Ein populäres Oratorium
Georg Friedrich Händel hat zwischen 1733 und 1757 zahlreiche Singstücke geschaffen. Eines seiner schönsten ist der Judas Maccabäus um den gleichnamigen jüdischen Freiheitskämpfer.
2009 jährt sich der Geburtstag von Georg Friedrich Händel zum 250. Mal. 40 Opern hat der Musiker komponiert. Damit war Händel zu seiner Zeit der unangefochtene Meister in diesem Fach. Jedem anderen Zeitgenossen hätte es finanziell wie künstlerisch das Rückgrat gebrochen, wenn das Publikum plötzlich keine Lust mehr auf Oper gehabt hätte.
Nicht so Händel: Der in London lebende Hallenser hat erfolgreich auf das Oratorium umgesattelt. 25 geistliche Singstücke hat der Komponist zwischen 1733 und 1757 geschaffen. Eines seiner schönsten ist der Judas Maccabäus um den gleichnamigen jüdischen Freiheitskämpfer. Judas Maccabäus ist nicht das einzige Oratorium mit Figuren aus dem Tanach. Auch Saul, Salomon, Jephtha oder Joshua kommen in Händel-Oratorien zu Ehren.
Allerdings ist der Judas Maccabäus von 1747 neben dem Messias das zu Lebzeiten populärste Oratorium des Komponisten gewesen. Das Werk beginnt todtraurig. Die Trauergesänge des Chors handeln vom Tod des Mattathias, dem Vater von Judas und Simon:
Judas Maccabäus wird zum Anführer der Israeliten auserkoren. Unter seiner Führung werden die feindlichen Heere geschlagen, doch schon droht neue Gefahr. Händel hat den Chor „"Fall'n is the foe“ zu Beginn des zweiten Aktes so vertont, dass die Stimmung zwischen Zweifel und Gewissheit förmlich greifbar wird. Das weiß auch der Musikwissenschaftler und Händel-Kenner Bernd Lamain. Für ihn ist dieser Judas Maccabäus alles andere als ein kraftstrotzender Feldherr.
zu „Fall'n is the Foe”:
Das ist sehr interessant, indem ja nicht nur der Chor den Zweifel ... er benennt ihn, es ist ja noch nicht zu Ende, das zeigt wieder gespiegelt auf Judas Maccabäus, dass er ist nicht der strahlende Held, sondern er ist auch mit sich selbst sehr skeptisch und hinterfragt seine Leistung und das, was er macht, ob das alles so richtig gewesen ist. Nicht der große Schlachtenführer, der über allen erhaben ist, trotzdem er tenor singt, aber er bleibt auf dem Boden, er hebt nicht ab.
Und dann beginnt dieser Chor in einer Dur-Tonart und wenn dann der Zweifel kommt, wechselt das wieder ins Moll, D-Moll diesmal. Dieses D-Moll hat immer dieses Offene, Fragende, Unentschiedene.
Der dramaturgische Höhepunkt des Judas Maccabäus ist allerdings das Stück „Sound an Alarm“ etwa in der Mitte des Oratoriums. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Händel seine musikalischen Mittel zurückgehalten. Aber dann setzt er zu einem Geniestreich an.
„Diese Szene, Sound an Alarm, ist das Kernstück. Diese Vorbereitung, das ist ja dramaturgisch von Händel so gedacht, dass er das ganz einfach mit schlichter Generalbassbegleitung zunächst einmal musizieren lässt, dann kommt eine Zäsur, ein Einschnitt, dann singt Judas einmal „Sound an Alarm“ ohne Orchesterbegleitung und dann fallen die zusätzlichen Instrumente ein und dann kommt noch der Chor dazu.
