denn an Land? Mann Klaus, wenn wir jetzt weitermachen, dann werden die Leute die nächsten 1000 Jahre von uns reden!"

Was Gödecke Michels seinem Kompagnon Störtebeker da erzählt, stimmt. Zumindest was die nächsten 500 Jahre angeht. Aber über den Mann hinter dem Namen Klaus Störtebeker weiß man heute fast nichts. Erstmals 1380 wegen einer Kneipenschlägerei in Wismar erwähnt, soll er groß, stark und trinkfest gewesen sein - und je nach Überlieferung verstoßener Adelssohn oder entlaufener Leibeigener.

Seine Karriere beginnt, als Mecklenburg im Krieg gegen Dänemark Privatmänner als Seeleute anwirbt, die für einen Beuteanteil gegnerische Schiffe kapern sollen. Begeistert melden sich Adlige wie Bauern, auch Störtebeker ist dabei. Als nach Friedensschluss die Freibeuter nicht mehr gebraucht werden, machen einige auf eigene Faust weiter – wie Störtebeker. Der Legende nach nimmt er den Reichen und gibt den Armen – gewalttätig aber hilfsbereit soll er sein. Mit seinen Raubzügen jedenfalls ist er so erfolgreich, dass der Seehandel leidet: Für die Hansestädte eine Katastrophe.

"Die haben einen Pakt mit dem Teufel. Das ist Zauberei, Hexenkraft."
"Sollen wir uns von den Zecken ruinieren lassen?"

Schließlich rüstet die Hanse eine Flotte aus und besiegt die Piraten. Störtebeker und seine Leute werden nach Hamburg gebracht, wo sich die letzte Heldentat Störtebekers zugetragen haben soll. Die Kameraden, an denen nach Störtebekers Hinrichtung sein kopfloser Körper vorbeilaufen kann, sollen verschont bleiben. 11 Mann schafft er, bis man ihm den Richtklotz vor die Füße wirft. So die Legende.

Es ist die Hanse selbst, die im Nachhinein dazu beiträgt, den wenig bekannten Störtebeker zum Helden zu stilisieren: Denn als ihre Macht verfällt, soll der besiegte Krieger ihren Ruhm als Piratenbezwinger mehren. Später wird Störtebeker zum Sozialrevolutionär verklärt. Das war er nie, aber dafür so gefährlich, dass die Hamburger ihn lieber hinrichteten als in Dienst zu nehmen – das machten sie normalerweise mit besiegten Piraten.

Filmausschnitt: "Fickt die Hanse!"