Ein paar hübsche Ideen
Die Probebühne im Humboldt Lab ist der Vorlauf für das Humboldt-Forum. Die Künstler dürfen hier ungewöhnliche Dinge ausprobieren. Das ist ganz hübsch anzuschauen - doch die Revolution des Museums bleibt offenbar aus.
Ist das schon die museale Revolution, die sich die Staatlichen Museen einst vom Humboldt-Forum versprochen haben? Für Viola König, die Direktorin der Ethnologischen Sammlungen in Dahlem, dürfte es sich angesichts der Probebühne des Humboldt Lab durchaus so anfühlen. Die Bühne soll eine Art Vorlauf sein für das, was man dereinst, ab dem Jahr 2019, im Berliner Schloss sehen können soll.
"Es war für uns sicherlich schon ungewöhnlich, überhaupt das Risiko einzugehen, Verantwortung abzugeben, Verantwortung an Leute, die wir gar nicht kannten, an Künstler vor allen Dingen. Normalerweise würden unsere Restauratoren nicht präkolumbische Gefäße nehmen, die mit Wasser füllen, hin- und herschütten, ausschütten, und mal gucken, ob da irgendwelche Sounds rauskommen. Normalerweise dürfen unsere Kuratoren auf gar keinen Fall so viel Text schreiben, wie sie wollen, und das wird dann auch noch an die Wand gehängt. Wir stellen uns auch Kunstkammern normalerweise anders vor...."
Zum Einstieg und als erste Präsentation sind insgesamt sechs Projekte ausgewählt. Sie alle verstehen sich als Versuche - fast beschwörend betont Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, immer wieder, dass in dieser Phase immer alles auch noch verworfen werden kann. Doch einige gedankliche Grundmuster lassen sich identifizieren - schon gleich am Eingang, wo die Besucher ihre Mäntel in einer Garderobe ablegen können, die aus leeren Museumsvitrinen besteht. Martin Heller, der Schweizer Architekt und Ausstellungsgestalter, der eigens für die Ausstellungskonzeption der außereuropäischen Kunst im Humboldt-Forum nach Berlin geholt wurde, sieht darin ein erstes Statement:
"Die Situation, einen Besucher beim ersten Mal überzeugen zu müssen oder ihn herausfordern zu können - aus dieser Situation heraus haben dann Barbara Holzer und Tristan Kobler zusammen mit der Künstlerin Karin Sander diese Idee in die Welt gesetzt, nun nicht von Exotik zu sprechen, von Fernweh, von Eurozentrismus, sondern vom Besucher. Weil wir alle hier in diesem Team davon überzeugt sind, dass die Besucher das Wichtigste sind am Humboldt-Forum."
Die Umfunktionierung der heutigen Alltagskleidung über die Garderobe in temporäre Museumsstücke erinnert noch an die ursprünglichen Pläne, als die Staatlichen Museen tatsächlich noch ein Museum neuen Typs ersonnen hatten, das den Besucher auf seine eigenen Erwartungen und Vorurteile zurückwirft und ihn selbst zum Teil des Museums werden lässt.
Beim Humboldt Lab findet sich dieser Grundgedanke immer noch, aber unter veränderten Vorzeichen, nicht zuletzt weil die Planungen der Schlossarchitektur mittlerweile ergeben haben, dass die Säle nun doch nicht so weiträumig angelegt werden können, wie anfangs erhofft. So geht es beim Humboldt Lab nun insgesamt kleinteiliger zu, man erprobt lauter kleinere Einzelprojekte, die auch in begrenzten Räumlichkeiten funktionieren müssen. Etwa ein Projekt der Kuratorin Andrea Scholz zur Provenienz von Ausstellungsstücken. Im Benin-Saal findet sich ein Fetisch-Objekt der sogenannten Maroons, dessen heikler historischer Hintergrund sich kaum auf den ersten Blick erschließen würde:
"Das sind eben die Nachkommen der ehemaligen Sklaven, die unter anderem aus Westafrika gekommen sind, aber auch aus Zentralafrika, also aus ganz unterschiedlichen Regionen und 1650 ungefähr nach Surinam kamen, und gleichzeitig aber auch schon von den Plantagen geflohen sind und eben so eigene Gruppen gebildet haben. Und interessant an den Maroons ist unter anderem ihre Kunst. Deswegen gibt es in fast allen größeren ethnologischen Museen diese Maroon-Sammlungen..."
Ein anderes Projekt, das sich "Museum der Gefäße" nennt, geht auf die Erkenntnis zurück, das 40 Prozent der außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen aus Gefäßen aller Art besteht, von Schalen und Krügen aus der Alltagsverwendung bis zu sakralen und künstlerischen aus allen Epochen. In einer Art Migration der Formen hat man davon nun einige hundert in all ihrer Vielfalt und Pracht zusammengestellt, so dass gerade an der Gestaltung so einfacher, elementarer Dinge sehr unterschiedliche kulturelle Bezüge deutlich werden sollen.
Viele Ahs und Ohs löst die künstlerische Intervention von Theo Eshetu im Südseebereich aus, der in den Saal mit polynesischen Segelbooten eine Spiegelkugel gehängt hat, wie man sie eher aus Diskotheken kennt und mit der er einen künstlichen Sternenhimmel an die Decke wirft. Atmosphärisch elegant verweist er so auch auf die traditionellen Techniken der Navigation.