Der Held ist Tenor, die hellste Männerstimme, gerade auch in dieser Arie „Blast zum Alarm“ kommt das am prägnantesten zur Wirkung, weil Händel in der Wiederholung, wo dann die Trompeten und die Pauken einsetzen, die Stimme in ziemliche Höhen treibt. Das macht einen ungeheuren Effekt. Es ist kein genialer musikalischer Einfall, das ist reißerisch, aber ganz bewusst.“
Der dritte Akt beginnt mit der Nachricht vom Sieg. Die Israeliten feiern zur Wiedereinweihung des Tempels das Lichterfest. Aus dem dritten Akt stammt auch ein Lied, das Händel erst drei Jahre nach der Uraufführung in den Judas Maccabäus eingefügt hat. Es stammt ursprünglich aus dem Oratorium Joshua und trägt den Titel „See the conq'ering hero“. Wir kennen es alle. Wir singen es an Chanukka. Man singt es auch an Weihnachten.
Ob wir es nun als Adventslied „Tochter Zion, freue dich” oder als Chanukkahlied „Hava narima” singen – keine andere Händel-Komposition hat eine ähnliche Wirkung gehabt wie dieses Lied. Selbst Beethoven hat darüber noch 100 Jahre später seine „12 Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium Judas Maccabäus“ komponiert. Hier ein Ausschnitt aus dem Allegretto, gespielt von Misha Maisky und Martha Argerich.
Das Lied ist geradezu prädestiniert, um einen Helden zu verehren. Genau zu diesem Zweck hatte Händel es ursprünglich in den Judas Maccabäus eingefügt. Denn eigentlich war das Oratorium aus Anlass der Niederschlagung des Jakobitenaufstandes von 1745 komponiert worden. Zugeeignet hat Händel seine Werk dem Herzog von Cumberland, dem siegreichen Sohn von König George II. Kein Wunder also, dass Händels Melodie heutzutage zum festen Repertoire englischer Patrioten gehört.
„Er war ein großer Anhänger des Hannoveranischen Königshauses und hatte da eine Identifikationsfigur in diesem König Georg II.
Dieser Judas Maccabäus schlug ein wie eine Bombe und wurde zum Straßenfeger. Das war dann nun etwas, was zeitpolitisch so aktuell war, dass das einfach passte. Die haben dann wahrscheinlich nach der Aufführung gejubelt und ihren König hochleben lassen.
Im Judas Maccabäus gibt es zwei Hauptpersonen, die erste ist natürlich Judas Maccabäus, die zweite ist das Volk als Einheit, alles andere ist so drum herum. Das Volk ist ein mitagierender Teil, das macht meiner Meinung etwas Besonderes aus, weil das Publikum konnte sich denn auch mit dem Volk Israel identifizieren.“
Nicht so Händel: Der in London lebende Hallenser hat erfolgreich auf das Oratorium umgesattelt. 25 geistliche Singstücke hat der Komponist zwischen 1733 und 1757 geschaffen. Eines seiner schönsten ist der Judas Maccabäus um den gleichnamigen jüdischen Freiheitskämpfer. Judas Maccabäus ist nicht das einzige Oratorium mit Figuren aus dem Tanach. Auch Saul, Salomon, Jephtha oder Joshua kommen in Händel-Oratorien zu Ehren.
Allerdings ist der Judas Maccabäus von 1747 neben dem Messias das zu Lebzeiten populärste Oratorium des Komponisten gewesen. Das Werk beginnt todtraurig. Die Trauergesänge des Chors handeln vom Tod des Mattathias, dem Vater von Judas und Simon:
Judas Maccabäus wird zum Anführer der Israeliten auserkoren. Unter seiner Führung werden die feindlichen Heere geschlagen, doch schon droht neue Gefahr. Händel hat den Chor „"Fall'n is the foe“ zu Beginn des zweiten Aktes so vertont, dass die Stimmung zwischen Zweifel und Gewissheit förmlich greifbar wird. Das weiß auch der Musikwissenschaftler und Händel-Kenner Bernd Lamain. Für ihn ist dieser Judas Maccabäus alles andere als ein kraftstrotzender Feldherr.
zu „Fall'n is the Foe”:
Das ist sehr interessant, indem ja nicht nur der Chor den Zweifel ... er benennt ihn, es ist ja noch nicht zu Ende, das zeigt wieder gespiegelt auf Judas Maccabäus, dass er ist nicht der strahlende Held, sondern er ist auch mit sich selbst sehr skeptisch und hinterfragt seine Leistung und das, was er macht, ob das alles so richtig gewesen ist. Nicht der große Schlachtenführer, der über allen erhaben ist, trotzdem er tenor singt, aber er bleibt auf dem Boden, er hebt nicht ab.
Und dann beginnt dieser Chor in einer Dur-Tonart und wenn dann der Zweifel kommt, wechselt das wieder ins Moll, D-Moll diesmal. Dieses D-Moll hat immer dieses Offene, Fragende, Unentschiedene.
Der dramaturgische Höhepunkt des Judas Maccabäus ist allerdings das Stück „Sound an Alarm“ etwa in der Mitte des Oratoriums. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Händel seine musikalischen Mittel zurückgehalten. Aber dann setzt er zu einem Geniestreich an.
„Diese Szene, Sound an Alarm, ist das Kernstück. Diese Vorbereitung, das ist ja dramaturgisch von Händel so gedacht, dass er das ganz einfach mit schlichter Generalbassbegleitung zunächst einmal musizieren lässt, dann kommt eine Zäsur, ein Einschnitt, dann singt Judas einmal „Sound an Alarm“ ohne Orchesterbegleitung und dann fallen die zusätzlichen Instrumente ein und dann kommt noch der Chor dazu.
Der Held ist Tenor, die hellste Männerstimme, gerade auch in dieser Arie „Blast zum Alarm“ kommt das am prägnantesten zur Wirkung, weil Händel in der Wiederholung, wo dann die Trompeten und die Pauken einsetzen, die Stimme in ziemliche Höhen treibt. Das macht einen ungeheuren Effekt. Es ist kein genialer musikalischer Einfall, das ist reißerisch, aber ganz bewusst.“
Der dritte Akt beginnt mit der Nachricht vom Sieg. Die Israeliten feiern zur Wiedereinweihung des Tempels das Lichterfest. Aus dem dritten Akt stammt auch ein Lied, das Händel erst drei Jahre nach der Uraufführung in den Judas Maccabäus eingefügt hat. Es stammt ursprünglich aus dem Oratorium Joshua und trägt den Titel „See the conq'ering hero“. Wir kennen es alle. Wir singen es an Chanukka. Man singt es auch an Weihnachten.
Ob wir es nun als Adventslied „Tochter Zion, freue dich” oder als Chanukkahlied „Hava narima” singen – keine andere Händel-Komposition hat eine ähnliche Wirkung gehabt wie dieses Lied. Selbst Beethoven hat darüber noch 100 Jahre später seine „12 Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium Judas Maccabäus“ komponiert. Hier ein Ausschnitt aus dem Allegretto, gespielt von Misha Maisky und Martha Argerich.
Das Lied ist geradezu prädestiniert, um einen Helden zu verehren. Genau zu diesem Zweck hatte Händel es ursprünglich in den Judas Maccabäus eingefügt. Denn eigentlich war das Oratorium aus Anlass der Niederschlagung des Jakobitenaufstandes von 1745 komponiert worden. Zugeeignet hat Händel seine Werk dem Herzog von Cumberland, dem siegreichen Sohn von König George II. Kein Wunder also, dass Händels Melodie heutzutage zum festen Repertoire englischer Patrioten gehört.
„Er war ein großer Anhänger des Hannoveranischen Königshauses und hatte da eine Identifikationsfigur in diesem König Georg II.
Dieser Judas Maccabäus schlug ein wie eine Bombe und wurde zum Straßenfeger. Das war dann nun etwas, was zeitpolitisch so aktuell war, dass das einfach passte. Die haben dann wahrscheinlich nach der Aufführung gejubelt und ihren König hochleben lassen.
Im Judas Maccabäus gibt es zwei Hauptpersonen, die erste ist natürlich Judas Maccabäus, die zweite ist das Volk als Einheit, alles andere ist so drum herum. Das Volk ist ein mitagierender Teil, das macht meiner Meinung etwas Besonderes aus, weil das Publikum konnte sich denn auch mit dem Volk Israel identifizieren.“