Manch hübsche Ideen also, durchaus - die mit einer Revolution des Museums am Ende aber nicht mehr allzu viel zu tun haben. Aus dem Humboldt-Forum scheint sich über das Humboldt Lab nun eher eine große Initiative der Museumspädagogik entwickelt zu haben. Der Besucher interessiert die Museumsleute eindeutig noch immer – aber die Institution des Museums wird nicht mehr hinterfragt. Das war damals bei der ersten Humboldt-Forum-Werkstatt vor vier Jahren durchaus noch anders.
"Es war für uns sicherlich schon ungewöhnlich, überhaupt das Risiko einzugehen, Verantwortung abzugeben, Verantwortung an Leute, die wir gar nicht kannten, an Künstler vor allen Dingen. Normalerweise würden unsere Restauratoren nicht präkolumbische Gefäße nehmen, die mit Wasser füllen, hin- und herschütten, ausschütten, und mal gucken, ob da irgendwelche Sounds rauskommen. Normalerweise dürfen unsere Kuratoren auf gar keinen Fall so viel Text schreiben, wie sie wollen, und das wird dann auch noch an die Wand gehängt. Wir stellen uns auch Kunstkammern normalerweise anders vor...."
Zum Einstieg und als erste Präsentation sind insgesamt sechs Projekte ausgewählt. Sie alle verstehen sich als Versuche - fast beschwörend betont Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, immer wieder, dass in dieser Phase immer alles auch noch verworfen werden kann. Doch einige gedankliche Grundmuster lassen sich identifizieren - schon gleich am Eingang, wo die Besucher ihre Mäntel in einer Garderobe ablegen können, die aus leeren Museumsvitrinen besteht. Martin Heller, der Schweizer Architekt und Ausstellungsgestalter, der eigens für die Ausstellungskonzeption der außereuropäischen Kunst im Humboldt-Forum nach Berlin geholt wurde, sieht darin ein erstes Statement:
"Die Situation, einen Besucher beim ersten Mal überzeugen zu müssen oder ihn herausfordern zu können - aus dieser Situation heraus haben dann Barbara Holzer und Tristan Kobler zusammen mit der Künstlerin Karin Sander diese Idee in die Welt gesetzt, nun nicht von Exotik zu sprechen, von Fernweh, von Eurozentrismus, sondern vom Besucher. Weil wir alle hier in diesem Team davon überzeugt sind, dass die Besucher das Wichtigste sind am Humboldt-Forum."
Die Umfunktionierung der heutigen Alltagskleidung über die Garderobe in temporäre Museumsstücke erinnert noch an die ursprünglichen Pläne, als die Staatlichen Museen tatsächlich noch ein Museum neuen Typs ersonnen hatten, das den Besucher auf seine eigenen Erwartungen und Vorurteile zurückwirft und ihn selbst zum Teil des Museums werden lässt.
Beim Humboldt Lab findet sich dieser Grundgedanke immer noch, aber unter veränderten Vorzeichen, nicht zuletzt weil die Planungen der Schlossarchitektur mittlerweile ergeben haben, dass die Säle nun doch nicht so weiträumig angelegt werden können, wie anfangs erhofft. So geht es beim Humboldt Lab nun insgesamt kleinteiliger zu, man erprobt lauter kleinere Einzelprojekte, die auch in begrenzten Räumlichkeiten funktionieren müssen. Etwa ein Projekt der Kuratorin Andrea Scholz zur Provenienz von Ausstellungsstücken. Im Benin-Saal findet sich ein Fetisch-Objekt der sogenannten Maroons, dessen heikler historischer Hintergrund sich kaum auf den ersten Blick erschließen würde:
"Das sind eben die Nachkommen der ehemaligen Sklaven, die unter anderem aus Westafrika gekommen sind, aber auch aus Zentralafrika, also aus ganz unterschiedlichen Regionen und 1650 ungefähr nach Surinam kamen, und gleichzeitig aber auch schon von den Plantagen geflohen sind und eben so eigene Gruppen gebildet haben. Und interessant an den Maroons ist unter anderem ihre Kunst. Deswegen gibt es in fast allen größeren ethnologischen Museen diese Maroon-Sammlungen..."
Ein anderes Projekt, das sich "Museum der Gefäße" nennt, geht auf die Erkenntnis zurück, das 40 Prozent der außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen aus Gefäßen aller Art besteht, von Schalen und Krügen aus der Alltagsverwendung bis zu sakralen und künstlerischen aus allen Epochen. In einer Art Migration der Formen hat man davon nun einige hundert in all ihrer Vielfalt und Pracht zusammengestellt, so dass gerade an der Gestaltung so einfacher, elementarer Dinge sehr unterschiedliche kulturelle Bezüge deutlich werden sollen.
Viele Ahs und Ohs löst die künstlerische Intervention von Theo Eshetu im Südseebereich aus, der in den Saal mit polynesischen Segelbooten eine Spiegelkugel gehängt hat, wie man sie eher aus Diskotheken kennt und mit der er einen künstlichen Sternenhimmel an die Decke wirft. Atmosphärisch elegant verweist er so auch auf die traditionellen Techniken der Navigation.
Manch hübsche Ideen also, durchaus - die mit einer Revolution des Museums am Ende aber nicht mehr allzu viel zu tun haben. Aus dem Humboldt-Forum scheint sich über das Humboldt Lab nun eher eine große Initiative der Museumspädagogik entwickelt zu haben. Der Besucher interessiert die Museumsleute eindeutig noch immer – aber die Institution des Museums wird nicht mehr hinterfragt. Das war damals bei der ersten Humboldt-Forum-Werkstatt vor vier Jahren durchaus noch anders.